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Bericht zu Aufschwung 2022 : Solide Mittelständler mit trübem Ausblick

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Auf ihrem Erholungskurs nach der Pandemie werden mittelständische Unternehmen nun durch den Ukraine-Krieg ausgebremst. Der Aufschwung in diesem Jahr dürfte dünn ausfallen.

Tischler arbeitet in seiner Werkstatt. Archivbild
Tischler arbeitet in seiner Werkstatt. Archivbild
Quelle: Maurizio Gambarini/dpa

Drei große Themen sind es, die kleine und mittelständische Unternehmen derzeit besonders umtreiben: Hohe Inflation, stockende Lieferketten und der Mangel an Fachkräften. Dabei ist die aktuelle wirtschaftliche Lage der Firmen durch die Bank noch solide.

Das zeigt sich vor allem darin, dass der Dienstleistungsbereich und der Handel in der Beurteilung ihrer Lage deutlich an Zuversicht gewonnen haben.
Patrik-Ludwig Hantzsch, Leiter der Wirtschaftsforschung beim Verband der Vereine Creditreform

Allerdings sorgt Russlands Krieg in der Ukraine für eingetrübte Aussichten auch im Mittelstand.

Handel und Industrie: Kein "eitel Sonnenschein"

1.300 Mittelständler haben Hantzsch und seine Kolleg*innen im März befragt. Der Großteil von ihnen mit einem bis fünfzig Beschäftigten. Einerseits hat das Ende der Corona-Maßnahmen bei vielen von ihnen zu einer besseren Einschätzung der Lage geführt. Andererseits sind die Auftragsbücher in Folge des Aufschwungs nach der pandemischen Krise voll.

Zu diesen Befunden passt auch, dass sich der Ifo-Geschäftsklimaindex leicht aufgehellt hat. Das war am Montag aus dem Ifo-Institut in München zu hören. "Doch es herrscht jetzt nicht eitel Sonnenschein", so Klaus Wohlrabe vom Ifo-Institut. Im Gegenteil seien Industrie und Handel von Pessimismus geprägt durch den Krieg Russlands in der Ukraine und seine Folgen.

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Das zeigt auch die Befragung der Mittelständler durch Creditreform. Derzufolge rechnet nur noch jedes vierte Unternehmen damit, dass die Auftragsbestände auch in den kommenden Monaten weiter steigen werden, Tendenz sinkend. Entsprechend fallen auch die Umsatzerwartungen verhaltener aus als sonst im Frühjahr üblich. Im Handel befürchtet eine steigende Zahl von Unternehmen künftig Auftragseinbußen. Hier spielen die hohen Energiepreise die treibende Rolle und in deren Folge die hohe Inflation.

Erwartungen im Mittelstand gedämpft

"Die Inflation ist erst einmal gekommen, um zu bleiben", konstatiert Patrick-Ludwig Hantzsch. Das könne man anhand vieler Parameter sehen, aber auch an den Prognosen der führenden Wirtschaftsforschungsinstitute. "Die Unternehmen müssten die Preise weitergeben, können das teilweise aber nicht". Daher würden die Unternehmen auch vorsichtiger, was Investitionen angeht, was zu einem Teufelskreis führen könne.

Obendrein dürften aber auch Verbraucher mit ihren Ausgaben notgedrungen auf die Bremse treten. Denn die ansteigenden Energiepreise etwa können viele Haushalte nicht kompensieren. Das aber heißt, dass sie ihren Konsum an anderer Stelle einschränken müssen.

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Nicht zuletzt abzulesen sind diese Tendenzen und Befürchtungen auch an den Gewinnerwartungen der kleinen und mittelständischen Firmen. Denn die sind in der aktuellen Befragung drastisch in den Keller gerauscht. So rechnen unter dem Strich mehr Unternehmen mit fallenden statt mit steigenden Gewinnen. Patrick-Ludwig Hantzsch: "Auf der anderen Seite schauen natürlich auch Banken relativ skeptisch auf diese Entwicklung. Die Finanzierungslage ist solide, sie trübt sich aber deutlich ein."

Kurzum: Es herrscht große Unsicherheit und das merkt man auch ganz deutlich an den Aussichten.
Patrick-Ludwig Hantzsch, Creditreform
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Auch Fachkräftemangel bremst Erholung

Nach dem bisherigen Aufschwung durch das Aufheben der meisten Pandemieeinschränkungen sei der Ukraine-Krieg Gift für die aufkeimende Erholung der mittelständischen Wirtschaft und drohe sie zu lähmen. In Folge dürfte der Aufschwung im Mittelstand 2022 eher spärlich ausfallen.

Immerhin passt zu der aktuell noch vergleichsweise guten Lage, dass die kleinen und mittelständischen Unternehmen wieder Personal aufbauen. Jedes fünfte Unternehmen hat zu Jahresbeginn seine Belegschaft aufgestockt, nur wenige geben an, Beschäftigte entlassen zu haben. Allerdings stößt die grundsätzliche Einstellungsbereitschaft auf Grund von Fachkräftemangel an ihre Grenzen. Das trägt zum allgemein unsicheren Ausblick für die kommenden Monate bei.

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