FAQ
Kanzler Scholz sagt Hilfe zu:Wie die Meyer Werft gerettet werden soll
|
Trotz Großaufträgen für neue Kreuzfahrtschiffe steckt die Meyer Werft in der Krise. Bei seinem Besuch sagt Kanzler Olaf Scholz dem Familienunternehmen Unterstützung zu.
Der Bund und das Land Niedersachsen wollen die angeschlagene Meyer Werft retten. Das machten Bundeskanzler Olaf Scholz und Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) bei einem Besuch am Unternehmenssitz in Papenburg deutlich.
Wir lassen die Meyer Werft nicht allein. Wenn alle mitziehen - und daran habe ich keinen Zweifel - dann trägt der Bund seinen Teil zur Lösung bei.
Olaf Scholz
Bis Mitte September soll die Einigung in trockenen Tüchern sein.
Noch fehlten die Zustimmung des Bundestages und der EU-Kommission, sagte der Kanzler. Auch im Gespräch mit den Banken seien letzte Details zu klären, erklärte die Geschäftsführung. Die Werft mit ihren 3.000 Mitarbeitern sei ein "industrielles Kronjuwel" und "systemrelevant" für die maritime Wirtschaft in Deutschland, sagte Scholz. Auch Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil warnte vor vorschnellem Jubel. "Der Ball ist noch nicht im Tor", sagte der SPD-Politiker bei der Betriebsversammlung in Papenburg.
Die Meyer Werft in Papenburg ist vor allem als Hersteller von Kreuzfahrtschiffen bekannt. (Archivbild)
Quelle: dpa
Warum ist die Meyer Werft in der Krise?
Das Unternehmen braucht dringend sehr viel Geld - bis zum 15. September müssen die Einigungen dazu stehen. Insgesamt muss die Werft bis Ende 2027 zur Finanzierung von Schiffsneubauten fast 2,8 Milliarden Euro aufbringen. An mangelnden Aufträgen liege das nicht, heißt es.
So verzeichnete die Meyer Werft erst vor einigen Tagen mit vier Kreuzfahrtschiffen für die Disney Cruise Line den nach eigenen Angaben größten Auftrag der Firmengeschichte.
Allerdings sind einige Verträge für Kreuzfahrtschiffe noch vor der Corona-Pandemie abgeschlossen worden und sehen keine Anpassung an die im Zuge der Energiekrise drastisch gestiegenen Energie- und Rohstoffpreise vor. Zudem werden in der Branche üblicherweise 80 Prozent des Baupreises erst bei Ablieferung des Schiffes gezahlt - den Bau muss die Werft also mit Krediten zwischenfinanzieren.
Wie soll die Rettung für die Meyer Werft aussehen?
Im Gespräch ist, dass Bund und Länder 400 Millionen Euro Eigenkapital zuschießen und Bankkredite mit Bürgschaften absichern. Der Staat könnte so mindestens 80 Prozent an der Meyer Werft übernehmen. Einem solchen Weg müssten unter anderem noch der Haushaltsausschuss des Bundestags und die EU-Kommission zustimmen. Scholz und Weil verdeutlichten, dass der Staat auf absehbare Zeit wieder aussteigen wolle.
Wir sind keine Schiffbauer
Olaf Scholz, Bundeskanzler
Vorbild könne die Rettung der Lufthansa sein, die der Staat nach überstandener Krise mit Gewinn rasch wieder verkauft hatte, betonte der Bundeskanzler. Die Kapitalspritze ist die Voraussetzung dafür, dass die Meyer Werft mehr als zwei Milliarden Euro an Krediten von den Banken bekommt. Das Geld braucht sie, um die bestellten Schiffe zu bauen.
Niedersachsen plant historisches Engagement
Nach Angaben von Niedersachsen Ministerpräsident Weil werden Bund und Länder der Meyer Werft mit Sicherheiten und Eigenkapital helfen. "Wir planen ein massives Engagement", sagte er mit Bezug auf Niedersachsen, nannte aber keine Zahlen. Es handele sich um das größte Engagement, dass das Land Niedersachsen jemals für die Rettung eines Unternehmens übernommen habe.
Stellenabbau im Gespräch
Anfang Juli hatte sich die Geschäftsführung der Meyer Werft bereits mit dem Betriebsrat und der Gewerkschaft IG Metall auf ein Restrukturierungskonzept geeinigt. 340 der mehr als 3.000 Stellen in Papenburg sollen demnach abgebaut werden. Darüber hinaus sollen ein Aufsichtsrat und ein Konzernbetriebsrat geschaffen und der Unternehmenssitz von Luxemburg nach Deutschland zurückverlegt werden - das war eine Forderung der Politik.
Wie groß ist die Meyer Werft?
Für die Meyer Gruppe arbeiten rund 7.000 Menschen - neben dem Standort Papenburg hat sie Werften in Rostock und im finnischen Turku. Die Meyer Werft ist einer der weltweit führenden Hersteller von Kreuzfahrtschiffen und damit ein wichtiger Wirtschaftsfaktor für Niedersachsen.
Quelle: dpa
Sie wollen auf dem Laufenden bleiben? Dann sind Sie beim ZDFheute-WhatsApp-Channel richtig. Hier erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten auf Ihr Smartphone. Nehmen Sie teil an Umfragen oder lassen Sie sich durch unseren Podcast "Kurze Auszeit" inspirieren. Zur Anmeldung: ZDFheute-WhatsApp-Channel.
Quelle: dpa, Reuters
Themen
Mehr zum Thema Staatshilfen
mit Video