Die Konjunktur wird von Ökonomen oft ein "zartes Pflänzchen" genannt. Hier ein konjunktureller Blick auf die Zeit zwischen Maiglöckchen und Herbstzeitlosen, Mai und Oktober.
Nach dem historischen Einbruch im Frühjahr ist die deutsche Wirtschaft in Rekordtempo gewachsen. Das Bruttoinlandsprodukt legte um 8,2 Prozent gegenüber dem Vorquartal zu.
Nach dem schweren Einbruch in der Corona-Krise hat die deutsche Wirtschaft im dritten Quartal wieder Boden gut gemacht. Laut Statistischem Bundesamt hat das BIP um 8,2 Prozent gegenüber dem Vorquartal zugelegt. Das ist mehr, als von Wirtschaftsinstituten oder der Bundesregierung erwartet wurde. So weit die gute Nachricht.
Das große Plus ist unter anderem auf staatliche Hilfsprogramme zurückzuführen. So konnten Konsum und Investitionen schnell wieder anspringen. Doch diese Erholung wird nicht von Dauer sein. So weit die schlechte Nachricht.
Vor der Krise mehr: Deutsche Wirtschaftsleistung noch rund vier Prozent niedriger
Die dunkle Jahreszeit liegt noch vor uns - in vielerlei Hinsicht. Nicht nur die Tage werden kürzer und die Bäume verlieren ihre Blätter, auch mit dem "zarten Pflänzchen" der Konjunkturerholung dürfte es erstmal vorbei sein. Mehr als 18.000 Corona-Neuinfektionen gibt es heute. Das ist einmal mehr ein trauriger Rekord, so viele Covid-19-Kranke gab es noch nie an einem Tag in Deutschland.
Auch, wenn die Börse manchmal den Ruf zu haben scheint, "abgehoben und realitätsfremd" zu sein, die gedrückte Stimmung spiegelt sich in den Kursen wider. Schon jetzt liegt der Dax diese Woche über sieben Prozent im Minus.
Die deutsche Wirtschaft ist im dritten Quartal deutlich gewachsen – ein Hoffnungsschimmer oder nur eine Momentaufnahme? Börsenexperte Frank Bethmann schätzt die Zahlen ein.
Altmaier macht Mut
Bundeswirtschaftsminister Altmaier hat an diesem Freitag hoffnungsvoll gesagt, dass die deutsche Wirtschaft in der Lage sei, auch unter den Bedingungen der Pandemie "Wachstumskräfte freizusetzen". Das Herbstgutachten fiel besser als erwartet aus, aber die Herbststürme stehen noch aus. Es drohen der deutschen Wirtschaft in den kommenden Monaten zahlreiche Insolvenzen.
Für das Gesamtjahr 2020 sagt die Regierung einen BIP-Einbruch um 5,5 Prozent voraus. Für 2021 wird ein Anstieg der Wirtschaftsleistung um 4,4 Prozent erwartet, für 2022 ein Plus von 2,5 Prozent. Stand jetzt - alles steht und fällt damit, wie schnell die Pandemie nun in den Griff zu bekommen ist. Für den ab November erfolgenden Teil-Lockdown stehen Milliardenhilfen zur Verfügung. Kommen sollen sie aus dem Bundeshaushalt.
Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier hebt die Konjunkturprognose für das laufende Jahr trotz des Teil-Lockdowns im November leicht an.
Christine Lagarde als Christkind?
Auch die EZB ist und bleibt der verlässliche Partner, falls das Geld in Europa ausgehen sollte. Zwischen Mai und September hat sich zwar, unter anderem, auch die Wirtschaftsleistung in Frankreich und Spanien verbessert, aber die zweite Corona-Welle schwappt gerade mit voller Wucht nach Europa hinein. Deshalb steht die EZB parat.
In ihrer Sitzung stellte EZB-Präsidentin Christine Lagarde neue Nothilfen für Dezember in Aussicht - will heißen: Das Anleihen-Aufkaufprogramm könnte abermals ausgeweitet werden. So verteilt die EZB dann vermutlich Weihnachtsgeschenke an diejenigen Staaten der Eurozone, die zielgerichtet Pandemie-Hilfe brauchen. Wie viele das sein werden, ist offen aber Lagarde folgt damit der Linie ihres Vorgängers Mario Draghi: "Whatever it takes!"
Von Maiglöckchen und Herbstzeitlosen bis hin zu den Christrosen Ende des Jahres. Noch nie war der botanische - Verzeihung - börsianische Ausblick so schwer vorhersehbar wie im Corona-Jahr 2020.