Die Inflationsrate hat im Dezember mit 5,3 Prozent einen neuen Höchststand erreicht. Am härtesten trifft das diejenigen, die gar nichts oder nur sehr wenig haben.
Ganz offensichtlich läuft da was schief in der Finanzwelt des Gebens und des Nehmens. Da wundern sich nicht nur bibelfeste Christen. Auch ein jeder Erstsemester der Wirtschaftswissenschaften weiß, dass Sparen und damit der Verzicht auf Konsum eigentlich belohnt werden muss und zwar in Form von Zinsen.
Wer spart und deshalb hat, dem wird eigentlich gegeben. Denn nur so, so lernt man das, ist Geld da für weitere Investitionen, die jede wachsende Volkswirtschaft dringend braucht.
Sparern wird nichts mehr gegeben
Doch die Verzinsung ist ja inzwischen quasi abgeschafft, daran hat man sich schon gewöhnt. Wer braucht schon das Geld von Sparern, wenn die Notenbanken die Märkte mit billigem Geld geradezu fluten?
Das geht inzwischen soweit, dass sich immer mehr Banken mit Negativ-Zinsen gegen allzu große Sparguthaben wehren. Durch kluge Verteilung, am Ende auch zuhause unterm Kopfkissen, konnten sich Sparer solchen Zins-Verlusten bislang aber noch einigermaßen erfolgreich entziehen.
Die Inflation nimmt allen
Doch mit der Inflation ist inzwischen ein ganz anderes Schreckgespenst um die Ecke gekommen. Und das greift wirklich überall zu, selbst unterm Kopfkissen. Für den vergangenen Dezember-Monat meldet das Statistische Bundesamt eine vorläufige Teuerung von 5,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. 5,3 Prozent Verlust also bei der Kaufkraft jedes ersparten Euros. Gefühlt ist es freilich für den ein oder anderen sogar deutlich mehr.
Wer etwa regelmäßig den größten Teil seines Sparbuchs plündern muss, um sich einen neuen fahrbaren Untersatz zu leisten, merkt schnell, dass er mit den üblichen Summen in der neuen E-Mobilitäts-Welt nicht mehr weit kommt, zumindest nicht ohne staatliche Hilfen. Und wer nun sagt, dass das doch ein ganz schöner Umverteilungseffekt von den Wohlhabenden für den Umweltschutz sei, der übersieht, dass die Inflation am härtesten diejenigen trifft, die gar nichts oder nur sehr wenig haben.
Denn wer jenseits des Gedankens an ein neues Auto jeden Euro zweimal umdrehen muss, um irgendwie Monat für Monat über die Runden zu kommen, der wird im Supermarkt, an der Tankstelle oder bei der jährlichen Nebenkostenabrechnung nicht nur stärker belastet, sondern regelrecht von der Inflation ausgeknockt.
Wer nimmt, dem wird gegeben
Profitieren in dieser Situation können vor allem Schuldner, also alle diejenigen, denen es irgendwie gelingt, das erarbeitete Geld anderer Leute mit vollen Händen auszugeben.
Wenn denn überhaupt - das ist aber eine andere Geschichte - müssen sie nämlich mit steigender Inflation real über die Jahre immer weniger für ihre einstigen Schulden zurückzahlen.
Die Gründe dauern an
Insbesondere von Seiten der europäischen Währungshüter war über Monate zu hören, dass die erhöhte Teuerung vor allem nur vorübergehenden Basis- und Sondereffekten, wie der zeitweise gesenkten Mehrwertsteuer oder der Einführung des neuen CO2-Preises geschuldet sei. Keine Frage, die gab es. Doch immer mehr Experten kommen zu dem Schluss, dass es auch dauerhafte Gründe gibt. Darunter auch die Notenbanken selbst, die inzwischen seit Jahren die Märkte mit aberwitzigen Billionen-Summen unablässlich fluten.
Die Amerikaner, die ebenfalls unter einer starken Inflation leiden, haben nun vorgelegt. Die dortige Notenbank Fed sieht Handlungsbedarf und denkt deshalb über eine raschere Zinsanhebung nach. Im Frankfurter Hochhaus der EZB am Main hingegen scheint man von einem solchen Schritt noch weit entfernt. Wenn die Inflation also nicht von selbst wieder deutlich zurückgeht, bleibt´s zunächst dabei: Wer hat, dem wird genommen.
Felix Hero ist Wirtschaftsredakteur des ZDF