Unternehmen fehlen Bauteile und das bestellte Fahrrad ist seit Monaten überfällig - die Lieferengpässe wegen der Pandemie dürften Ökonomen zufolge noch länger andauern.
Wo globale Transportketten sonst wie Uhrwerke funktionieren, herrscht in der Corona-Pandemie großes Durcheinander - zum Verdruss von Wirtschaft und Verbrauchern, die Materialmangel und Lieferprobleme auf eine Geduldsprobe stellen. Volkswirte und Logistikexperten rechnen damit, dass die Probleme auch 2022 noch anhalten werden.
Restriktionen in den Häfen wegen Corona
"Es ist leider offen, wann sich die Situation bei den Lieferketten nachhaltig verbessern wird. Ich bin aber sicher, dass wenn wir die Pandemie besiegt haben, wann immer das sein wird, dann wird das auch alles wieder besser fließen", sagte die neue Präsidentin des Verbandes Deutscher Reeder, Gaby Bornheim, der Deutschen Presse-Agentur.
"Wir können unsere Seeleute immer noch nicht einfach so an Bord bringen, wie wir das gewohnt waren und sie auch nicht ungehindert von Bord holen", berichtet die Chefin der Hamburger Peter Döhle Schiffahrts-KG, eine der größten deutschen Reedereien.
Fehlende Container durch Verspätungen
Lange Zeit waren auch fehlende Container ein großes Problem, weil die Transportboxen wegen Verspätungen in den Fahrplänen nicht dort waren, wo sie zur neuen Beladung sein sollten.
Normalerweise sind Container zum Beispiel bei Hapag-Lloyd 50 Tage unterwegs, bevor sie wieder beladen werden können, aufgrund der Überlastungen der Häfen sind es mehr als 60 Tage.
Schiffe müssen tagelang auf Be- und Entladung warten
Als gewaltiges Nadelöhr erweisen sich schließlich viele Häfen - vor allem die an der chinesischen Küste und der amerikanischen Westküste, zwischen denen die riesigen Handelsströme zwischen den beiden größten Volkswirtschaften abgewickelt werden. In China wurden immer wieder Häfen ganz oder teilweise geschlossen, weil Hafenarbeiter coronainfiziert waren.
Schiffe müssen tagelang auf das Be- und Entladen warten oder auf andere Häfen ausweichen, vor denen sich dann ebenfalls große Staus bilden. Wegen der sehr strikten Reaktion der chinesischen Behörden und der beispiellosen Ausbreitungsgeschwindigkeit der Corona-Variante Omikron dürften geschlossene Hafenterminals in China auch 2022 ein Thema bleiben.
Rohstoffmangel wurde während der Pandemie akut. Die steigenden Produktions- und Transportkosten und lange Wartezeiten bekommen Schreinereien, wie Möbelhäuser gleichermaßen zu spüren.
Zu wenige Lkw-Fahrer in den USA
Auch vor dem Port of Los Angeles und vor Long Beach in direkter Nachbarschaft, den beiden wichtigsten Häfen an der US-Westküste, liegen massenhaft Schiffe auf Reede, im Herbst waren es zeitweise bis zu 100. Zudem funktionieren die Hinterlandverkehre nicht, wie sie sollten, auch weil es nicht genügend Lkw-Fahrer gibt.
US-Präsident Joe Biden hatte das Hafenproblem im Herbst zur Chefsache gemacht und erreicht, dass der Hafen Los Angeles an sieben Tagen die Woche und in der Nacht arbeitet.
Ökonom: 11 Prozent der Güter auf unbewegten Schiffen
Der Ökonom Vincent Stamer, der beim Kiel Institut für Weltwirtschaft regelmäßig weltweite Schiffsbewegungen analysiert, schätzt, dass derzeit mehr als 11 Prozent der weltweit verschifften Güter auf unbewegten Schiffen parkt - eine gewaltige Menge, bedenkt man, dass 90 Prozent der globalen Warenströme per Containerschiff transportiert werden.
Die deutschen Seehäfen gelten nicht als staugefährdet, weil sie auf den großen globalen Routen der Linienreedereien ganz zuletzt angefahren werden.
Lieferverzögerungen wohl noch weit ins Jahr 2022 hinein
Erste Besserung könnte sich laut Stamer im Februar nach dem chinesischen Neujahrsfest zeigen. Das Fest ist traditionell ein Höhepunkt des Konsums im bevölkerungsreichsten Land der Welt, danach ebbt die Konsumnachfrage deutlich ab.
Lieferverzögerungen und Engpässe könnten Wirtschaft und Verbraucher daher noch sehr weit ins nächste Jahr beschäftigen.
- Jetzt das ZDFheute Update abonnieren
Starten Sie gut informiert in den Tag oder Feierabend. Verpassen Sie nichts mit unserem kompakten Nachrichtenüberblick am Morgen und Abend. Jetzt bequem und kostenlos abonnieren.