In Deutschland hat Armut deutlich zugenommen. Inflation und hohe Energiepreise haben die Situation noch verschärft, heißt es in einer Studie des WSI.
Die Armut in Deutschland hat nach einer Studie des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung im vergangenen Jahrzehnt deutlich zugenommen. Die Quote der sehr armen Menschen, die weniger als 50 Prozent des mittleren Einkommens zur Verfügung haben, sei zwischen 2010 und 2019 um gut 40 Prozent gestiegen, berichtete das WSI in seinem veröffentlichten Verteilungsbericht 2022.
Studie: So viele von Armut betroffen wie noch nie
Vieles spreche dafür, dass die Corona-Pandemie, die Energiepreisexplosion und die hohe Inflation, diese Entwicklung in den Folgejahren weiter verschärft hätten. Die Autorinnen des Verteilungsberichts, Dorothee Spannagel und Aline Zuco, fassen das Ergebnis der Studie zusammen:
Schere zwischen Arm und Reich wird immer größer
Obwohl das vergangene Jahrzehnt von einer guten Wirtschaftsentwicklung und sinkender Arbeitslosigkeit geprägt gewesen sei, hätten die armen Haushalte davon nicht profitiert. Sie seien sogar noch weiter zurückgefallen.
Auch der DIW-Chef warnt vor der sozialen Spaltung:
Die Armutslücke - also der Betrag, der einem durchschnittlichen armen Haushalt fehlt, um rechnerisch die Armutsgrenze hinter sich zu lassen - sei von 2.968 Euro im Jahr 2010 auf 3.912 Euro im Jahr 2019 angewachsen.
Fast zwei Drittel der Verbraucherinnen und Verbraucher geben wegen der hohen Inflation weniger Geld aus:
- Verbraucher müssen durch Inflation sparen
Laut einer Umfrage müssen fast zwei Drittel der Verbraucher durch die hohe Inflation sparen. Zugleich will die Mehrheit ihr Konsumverhalten für den Klimaschutz einschränken.