Die Coronakrise hat die Zahl der Langzeitarbeitslosen erhöht. Ein weltweit einzigartiges Pilot-Projekt in Österreich soll die Langzeitarbeitslosigkeit jetzt abschaffen.
Wer schon lange arbeitslos ist, findet nur schwer wieder einen Job. Die Konkurrenz auf dem Arbeitsmarkt ist groß. Doch es gibt neue Wege, die zurück in die Arbeitswelt führen.
Arbeitslosigkeit - für viele Betroffene bedeutet sie nicht nur, weniger Geld zu haben. Der geregelte Tagesablauf fehlt ebenso wie eine sinnvolle Beschäftigung. Dazu kommt oft gesellschaftliche Ausgrenzung. Wer mehr als ein Jahr ohne Beschäftigung ist, gilt als langzeitarbeitslos. Gleichzeitig sinken die Chancen, zurück in den Job zu finden.
Sind öffentlich finanzierte Arbeitsstellen eine Lösung?
Sven Hergovich ist der Chef des Arbeitsmarktservice Niederösterreich. Er setzt eine Idee um, die weltweit auf Interesse stößt: eine Jobgarantie. Alle, die arbeiten wollen, bekommen einen Job auf Staatskosten garantiert. Statt Arbeitslosigkeit einfach nur zu verwalten, wird der Staat hier aktiv, schafft öffentlich finanzierte Stellen für Arbeitslose - besonders auch für diejenigen, die wenig Chancen auf dem ersten Arbeitsmarkt haben.
"Wir schauen uns konkret an, was sind die individuellen Fähigkeiten und Talente der Arbeitssuchenden? Für all diejenigen, für die es keinen passenden Arbeitsplatz am ersten Arbeitsmarkt gibt, schaffen und finanzieren wir zusätzliche Arbeitsplätze im gemeinnützigen Bereich", erklärt Hergovich.
So schafft die Stadt Gramatneusiedl die Langzeitarbeitslosigkeit ab
In Gramatneusiedl bei Wien wird das weltweit einzigartige Pilotprojekt umgesetzt. Der Ort wurde ausgewählt, weil der Arbeitsmarkt hier dem niederösterreichischen Durchschnitt entspricht. Ergebnisse des Projektes lassen sich hochrechnen. Mehr als einhundert Langzeitarbeitslose gab es in der Gemeinde, bis Sven Hergovich viele neue Jobs geschaffen hat. Etwa auf dem Gelände einer stillgelegten Fabrik: Dort gibt es jetzt eine Schreiner- und Kreativwerkstatt, in der die Projektteilnehmer arbeiten. Auch in Unternehmen der Region werden Arbeitsplätze finanziert.
Aber: Die Jobgarantie kostet den Staat viel Geld, lohnt sich möglichweise nicht, so Kritiker. Wissenschaftler der Universitäten Oxford und Wien begleiten deshalb das Projekt. Studien sollen zeigen, ob sich eine Jobgarantie rechnet. Lukas Lehner, Volkswirtschaftler der Universität Oxford, erkennt schon eine Tendenz:
2023 endet das Projekt. Die Ergebnisse zeigen dann, ob sich eine Jobgarantie für den Staat und für die Gesellschaft rechnet.
Auf dem Bauernhof wieder ins Arbeitsleben einsteigen
Auch in Deutschland gibt es innovative Projekte gegen Langzeitarbeitslosigkeit. Das Jobcenter in Oldenburg hat einen Bauernhof angemietet für Menschen, die seit langem keine Arbeit haben. Langzeitarbeitslose finden auf dem Rohdenhof eine Beschäftigung. Hier sollen die Teilnehmenden wieder fit für die Vermittlung gemacht werden, sich ohne Druck an einen geregelten Tagesablauf gewöhnen.
Beschäftigung gibt es in der Werkstatt, im Garten oder mit den Tieren. Dazu kommt intensive Betreuung:
Viele der 400 Teilnehmenden fanden durch den Neustart wieder zurück in eine geregelte Beschäftigung. Die aktuellen Zahlen der Langzeitarbeitslosigkeit in Deutschland zeigen: der Bedarf an neuen Jobs ist groß. Waren im März 2020 - dem Beginn der Coronakrise, noch 709.000 Menschen langzeitarbeitslos, sind es im März 2022 fast 955.000. Auch in den Jahreszahlen zeigt sich die Entwicklung, wie die Grafik zeigt: