Fluggesellschaften müssen teils leere Flugzeuge starten lassen, obwohl das klimaschädlich ist. Doch für die Airlines ist das überlebenswichtig. Grund dafür ist eine Vorgabe der EU.
Seit Beginn der Corona-Krise hat die Reisebranche zu kämpfen. Wegen der hoch ansteckenden Omikron-Variante ist die Nachfrage nach Flügen erneut eingebrochen.
Weil die Beförderung von Passagieren auf vielen trotzdem bedienten Routen zur Nebensache geworden ist, gibt es im Streit um die Landeslots-Regelung eine ungewöhnliche Verteilung der Rollen: Umweltaktivisten und große Airlines machen gemeinsam Druck auf die Europäische Union, die sich sonst gerne als ein globaler Vorreiter beim Klimaschutz gibt.
Klimaschädliche Leerflüge für die Wettbewerbsfähigkeit
Die zum Lufthansa-Konzern gehörende Fluggesellschaft Brussels Airline hatte erklärt, dass sie diesen Winter etwa 3.000 Flüge durchführen müsse, die primär zur Wahrung von Netzwerkrechten dienen würden, wenn die EU keine Ausnahmeregelung vorlege.
Die Lufthansa selbst hat angegeben, sie werde diesen Winter insgesamt 18.000 "unnötige" Flüge anbieten müssen, nur um die für das Gesamtangebot wichtigen Landeslots nicht zu verlieren. Dabei ist der Flugplan für die kommenden Monate ohnehin schon stark ausgedünnt.
Airlines müssen massive Umweltverschmutzung in Kauf nehmen
Start- und Landerechte für wichtige Routen gelten in der Luftfahrtbranche als ein äußerst kostbares Gut. Und um ihre Ansprüche darauf zu behalten, müssen Fluggesellschaften auf diesen Routen die möglichen Slots zu einem hohen Prozentsatz auch tatsächlich bedienen. Deswegen werden Flüge zu beliebten Zielen oft auch dann aufrechterhalten, wenn sie den Unternehmen Verluste bescheren.
Dies war schon vor Beginn der Pandemie gängige Praxis - trotz massiver Kritik wegen der damit verbundenen Umweltverschmutzung. Der durch Reisebeschränkungen und andere Maßnahmen zur Eindämmung des Coronavirus verursachte Einbruch der Fluggastzahlen hat die Praxis jedoch ins Absurde geführt.
Lufthansa, KLM und Air-France fordern mehr Flexibilität
Normalerweise müssen Airlines mindestens 80 Prozent der ihnen zugeteilten Slots nutzen, um ihre Rechte zu wahren. Die EU hatte die Grenze auf 50 Prozent heruntergesetzt, um während der Pandemie die Zahl der leeren oder halbleeren Maschinen im europäischen Luftraum zu reduzieren. In den USA wurde eine ähnliche Anpassung vorgenommen.
- Ryanair gibt Basis in Frankfurt auf
Hohe Start- und Landegebühren: Der Billigflieger Ryanair zieht sich vom Flughafen Frankfurt/Main zurück. In Frankfurt gebe es keine Möglichkeit zu wachsen, so Ryanair.
Im Dezember kündigte die EU-Kommission aber für Ende März eine Erhöhung auf 64 Prozent an. Große europäische Fluggesellschaften wie Lufthansa, Air France und KLM fordern angesichts der Ausnahmesituation aber zusätzliche Flexibilität, gerade im Hinblick auf die Vorgaben bezüglich der Start- und Landerechte.
Die EU steht damit allerdings vor einer schwierigen Entscheidung:
- Auf der einen Seite muss sie dafür sorgen, dass im Kampf um die begehrten Slots ein fairer Wettbewerb gewahrt bleibt: Wenn die großen Fluggesellschaften ihr Angebot zurückschrauben, sollten unter normalen Umständen andere Marktteilnehmer eine Chance bekommen, Verbindungen zu übernehmen.
- Auf der anderen Seite gilt es, die klimaschädlichen Flüge so weit wie nur möglich zu begrenzen, wenn sie nicht einmal gebraucht werden.
Kein Einlenken der EU in Sicht
EU-Verkehrskommissarin Adina Valean räumte im Dezember zwar ein, dass die Bedrohung durch Omikron für die Reisebranche ein großes Problem sei. Eine Anpassung der Regelungen stellte sie nicht in Aussicht.