Ölpreise fallen:Kommt der günstige Tank-Sommer?
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Der Ölpreis sinkt seit Wochen - und Experten erwarten, dass das so bleibt. Für Millionen Autofahrer könnte der Sommerurlaub damit überraschend günstig werden. Doch woran liegt das?
Autofahrer dürfen sich freuen: Die Ölpreise sind weiter gesunken.
Quelle: Carsten Koall/dpa/Symbolbild
In einer Welt, die immer unübersichtlicher wird, kann man sich ja trotzdem noch auf ein paar Dinge verlassen. Zum Beispiel darauf, dass zu Beginn der Sommerferien der Spritpreis steigt. Doch diesmal könnte es eine faustdicke Überraschung geben.
Experten wie Frank Schallenberger von der Landesbank Baden-Württemberg sehen handfeste Gründe dafür, dass die Fahrt in den Urlaub im Sommer diesmal nicht so teuer wird wie sonst: "Das Angebot am Ölmarkt ist momentan höher als die Nachfrage und auch der US-Dollar wird demnächst wohl nicht stärker zulegen (und den Ölpreis damit aus europäischer Sicht verteuern)."
Damit stehen die Chancen gut, dass Benzin und Heizöl über den Sommer auf einem relativ niedrigen Niveau bleiben werden.
Frank Schallenberger, Landesbank Baden-Württemberg
"Deutliche Entlastung" für Verbraucher
Thomas Benedix von Union Investment glaubt: "Für Verbraucher bedeuten die geringeren Ölpreise eine deutliche Entlastung." So lägen die Heizölpreise auf dem niedrigsten Niveau seit Anfang 2022, also noch vor Beginn des Ukraine-Krieges, sagt Benedix. "Hier kann man den Öltank getrost vor dem Winterhalbjahr auffüllen."
Für Verbrenner-Autos dürfte im Vergleich zu den letzten Jahren ein günstiger Tanksommer bevorstehen.
Thomas Benedix, Union Investment
Für Urlaubsreisende genau die richtige Nachricht zur rechten Zeit. Unverhofft kommt zwar angeblich oft, aber so richtig zu rechnen war mit dieser Entwicklung nicht.
Wieso ist der Ölpreis derzeit so günstig?
Dieser günstige Ölpreis von teilweise weniger als 60 Dollar pro Fass wird nämlich von ein paar ungewöhnlichen Umständen begleitet. Vieles liegt, wie so oft in letzter Zeit, an US-Präsident Donald Trump. Sein weltweiter Zollstreit führte dazu, dass der Dollar schwächer wurde und der Euro stärker. Günstig für uns Europäer.
Denn mit einem starken Euro bekommt man mehr für sein Geld. Zudem hat Donald Trump mit seinen erratischen wirtschaftspolitischen Entscheidungen dafür gesorgt, dass sich die Weltwirtschaft abkühlt. Weniger konjunkturelle Nachfrage führt zu geringeren Energiepreisen. Doch spätestens jetzt wird es kurios.
Ölkartell weitet Fördermenge aus
Die normale Reaktion der erdölexportierenden Länder in solch einem Fall läuft nämlich so ab: Fördermenge kürzen, um die Preise einigermaßen stabil zu halten. Doch das Ölkartell OPEC+ machte genau das Gegenteil, weitete die Fördermenge sogar extrem aus.
Doch warum? Einerseits geht es wohl um einen Machtkampf innerhalb des Kartells. Länder wie Kasachstan hielten sich offenbar nicht an Absprachen zu geringeren Fördermengen. Damit das nicht wieder vorkommt, wollte man mit der Flutung der Märkte ein Zeichen setzen.
Preisverfall trifft manche Länder hart
Nun droht ein weiterer Preisverfall. Das müsste besonders schmerzhaft für Länder wie Kasachstan sein, die weniger Reserven haben als Länder wie etwa Saudi-Arabien. Noch wichtiger scheint aber andererseits, dass man den USA Einhalt gebieten will. Vor allem durch die Ausweitung des Frackings stieg Amerika inzwischen zum weltgrößten Ölproduzenten auf.
Doch Fracking ist in den USA deutlich teurer als die konventionelle Ölförderung in den meisten OPEC-Staaten und lohnt sich für die Produzenten wohl erst ab einem Preis von rund 60 Dollar pro Fass. Bleibt der Ölpreis unter dieser Schwelle, könnte man die amerikanischen Konkurrenten aus dem Markt drängen.
ADAC: Kommen von einem hohen Niveau
Vieles spricht also derzeit tatsächlich dafür, dass der Ölpreis nicht wieder anzieht. Der ADAC erinnert aber daran, dass 2024 das drittteuerste Tank-Jahr aller Zeiten war. 2025 liege bislang in einem ähnlichen Korridor. Unternehmenssprecher Andreas Hölzel warnt:
In den letzten Wochen zeigt sich eine gewisse Entspannung und das ist natürlich aus Autofahrersicht schön, aber man sollte bei all dem nicht vergessen, dass diese Entspannung auf einem insgesamt hohen Preisniveau stattfindet.
Andreas Hölzel, Sprecher der ADAC
Steigender CO2-Preis dürfte Sprit bald deutlich verteuern
Die derzeit niedrigeren Preise sind also auch immer im historischen Kontext zu betrachten. Dennoch sollte man sich als Autofahrer darüber freuen, so lange man noch kann. Die kommenden Jahre lassen nämlich nichts Gutes erahnen. Denn dann zieht der CO2-Preis planmäßig weiter an.
Noch liegt er bei 55 Euro pro Tonne. 2026 sind es dann schon 55 bis 65 Euro. Experten gehen davon aus, dass der Spritpreis 2027 dadurch bei drei bis vier Euro pro Liter liegen könnte. Es ist also zu befürchten, dass wir dieses Jahr das vorerst letzte Sommermärchen an der Zapfsäule erleben.
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