Klimaneutrale Busse: Energiewende im ÖPNV kommt voran

    Klimaneutrale Busse:Energiewende im städtischen ÖPNV kommt voran

    von Julius Reinmuth
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    Auch 2022 setzten zahlreiche Kommunen auf Elektroantriebe oder erweiterten ihre bestehende E-Bus-Flotte. Beim Wasserstoffantrieb hingegen gibt es noch Startschwierigkeiten.

    Fahrgäste steigen in Bus ein
    Viele Verkehrsbetriebe rüsten verstärkt auf umweltfreundliche Busse um.
    Quelle: dpa

    Trotz der zahlreichen Krisen im vergangenen Jahr nehmen Deutschlands Verkehrsgesellschaften die Energiewende nach wie vor ernst. Zusätzlich zu der Omikron-Welle Anfang 2022 stand der städtische ÖPNV zuletzt wegen des Fachkräftemangels und der Inflation stark unter Druck.
    Das galt vor allem im Hinblick auf die erhöhten Kraftstoff- und Strompreise. Emissionsfreie Busse sind aber weiterhin eine wichtige Investition - auch unabhängig von der ohnehin guten Klimabilanz von Bussen im Stadtverkehr.
    Zur Unterstützung der Mobilitätswende stehen den Verkehrsgesellschaften mehrere Antriebstechnologien zur Verfügung. Im Vergleich zu 2021 setzte sich der Trend fort, sich auf zwei Alternativen zu fokussieren. Dabei dominieren Batteriebusse weiterhin den Markt. Mit etwa 85 Prozent wird die große Mehrheit der Elektrobusse in Deutschland per Akku aufgeladen.

    Nur wenige Wasserstoff-Busse unterwegs

    Lediglich ungefähr acht Prozent tanken Wasserstoff und produzieren ihren Strom per Brennstoffzelle während der Fahrt. "Bei diesen beiden Antriebstechnologien ist das Wachstum sehr dynamisch und die Bestandszahlen werden auch in den kommenden Jahren stark steigen", fasst Maximilian Rohs von der Wirtschaftsprüfungsgesellschafft PwC die Entwicklungen in diesem Jahr zusammen.
    Bereits 2021 war das Unternehmen in seinem jährlichen Bericht über die Verkehrswende im Busverkehr zu dem Schluss gekommen, dass das Jahrzehnt des E-Busses begonnen habe. Eine Entwicklung, die sich fortgesetzt habe.

    Wiesbaden zieht Wasserstoff-Busse aus dem Verkehr

    Dabei unterscheidet sich die Situation von Stadt zu Stadt. Insbesondere Wasserstoff-Busse stießen 2022 auf zurückhaltende Resonanz. So musste der Geschäftsführer der Wiesbadener Verkehrsgesellschaft ESWE, Jan Görnemann, ein ernüchterndes Fazit ziehen.
    Mitte Dezember erklärte er, einen Schritt auf einem Weg zurückzugehen, um zwei Schritte auf einem anderen Weg vorwärts zu kommen. Damit zog sich die Landeshauptstadt nach nur einem Jahr Laufzeit von ihren Ambitionen zurück, Brennstoffzellen als Busantrieb einzusetzen.
    Im Vorfeld hatten die Länder Hessen und Rheinland-Pfalz den Bau einer Tankstelle mit insgesamt 2,3 Millionen Euro bezuschusst. Wegen eines fehlenden Ersatzteils fuhren die Wasserstoff-Busse in Wiesbaden jedoch bereits Wochen vor der Einstellung des Projekts nicht mehr. Ein weiterer Faktor war, dass es auch in diesem Jahr noch keine Gelenkbusse mit Brennstoffzellen zu kaufen gab.
    Für Städte mit besonders hohem Verkehrsaufkommen blieb Wasserstoff deshalb nur eingeschränkt eine Lösung. Insbesondere die Kosten- und Personaleffizienz sei nach wie vor eine große Herausforderung, erklärt Stephan Voeth vom Umweltverband VCD in Hessen.

    Elektrobusse auf dem Vormarsch

    Deutlich besser wurden batteriebetriebene Elektrobusse aufgenommen. Über 150 Stück fahren 2022 allein in Hamburg. Damit steht die Metropole an der Spitze einer langen Liste von Kommunen, die bereits einen kleinen Teil ihrer Busflotte umgerüstet haben.

    Berücksichtigt man jedoch das Verhältnis zur Stadtgröße, können Wiesbaden und Osnabrück als heimliche Batteriebus-Hauptstädte betrachtet werden.

    Maximilian Rohs, Wirtschaftsprüfungsgesellschafft PwC

    Mit ca. 40 Batteriebussen pro 100.000 Einwohnern würden beide Städte deutlich vor Hamburg liegen.
    Insgesamt erwartet PwC eine Weiterentwicklung des emissionsfreien ÖPNV auch im kommenden Jahr. Bis Ende 2023 sollen mehr als 3.200 Elektrobusse in Deutschland unterwegs sein. Auch der VCD bleibt trotz des gescheiterten Wasserstoffprojekts in Wiesbaden pragmatisch. "Wir würden es auf jeden Fall befürworten, wenn mehr Elektrobusse eingesetzt werden, aber schlussendlich ist es am wichtigsten, dass der ÖPNV funktioniert," sagt Stephan Voeth.

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