Deutschland verpflichtet sich zur Klimaneutralität bis 2045. Um das neue Klimaziel zu erreichen, braucht es mehr Ökostrom. Das laufende Jahr ist aber eher schlecht gestartet.
Ökostrom aus Wind, Sonne und anderen erneuerbaren Energiequellen hat im ersten Halbjahr nach Branchenangaben 43 Prozent des Bruttostromverbrauchs in Deutschland gedeckt - und damit weniger als im Vorjahreszeitraum. Insbesondere das erste Quartal sei ungewöhnlich windstill und arm an Sonnenstunden gewesen, hieß es. Die Erzeugung aus Windenergie an Land und auf See ging um rund 20 Prozent zurück, wie laut der Nachrichtenagentur dpa aus vorläufigen Berechnungen des Zentrums für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung Baden-Württemberg (ZSW) und des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) hervorgeht.
Im Vorjahreszeitraum lag den Angaben zufolge der Anteil der erneuerbaren Energien am Bruttostromverbrauch bei rund 50 Prozent. Im ersten Halbjahr 2020 habe es Rekorde bei der Stromerzeugung aus Solarenergie und Windenergie an Land gegeben.
CO2-Einsparziele erhöht
Der Ausbau erneuerbarer Energien gilt als entscheidend, damit die von der Politik beschlossenen höheren Klimaziele erreicht werden können. Das Tempo müsse deutlich angezogen werden, forderte Kerstin Andreae, Vorsitzende der BDEW-Hauptgeschäftsführung:
Das bisherige Ziel der Bundesregierung war ein Anteil von 65 Prozent. Die Weichen müssten nun zeitnah gestellt werden, so Frithjof Staiß, geschäftsführender Vorstand des ZSW. Er verwies auf Planungsprozesse und Investitionsentscheidungen.
RWE: Genehmigung für Windpark dauert fünf bis sieben Jahre
Auch der Chef des Energieversorgers RWE, Markus Krebber, fordert einen schnelleren Umstieg auf erneuerbare Energien. "Die Ausbaugeschwindigkeit in Deutschland muss deutlich mehr als verdoppelt werden, wenn das Land seine Klimaschutzziele erreichen soll", sagte der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung." Er kritisiert zähe Genehmigungsverfahren, die bei der Neuausrichtung bremsten.
Es dauere fünf bis sieben Jahre, bis RWE in Deutschland die Genehmigung für den Bau eines neuen Windparks bekomme. "Das ist viel zu lang."