Das Lufthansa-Management warb am Dienstag erfolgreich bei seinen Aktionären für eine milliardenschwere Kapitalerhöhung. So soll die Airline stabiler durch die Krise kommen.
"ReNew" lautet das Stichwort für eine Rundumerneuerung der Lufthansa. So soll der Konzern nach Meinung des Managements schlanker, deutlich kleiner und besser an den Kunden orientiert aus der Corona-Krise kommen und wieder durchstarten. "Wir werden diese Krise nicht nur meistern, sondern sie als Chance nutzen, unsere globale Position weiter zu stärken", sagte Lufthansa-Chef Carsten Spohr auf der Hauptversammlung in Frankfurt. Die Anleger konnten sich online dazu schalten.
Kapitalerhöhung von bis zu 5,5 Milliarden Euro
Dieser Optimismus steht in Kontrast zu den ersten drei Monaten des Jahres und einem eingetrübten Ausblick. Erst vergangene Woche hatte der Konzern seine kürzlich reduzierte Prognose noch einmal gesenkt: Statt im Gesamtjahr 2021 bis zur Hälfte seiner Jahreskapazität von 2019 erreichen zu können, erwartet man in Frankfurt jetzt nur noch etwa 40 Prozent.
Und das schreibt sich tiefrot in die Lufthansa-Bilanz: Das Minus der Kranich-Gesellschaft in den ersten drei Monaten des Jahres lag bei gut einer Milliarde Euro; die Zahl der Fluggäste liegt um 86 Prozent unter dem Vorkrisenwert. Um den weiteren Verlauf der Krise finanziell besser meistern zu können, hat die Lufthansa am Dienstag von seinen Aktionären grünes Licht für mögliche Kapitalerhöhungen in Höhe bis zu 5,5 Milliarden Euro bekommen. Höhe und Zeitpunkte stehen dafür noch nicht fest.
Staatshilfen sollen zurückgezahlt werden
So will Konzernchef Carsten Spohr die Lufthansa in die Lage versetzen, "zu alter finanzieller Stabilität" zurückzukehren und die Bilanz zu stärken. Dabei sei klar, dass man den Großteil der Erlöse für die Rückzahlung der staatlichen Stabilisierungsmaßnahmen nutzen werde. "Denn - und das haben wir immer wieder betont - wir finanzieren uns lieber am Kapitalmarkt als beim Steuerzahler", so Spohr am Dienstag.
Trotz der Zustimmung der Aktionäre gab es auch heftige Kritik an dem Vorhaben: "Wegen der schwachen Historie bei der Krisenbewältigung sind wir nicht bereit, dem Management einen Blankoscheck auszustellen", sagte Fondsmanager Michael Gierse von Union Investment. Gierse attestiert dem Lufthansa-Management ein halbherziges Krisenmanagement, es fehle eine klare Strategie und ein fokussiertes Geschäftsmodell.
Sparprogramm kostet mehr als ein Viertel aller Stellen
Die Lufthansa reagiert bislang vor allem mit einem radikalen Sparprogramm auf die Krise. Der Konzern hat das Catering-Geschäft in Europa verkauft sowie die Airlines Germanwings und SunExpress Deutschland geschlossen.
Die Zahl der weltweit Beschäftigten schrumpfte von 140.000 auf zuletzt 111.000 – jeder fünfte Beschäftigte hat den Konzern also verlassen. Und ein Ende des Kahlschlages ist nicht in Sicht, im Gegenteil: Allein in Deutschland will der Konzern weitere 10.000 Vollzeitstellen in diesem und im nächsten Jahr abbauen. Nach Auslaufen der Kurzarbeit sind dann auch Entlassungen nicht ausgeschlossen.
Kritik an der Klimastrategie der Lufthansa
Damit wird die Lufthansa in Zukunft deutlich kleiner und will verstärkt touristische Ziele anfliegen. Eines der Probleme der Lufthansa ist es, dass in der Krise Unternehmen gesehen haben, wie einfach es ist, auf Geschäftsreisen zu verzichten. So will die Lufthansa stattdessen in diesem Sommer erstmals mehr als 100 Urlaubsziele anfliegen - ein absoluter Rekord.
Allerdings gehen auch andere Fluglinien diese Probleme an. Harte Konkurrenz ist also wahrscheinlich. Und darüber können sich am Ende vermutlich die Kunden freuen, wenn die Fluggesellschaften über den Preis um die Passagiere kämpfen.
Kritik hatte es im Vorfeld der Hauptversammlung unter anderem von Umweltschützern gegeben. So forderten der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) sowie der Dachverband der kritischen Aktionärinnen und Aktionäre größere Anstrengungen für den Klimaschutz und zur Sicherung von Arbeitsplätzen. Es sei nicht akzeptabel, wenn Arbeitsplätze mit hohen Sozialstandards zugunsten niedrigerer Standards wie bei Eurowings gestrichen werden, kritisierte etwa Aktionärsvertreter Markus Dufner.
- Bayern lockert für Touristen ab 21. Mai
Markus Söder prescht vor: In Bayern sollen bereits ab nächster Woche Biergärten und Kinos öffnen dürfen. Später soll auch Urlaub erlaubt sein - wenn die Zahlen stimmen.