Ein neuer Prototyp von Mercedes-Benz hat einen Rekord in der Reichweite von Elektroautos aufgestellt. Damit macht Mercedes nun Tesla Konkurrenz.
Mit seinem neuesten Modell hat der deutsche Autobauer Mercedes-Benz die eigene Rekordreicheweite gebrochen und sichert sich damit weiter eine Führungsrolle im internationalen Markt für Elektroautos. Der Prototyp "Vision EQXX", welcher zu Jahresbeginn vorgestellt wurde, schaffte bei einer Probetour eine Strecke von mehr als 1.000 Kilometern am Stück, mit einer einzigen Akkuladung.
Damit sei der Forschungswagen der bisher effizienteste Mercedes, der jemals gebaut wurde, erklärte Vorstandschef Ola Källenius am Donnerstag. "Das Technologieprogramm, das dahintersteht, markiert einen Meilenstein in der Entwicklung von Elektrofahrzeugen."
Mercedes spricht von "Blaupause für die Zukunft"
Entwicklungschef Markus Schäfer sprach von einer "Blaupause für die Zukunft des Automobilbaus", die in zwei, drei Jahren Eingang in Serienmodelle finden soll. Bedenken über zu geringe Reichweite halten neben hohen Preisen und zu wenig Lademöglichkeiten viele Verbraucher noch vom Umstieg auf emissionsfreie Elektroautos ab.
Es ist das wichtigste Industrieprojekt im Osten Deutschlands: Das Tesla-Werk. Trotz aller Kritik an dem Vorhaben erhofft sich die Region einen wirtschaftlichen Aufschwung und tausende Arbeitsplätze. Zur Eröffnung kam neben Elon Musk auch der Kanzler.
Mehrere Firmen arbeiten an Lösungen. Das US-Startup Our Next Energy erprobte seine Batterie mit einem Tesla Model S im Dezember und kam damit 1.210 Kilometer weit. Der chinesische Elektroautobauer Nio stellt 1.000 Kilometer pro Akkuladung für sein Serienmodell ET7 in Aussicht.
Ein Mercedes-Modell in Reichweite bereits vor Tesla
Unter den derzeit gängigen Elektroautos kommt die Mercedes-Luxuslimousine EQS nach einer Übersicht des Vergleichsportals Carwow auf die größte Reichweite mit bis zu 768 Kilometer, gefolgt vom Tesla Model S Long Range mit bis zu 652 Kilometer. Die Ultra-Langstrecke bei niedrigen Temperaturen und 90 Stundenkilometern Durchschnittstempo habe Mercedes-Benz mit dem "Vision EQXX" nun als erster Autobauer geschafft, sagte Schäfer.
Doch auf den Streckenrekord komme es weniger an als auf den geringen Stromverbrauch, betonte der Entwicklungschef. Denn weit fahren mit großen, schweren Batterien sei keine Kunst. Der Durchschnittsverbrauch mit einer halben Tonne relativ leichten Batterien habe auf der elfeinhalb Stunden langen Fahrt von Sindelfingen über die Alpen an die Cote d'Azur 8,7 Kilowattstunden (kWh) pro 100 Kilometer betragen. Übertragen auf Verbrennermotoren wäre das ein Verbrauch von rund einem Liter.
Derzeit brauchen Elektroautos laut Mobilitätsdienstleister DKV im Schnitt 15 kWh pro 100 Kilometer. Bei den schweren Mercedes-Premiummodellen sind es Schäfer zufolge im Straßenbetrieb gut 20 kWh. In der Serienproduktion solle es "in Richtung zehn" heruntergehen.
"Die Formel heißt Geschwindigkeit"
Das Fahrzeug setze Maßstäbe für Energieeffizienz durch verbesserte Batterietechnik, den Einsatz von Leichtbaumaterial, Reifen mit geringem Rollwiderstand sowie dank "weltbester Aerodynamik", erklärte Mercedes-Benz. Es wurde in 18 Monaten entwickelt - im Vergleich zu 40 Monaten für Hauptmodelltypen.
"Wir wollen in einem neuen Entwicklungszyklus unterwegs sein", sagte Schäfer. "Die Formel heißt Geschwindigkeit."