Personalnot: Wie ein Flugchoas noch verhindert werden kann

    Personalnot zur Ferienzeit:Wie ein Flugchaos noch verhindert werden kann

    20.06.2022 | 21:07
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    An deutschen Flughäfen fehlt Personal - jede fünfte Stelle bei den Bodendiensten ist unbesetzt. Zur Ferienzeit droht Chaos. Wie lässt sich das noch verhindern? Ein Überblick.

    Hamburg: Fluggäste gehen mit ihrem Gepäck durch das Terminal Eins des Flughafens Hamburg.
    Warteschlangen am Terminal - hier in Hamburg: Zur Urlaubszeit müssen Passagiere vor Abflug viel Zeit mitbringen.
    Quelle: Markus Scholz/dpa

    Luftfahrtbranche und Politik wollen ein Chaos zur Urlaubszeit an deutschen Flughäfen verhindern. Angesichts der starken Reisenachfrage nach der Corona-Pandemie kommt es verstärkt zu Warteschlangen, Verspätungen und Flugstreichungen. Als Knackpunkt gelten Engpässe durch Personalmangel bei Check-in, Sicherheitskontrollen und Gepäckabfertigung.
    Laut Flughafenverband ADV sind ein Fünftel der Stellen bei den Bodendiensten nicht besetzt. Alle Beteiligten wollen die Abläufe vereinfachen und beschleunigen: etwa Flughäfen, Airlines, Bodendienstleister, Flugsicherheit und Bundespolizei. Doch wer tut eigentlich was, um Engpässe und Warteschlangen zu vermeiden? Ein Überblick:

    Flugstreichungen

    Die Airlines dünnen bereits ihre Flugpläne aus, um die Abläufe an den Flughäfen zu stabilisieren und ein Chaos zu Spitzenzeiten zu vermeiden. So streicht die Lufthansa allein im Juli 900 Flüge an den Drehkreuzen in Frankfurt und München, ihre Billigtochter Eurowings kappt mehrere hundert Verbindungen. Der britische Billigflieger Easyjet streicht von Juni bis August vom und zum Berliner Flughafen rund 1.000 Flüge. Weitere Ausfälle sind möglich.

    Mehr Personal bei Bodendienstleistern

    Branchenverbände wollen rund 2.000 Leiharbeiter aus der Türkei holen, um Personallücken zu füllen, und hoffen dabei auf Unterstützung der Bundesregierung. Diese soll helfen, bürokratische Prozesse zu vereinfachen. Denn eine Hürde für rasche Neueinstellungen ist die Zuverlässigkeitsüberprüfung, die für Beschäftigte an Flughäfen gilt.
    Die Dauer des Sicherheitschecks beträgt laut Arbeitgeberverband der Bodenabfertigungsdienstleister im Luftverkehr (ABL) bis zu 14 Wochen. An anderer Stelle in der Branche heißt es dazu: "Die Behörden kommen gerade nicht hinterher."
    Der Frankfurter Flughafenbetreiber Fraport will gut 100 Mitarbeitende aus der Verwaltung einsetzen, um Engpässe abzupuffern. Das Personal soll unter anderem bei der Gepäckabfertigung helfen.

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    Fluggastaufkommen verteilen

    Airlines bieten teilweise einen Check-in am Vorabend des Fluges an, um den Andrang zu Spitzenzeiten zu reduzieren. Dies ist beim Ferienflieger Condor etwa an den Flughäfen Frankfurt und Düsseldorf am Wochenende umsonst. Dies gilt für den gesamten Sommer bis Oktober, wie eine Condor-Sprecherin sagt. "Das wird viel genutzt und die Kunden nehmen das stark an."

    Passagierströme leiten

    Seit der Corona-Krise gibt es mehr Andrang zu Stoßzeiten. "Diese Peaks haben sich noch einmal verschärft", heißt es beim Flughafenverband ADV. Die Airports setzen deshalb verstärkt sogenannte "Floor Walker" ein. Diese sollen den Passagieren bei der Orientierung helfen und damit letztlich lange Warteschlangen vermeiden.
    Es geht darum, dass die Fluggäste in der richtigen Schlange stehen, vielleicht unzulässige Flüssigkeiten schon vorab aus dem Handgepäck entfernen und zum Beispiel bestimmte Dokumente bereithalten.
    Auch die Lufthansa verstärkt das Personal zum Einweisen der Passagiere. Beschäftigte der Verwaltung seien, wie schon früher in der Hochsaison üblich, gebeten worden, sich für Einsätze am Flughafen zu melden, erklärt ein Sprecher.
    Lange Warteschlangen vor allem beim Sicherheitscheck.13.06.2022 | 1:34 min

    Eigeninitiative bei Passagieren

    Knackpunkt ist an vielen Airports derzeit die Sicherheitskontrolle. Aber wer fliegt, kann selbst ein bisschen mithelfen, die Abläufe zu vereinfachen: Frühzeitig am Flughafen sein, mehr Zeit einplanen als früher, Check-In online oder am Vorabend. Wer sein Handgepäck auf das Nötigste reduziert, kann dazu beitragen, längere Wartezeiten am Sicherheitscheck zu vermeiden.
    Ein Kenner hat hier jedoch einen besonderen Tipp, um sich Frust im Urlaub zu ersparen: "Wichtige Medikamente, Bikini oder Badehose ins Handgepäck nehmen - für den Fall, dass der Koffer erst später nachkommt."

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    von Nika Layeghi
    Flugzeuge von Lufthansa am Flufghafen Frankfurt am 27.05.2020
    FAQ
    Quelle: Reuters