Online-Shoppen: Wie eine schottische Firma Retouren rettet
Nachhaltigkeit im Online-Handel:Wie eine schottische Firma Retouren rettet
von Katrin Kleemann
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Black Friday und Weihnachten sind die Spitze des Paketbergs - mit Folgen für die Umwelt. Den vielen Retouren ein zweites Leben schenken, dafür kämpft eine junge Schottin.
Schnäppchen sind oft Fehlkäufe. Jede vierte Bestellung geht zurück. Secondhand-Mode und -Verpackungen machen Shoppen im Internet umweltfreundlicher.23.11.2024 | 29:45 min
Hayley McDonald hat die Leidenschaft für Nachhaltigkeit zu ihrem Beruf gemacht. Die 29-Jährige arbeitet für "ACS Clothing" in Glasgow. Deren Firmenphilosophie: Schluss mit der Wegwerfmentalität!
Ende der 90er-Jahre ging es mit dem Verleih von Hochzeitskleidung los. Diese nur einen einzigen Tag im Leben zu tragen, war in den Augen der Gründer eine Vergeudung von Ressourcen - und durch mehrmaliges Tragen leicht zu vermeiden. Eine erfolgreiche Idee war geboren.
Jetzt baut McDonald einen neuen Geschäftszweig auf: das Aufarbeiten und Wiederverkaufen von Retouren.
Firma "ACS Clothing" in Glasgow: Hayley McDonald macht sich für Nachhaltigkeit in der Textilindustrie stark.
Quelle: ZDF/Jasper Granderath
Zurückgesendete Ware wird wieder verkaufsfähig
Es war lange Usus bei Versandhändlern, zurückgeschickte Artikel zu entsorgen statt weiterzuverwenden, denn das rechnete sich. So landeten neuwertige Kleidung und Schuhe direkt auf dem Müll. Auf eine zukunftsorientierte Alternative setzt dagegen Resale-Managerin McDonald: ein Kreislaufmodell, das mehr Nachhaltigkeit in die Modeindustrie bringen soll.
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Um zurückgesendete Ware wieder verkaufsfähig zu machen, organisieren Hailey McDonald und ihr Team den gesamten Prozess: von der Reinigung über die Reparatur bis hin zum Wiederverkauf auf Online-Plattformen wie Ebay. Fast neu, aber zu einem Schnäppchenpreis.
Die Vorteile liegen auf der Hand: längere Lebensdauer der Kleidungsstücke, weniger Ressourcenverbrauch, weniger Abfall und ein zusätzliches Einkommen für die Markenhersteller, Auftraggeber von "ACS Clothing".
Aufarbeiten und Wiederverkaufen von Retouren: Die schottische Firma "ACS Clothing" schenkt zurückgesandter Ware ein neues Leben.
Quelle: ZDF
Ein kleiner Riss, ein fehlender Knopf, ein Fleck oder eine Kollektion aus der letzten Saison - unter McDonalds Aufsicht wird jedes Teil wieder fit gemacht für die nächste Runde. Was einfach klingt, können die meisten Modeunternehmen nicht selbst leisten, denn dafür braucht es spezielle Geräte, Personal und Platz.
Die weltweite Textilproduktion hat sich in 20 Jahren beinahe verdoppelt. Und bis 2030 soll sie sich laut Schätzungen der EU fast verdreifachen. Die Bekleidungsindustrie macht rund zehn Prozent der weltweiten CO2-Emissionen aus. Damit übertrifft sie sogar den globalen Flug- und Schiffsverkehr. Um ein einziges Baumwoll-T-Shirt herzustellen, werden 2700 Liter Süßwasser verbraucht, sagen Schätzungen – so viel wie eine Person in zweieinhalb Jahren trinkt.
Neue Regeln in der EU
McDonald ist Nachhaltigkeit auch ein persönliches Anliegen. Privat engagiert sie sich bei "Fashion Revolution Scotland". Die NGO entstand als Reaktion auf den Einsturz einer Textilfabrik in Bangladesch, bei der 2013 mehr als 1.100 Menschen starben.
Unter Hayley McDonalds Aufsicht wird jedes Teil wieder fit gemacht für die nächste Runde.
Quelle: Jasper Granderath
Mit "ACS2 möchte sie eine "Fashion Resale Revolution" vorantreiben, um zu einem grundlegenden Wandel in der Modeindustrie beizutragen.
Seit kurzem verbietet die sogenannte Ökodesign-Verordnung, dass in der EU unverkaufte Kleidung und Schuhe vernichtet werden. Das gilt auch für Retouren. Bis 2026 müssen die Modehersteller Lösungen finden. Eine Option könnte die Beauftragung von Unternehmen wie "ACS Clothing" sein, die diese Lücke schließen.
Fast jede vierte Bestellung ging 2021 laut einer Studie der Uni Bamberg zurück. Über 80 Prozent dieser Retouren sind Bekleidung – mehr als eine Milliarde Teile. Häufigster Rücksendegrund: "Passt nicht".
Unikate durch Upcycling
McDonalds neueste Geschäftsidee ist Upcycling.
Aus einer Daunenjacke mit Brandloch wird ein trendiger Poncho, fehlende Pailletten werden durch Teile aus anderen Kleidungsstücken ersetzt. Und wenn es gar nicht anders geht, wird ein Artikel "ausgeschlachtet".
Wir werfen zu viel weg. Jedoch gibt es Projekte und Ideen, die echte Kreislaufwirtschaft verfolgen, die ökologisch, wirtschaftlich und sozial sind.21.11.2024 | 29:56 min
Aus kaputten Stücken werden auf diese Weise neue, verkaufsfähige Teile - wie eine Jeans, aufgewertet durch Gesäßtaschen aus dem Karo-Stoff eines aufgetragenen Schottenrocks.
McDonald beweist, dass nachhaltiges Retourenmanagement nicht nur wirtschaftlich sein kann, sondern auch kreative Lösungen für die Modeindustrie bietet.
Quelle: ZDF
Mehr zu "Neues im Online-Shop" sehen Sie am Samstag, 23. November, um 17:35 Uhr im ZDF im TV. Weitere Dokumentationen von plan b und die Hintergründe dazu finden Sie jederzeit in der ZDF-Mediathek.