KI-Start-ups in Deutschland: An den Ideen mangelt es nicht
Von Kampfdrohne bis Taxi-Shuttle:KI in Deutschland: An Ideen mangelt es nicht
von Lothar Becker
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Gute Ideen zu profitablen Produkten machen, darum geht es bei Start-ups. Entscheidend sind dabei oft die richtigen Investoren. Doch es braucht auch Rückendeckung aus der Politik.
Die HX-2 Drohne von der deutschen Firma Helsing wird tausendfach gebaut. Dabei haben es Tech-Start-ups in Deutschland schwerer als anderswo.
Quelle: dpa
An den Ideen mangelt es in Deutschland nicht, das zeigt auch die Europa-Premiere der Messe Xponential in Düsseldorf. Doch im guten alten Europa scheint man träge geworden zu sein, wenn es darum geht, in neue Produkte und Innovationen zu investieren. Zu träge, wenn man die Dynamik derselben Branche in den USA oder China in Betracht zieht, sagt Mark Wächter, Leiter des Start-up-Programms "XPO+".
Hard- und Software komme aus den USA und China, Europa hingegen habe es "nicht geschafft, sich so konzentriert zu organisieren, dass man hätte dagegenhalten können". Eine gewisse Mitschuld sieht Wächter bei der föderalen Struktur der Europäischen Union oder auch der Bundesrepublik. Es fehle eine klare Richtung, allerdings "ohne eine steuernde Hand wie durch Trump oder die chinesische Staatsführung, mit anschließender Staatsbeteiligung in den Unternehmensstrukturen."
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Die klare Richtung könnte von mutigen, aber auch loyalen Investoren kommen. Firmen, die nicht nur fürs Image Thinktanks und Innovation-Hubs fördern, sondern Innovationen in den Markt bringen, indem sie Start-up-Ideen zur Marktreife treiben, schieben, finanzieren - auch wenn ordentlich unternehmerisches Risiko drinsteckt.
Kleine Firmen schneller als Großkonzern
Bei der Mira GmbH war es ein Konzern, der selbst ein Start-up ausgegründet hat - Rheinmetall. Fernsteuerungen für weit entfernt fahrende Fahrzeuge, entwickelt für den militärischen Einsatz, sollen durch das Start-up im zivilen Bereich vermarktet werden. Das geht in einer kleinen GmbH schneller und agiler als im Großkonzern.
Auf der Messe XPONENTIAL Europe 2025 zeigt die Mira GmbH ihr ferngesteuertes Shuttle-Fahrzeug.
Quelle: ZDF/ Lothar Becker
Start-ups: Ein Konzern im Rücken hilft
"Corporate Start-ups haben den Vorteil, dass die Mutter da ist", sagt Marian Maier-Andrae, Leiter der Unternehmensentwicklung bei Mira. "Und die bleibt dabei, als verlässliche Investorin mit guten Kontakten", die auch mal Partner überzeugen kann die junge Tochterfirma zu engagieren. Außerdem gibt es bereits einen funktionierenden Verwaltungsapparat, der übernimmt, wenn die europäische, die Bundes-, die Landes- oder die kommunale Bürokratie jungen Unternehmen jeden Spielraum nimmt Fahrt aufzunehmen, erklärt Meier-Andrae.
Die Mira-Systeme fahren inzwischen, sind zugelassen und dürfen auf definierten Strecken am Verkehr teilnehmen. Die Fahrzeuge werden zentral via Handynetz von einem Tele-Operator gesteuert. Das kann da Sinn machen, wo Fahrer mehr Zeit mit Warten als mit Fahren verbringen. Zum Beispiel Shuttle-Taxis oder LKW in Logistikzentren. Oder wenn autonom fahrend Fahrzeuge in anspruchsvollen Verkehrssituationen nicht mehr weiterwissen.
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Investorensuche ist im Rüstungsbereich einfacher
Einfacher wird es seit einigen Jahren für deutsche Start-ups Investoren zu finden, wenn es um militärische Anwendungen geht. Und da im Besonderen um Kampfdrohnen. Erst vor kurzem hat die Helsing GmbH aus München ihr Werk in Süddeutschland in Betrieb genommen. Dort werden Kampfdrohnen für die Ukraine hergestellt, die hochpräzise Ziele in bis zu hundert Kilometern Entfernung ansteuern.
Dank Künstlicher Intelligenz flieg die HX-2 Drohne auch dann weiter und trifft autonom das richtige Ziel, wenn der Gegner Störmaßnahmen einleitet, die klassische Drohnen zum Absturz bringen würden. 6.000 dieser Drohnen sollen in den nächsten Monaten hergestellt werden. Bis zu 1.000 pro Monat.
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Künstliche Intelligenz "Made in Europe" kann gelingen
Die Produktion so schnell hochzufahren, gelingt nur mit einer extrem hohen Automatisierung. Niklas Köhler, Mitgründer von Helsing: "Wir haben Europas klügste Köpfe vereint, um die Massenproduktion der Zukunft zu entwickeln. Unsere Resilience Factories setzen auf ein softwarebasiertes Design und skalierbare Produktionstechniken."
Skalierfähige Produkte, die hochqualitativ funktionieren - ein Feld in dem Europa und Deutschland im internationalen Vergleich vorne mitspielen könnten. Allerdings nur, wenn EU und Einzelstaaten schnell anfangen an einem Strang zu ziehen.
Lothar Becker ist Reporter im ZDF-Landesstudio Nordrhein-Westfalen.
Quelle: dpa
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