Ifo-Umfrage: Materialmangel bis ins nächste Jahr

    Vorläufig keine Entspannung:Ifo: Materialmangel bis ins nächste Jahr

    29.06.2022 | 12:35
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    Die Unternehmen der deutschen Industrie rechnen bis ins kommende Jahr hinein mit Materialknappheit. Die erhoffte Entspannung verschiebe sich, erklärte das Ifo-Institut.

    Ein Mitarbeiter eines Maschinenbauers arbeitet in der Produktion an einer Abfüllanlage in Neutraubling
    In Schlüsselbranchen der deutschen Industrie klagen die meisten Unternehmen über Lieferprobleme.
    Quelle: dpa

    Der Materialmangel in der deutschen Industrie wird nach den Erwartungen der Unternehmen bis deutlich ins nächste Jahr hinein währen. Er dürfte noch mindestens zehn Monate anhalten, geht aus einer am Mittwoch veröffentlichten Umfrage des Münchner Ifo-Instituts hervor.

    Dreiviertel der Firmen beklagen Engpässe

    Gleichzeitig klagten 74,1 Prozent der Firmen im Juni über Engpässe und Probleme bei der Beschaffung von Vorprodukten und Rohstoffen. Im Mai waren es mit 77,2 Prozent noch etwas mehr.
    "Die erhoffte Entspannung in den Lieferketten verschiebt sich immer weiter nach hinten", kommentierte der Leiter der Ifo-Umfragen, Klaus Wohlrabe, die Ergebnisse der Umfrage.

    Lieferengpässe gehören für viele Unternehmen inzwischen leider zum Alltag.

    Klaus Wohlrabe, Ifo-Institut

    Keine Branche rechnet mit baldiger Lösung

    In den Schlüsselbranchen der deutschen Industrie bleibt der Anteil der Unternehmen mit Lieferproblemen sehr hoch. Sowohl in der Elektroindustrie, im Maschinenbau und in der Automobilbranche berichten jeweils rund 90 Prozent der Unternehmen, dass sie nicht alle Materialien und Vorprodukte bekommen.
    Keine einzige Branche geht davon aus, dass sich die Lieferprobleme in diesem Jahr auflösen werden. Am kürzesten ist die erwartete Dauer der Lieferprobleme mit 7,2 Monaten in der Metallerzeugung und -bearbeitung, am längsten in der Getränkeindustrie mit 13,1 Monaten.

    BDI befürchtet anhaltende Engpässe

    Auch der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) befürchtet schwierige Monate mit anhaltenden Versorgungsengpässen - nicht zuletzt wegen der Probleme in China. Die Volksrepublik ist der mit Abstand wichtigste Handelspartner mit einem Warenaustausch von zuletzt 245 Milliarden Euro im Jahr 2021.

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    Quelle: Reuters