LNG-Energiewende: Retten uns Gasschiffe aus Energiekrise?

    Die LNG-Energiewende:Retten uns Gasschiffe aus der Energiekrise?

    von Malin Ihlau
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    Umringt von Schleppkähnen und Polizeibooten kam die "Höegh Esperanza" am fertiggestellten LNG-Terminal in Wilhelmshaven an. Nun hat der Kanzler symbolisch den Gashahn aufgedreht.

    Nicht alle jubeln, nun, wo Bundeskanzler Olaf Scholz zusammen mit Wirtschaftsminister Robert Habeck und Ministerpräsident Stephan Weil heute das erste LNG-Terminal in Deutschland eröffnet hat. Über das Terminal sollen jährlich rund sechs Prozent des deutschen Gasbedarfs ins Netz eingespeist werden. Doch es gibt auch Bedenken: Chlorhaltige Abwässer dürfen nun ins Meer geleitet werden. Einen Tag vor dem Festakt genehmigte das Land Niedersachsen die entsprechende wasserrechtliche Genehmigung für die Anlage.

    Streit um chlorhaltige Abwässer der "Höegh Esperanza"

    Genau dieses Verfahren kritisieren Umweltschützer. Anders als andere LNG-Terminalschiffe, die in Deutschland noch anlegen werden, leitet die "Höegh Esperanza" Chlor in die Nordsee. Das sei nötig, damit die Leitungen des Schiffes, durch die das Gas fließt, nicht mit Seepocken verstopft werden, so die Begründung des Betreibers Uniper.
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    Dabei hätte es Alternativen gegeben, sagt Constantin Zerger von der Deutschen Umwelthilfe im ZDF-Interview:

    Unser Anliegen ist es nicht, das Projekt zu stoppen oder zu verzögern. Wir wollen, dass das Schiff umgerüstet wird. Es gibt Möglichkeiten ohne Chlor und Biozide auszukommen, und die wurden hier nicht geprüft.

    Constantin Zerge, Deutsche Umwethilfe

    Die Deutsche Umwelthilfe will dagegen klagen, und hat ein neues Gutachten in Auftrag gegeben.

    Terminalbau im Schnellverfahren

    Niedersachsens Wirtschaftsminister Olaf Lies dagegen lobt die neue "Deutschland-Geschwindigkeit“. Das Verfahren und der Bau des Terminals haben knapp sieben Monate gedauert - doch ohne Umweltverträglichkeitsprüfung, die durch das LNG-Beschleunigungsgesetz ausgesetzt war.
    Der Minister beteuert, alle Umweltstandards seien eingehalten worden. Ein Monitoring soll Sicherheit bringen. Und: "Es geht um Versorgungssicherheit, die warme Wohnung und die sichere Wirtschaft, die weiterarbeiten kann im Winter".

    Weitsichtig oder Aktionismus?

    Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) warnt vor einer Überkapazität der LNG-Versorgung. Mit dem LNG-Gesetz und der Planung von derzeit mehr als zehn Terminals, die bis 2043 betrieben werden sollen, gehen die Bemühungen der Bundesregierung deutlich über eine eher kurzfristig zu bedienende Gasnachfrage hinaus.
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    Das Projekt sei überdimensioniert und klimaschädlich, sagt der BUND-Vorsitzende, Olaf Bandt.

    Der geplante Bau von LNG-Terminals schießt weit über das hinaus, was notwendig wäre, um gut durch die nächsten Winter zu kommen.

    Olaf Bandt, BUND

    Die Bundesregierung verfestige damit auf Jahrzehnte eine fossile Infrastruktur.
    Bandt fordert, den Betrieb des Terminals in Wilhelmshaven zeitlich deutlich stärker zu befristen. Der Elan, der in dieses LNG-Projekt gesteckt wurde, wo war der eigentlich beim Ausbau der Erneuerbaren Energien, wie zum Beispiel der Windkraft, fragen sich Umweltschützer.

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