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ÖPNV auf dem Land : 9-Euro-Ticket: Kein Bus nach Nirgendwo

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Wegen mangelhaften Bahn- und Bus-Angebots sehen Kritiker im 9-Euro-Ticket ein "Placebo-Angebot" für Menschen im ländlichen Raum. Andere träumen schon vom 365-Euro-Ticket.

Archiv: Einsame Bushaltestelle auf dem Land
Einsame Bushaltestellen – keine Seltenheit auf dem Land.
Quelle: dpa

Ein Running Gag auf Instagram und anderen Social-Media-Plattformen sind derzeit Videos von "indischen Verhältnissen" im deutschen Regionalverkehr: Berstend volle Züge, alles wegen des 9-Euro-Tickets.

Was aber, wenn überhaupt kein Zug kommt? Zu beobachten ist das in vielen ländlichen Gegenden Deutschlands. Ob nun im westlichen Hunsrück oder im östlichen Erzgebirge, in Nordfriesland oder in Niederbayern – die Wege zur nächsten Bus- oder Bahnstation sind oft lang. Für viele zu lang.

Nicht alle haben was vom 9-Euro-Ticket: In ländlichen Gebieten, in denen der ÖPNV schlecht ausgebaut ist, ist ein Umstieg auf Bus und Bahn nicht attraktiv.

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Beispiel Landkreis Mittelsachsen nahe der deutsch-tschechischen Grenze: An einer Bushaltestelle an der B 171 zwischen der Kleinstadt Sayda und dem Ort Rechenberg-Bienenmühle stehen einige Jugendliche, aber sie warten nicht auf den Bus.

"Ohne Fuffi biste hier aufgeschmissen", sagt einer der Teenager und streichelt über den grasgrünen Tank seines Simson-Mopeds, seiner "Fuffi". Immerhin - zumindest unter der Woche fährt der Regionalbus hier regelmäßig.

Studie: 55 Millionen Deutsche ohne ausreichend ÖPNV

Der individuelle Eindruck des jungen Mannes darf dennoch exemplarisch gelten für ein größeres Problem im ländlichen Raum: Der öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV) wird als nicht ausreichend wahrgenommen.

Mehr noch: Laut einer Mobilitätsstudie der Deutsche-Bahn-Tochter "ioki" ist der ÖPNV für etwa 55 Millionen Menschen in Deutschland oft nicht ausreichend vorhanden.

Nur circa 27 Millionen Bürgerinnen und Bürgern steht demnach vor allem in Großstädten und Metropolregionen ein sehr guter ÖPNV zur Verfügung.

Öffentlicher Nahverkehr Wahlkampfthema auf dem Land

In der Bundesrepublik gebe es zwar ein dichtes Netz von 230.000 Haltestellen für Busse und Bahnen. Auf dem Land werde allerdings weniger als die Hälfte der Haltestellen stündlich oder häufiger angefahren. Eine ausreichende Anbindung an den ÖPNV mit mehr als 30 Abfahrten am Tag bestehe nur für etwa 63 Prozent der Bevölkerung auf dem Land.

In Sachsen ist das Thema ÖPNV aktuell ein großes Thema im Kommunal-Wahlkampf. Dirk Neubauer etwa, parteiloser Landratskandidat für Mittelsachsen, hält sich nicht lang beim 9-Euro-Ticket auf. Er spricht vom 365-Euro-Ticket, einer Jahreskarte für alle ÖPNV-Angebote im Landkreis.

Das 365-Euro-Ticket könnte für viele Menschen ein echtes Angebot zum Einstieg in nachhaltige Mobilität sein.
Dirk Neubauer, parteiloser Landratskandidat in Mittelsachsen

Um attraktiv und sinnvoll zu sein, müssten dafür aber die ÖPNV-Angebote ausgebaut werden. "Keine leichte, aber eine lohnende Aufgabe", sagt Neubauer.

Deutsche Umwelthilfe sieht 9-Euro-Ticket kritisch

Ähnlich sieht es die Deutsche Umwelthilfe (DUH) mit Blick auf den Ausbau moderner, flächendeckender ÖPNV-Angebote. Ein 9-Euro-Ticket sei in vielen ländlichen Räumen "angesichts nichtexistierender" oder nur einzelner Busverbindungen "ein Placebo-Angebot", kritisierte DUH-Geschäftsführer Jürgen Resch jüngst.

Die Organisation fordert deshalb Milliardeninvestitionen:

Der Bundesverkehrsminister muss die Kommunen und Länder finanziell unterstützen, den jahrzehntelang kaputtgesparten ÖPNV wieder auf die richtige Spur zu bringen.
DUH-Forderung

Und weiter: "Mehr Haltestellen, engere Fahrtakte, moderne Fahrzeuge und attraktive Umsteigemöglichkeiten – vor allem im ländlichen Raum."

Das 9-Euro-Ticket dagegen sehen viele Menschen auf dem Land kritisch. Das ist das Ergebnis einer repräsentativen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Civey unter 10.000 Bürgerinnen und Bürgern im Auftrag der Eon-Stiftung.

Umfrage: Wenig 9-Euro-Ticket-Fans im ländlichen Raum

Demnach sei vor allem in "strukturschwachen und dünn besiedelten" Regionen die Ablehnung des 9-Euro-Tickets am größten. "So zählen zu den Landkreisen mit der geringsten Zustimmungsquote die Mecklenburgische Seenplatte, Ostfriesland oder Teile von Franken", sagte ein Sprecher.

Insgesamt sehen der Studie zufolge 38 Prozent der Bundesbürger das 9-Euro-Ticket negativ, 43 Prozent der Befragten finden es positiv.

Während viele Menschen auf dem Land das 9-Euro-Ticket als für sich nutzlos erachten, betrachten es in Großstädten wie Hamburg oder in Metropolregionen wie dem Ruhrgebiet mehr als 50 Prozent der Befragten als sinnvoll.

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