Das Opel-Werk in Eisenach steht bis mindestens Ende des Jahres still. 1.300 Mitarbeiter müssen in Kurzarbeit. Nur ein Beispiel aus der schwer gebeutelteten Automobilindustrie.
Der Autobauer Opel hat angekündigt, wegen der Chipkrise die Produktion in seinem Werk in Eisenach für den Rest des Jahres komplett einzustellen. Das löste viele Ängste vor Ort aus.
Der Autobauer Opel lässt wegen der Chipkrise sein Werk in Eisenach ab kommender Woche ruhen. Anfang 2022 wird die Produktion wieder aufgenommen - sofern die Lieferketten dies zuließen, erklärte ein Unternehmenssprecher am Donnerstag.
1.300 Mitarbeiter in Kurzarbeit
Opel produziert in Eisenach in Thüringen den Kompakt-SUV Grandland X. Während der Produktionspause sollen die 1.300 Beschäftigten in Kurzarbeit geschickt werden, wie der Unternehmenssprecher weiter mitteilte.
Jörg Köhlinger, Leiter IG Metall Bezirk Mitte, sagte dazu im ZDF-Morgenmagazin: "Wir haben Signale bekommen, dass im Januar die Produktion wieder aufgenommen wird." Das Werk in Eisenach sei eine "Ikone der deutschen Einheit" gewesen, das sei allerdings keine Lebensversicherung.
„Wir haben Signale bekommen, dass im Januar die Produktion wieder aufgenommen wird“, so Jörg Köhlinger, Leiter IG Metall Bezirk Mitte, zum Produktionsstopp bei Opel in Eisenach.
Auch der Erste Bevollmächtigte der IG Metall Eisenach, Uwe Laubach, sagte dazu, es sei allgemein bekannt, dass es eine Halbleiterkrise gebe und das zwinge auch zu Einschränkungen. Jedoch könne der Grandland "offenbar ohne Probleme in Socheaux weitergebaut werden".
Das ehemalige Peugeot-Werk Socheaux steht in Ostfrankreich. Die IG Metall wolle nun bei der Konzernmutter Stellantis "das Gespräch suchen", sagte Laubach.
Der Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer nannte es "sehr ungewöhnlich", dass ein Hersteller ein Werk komplett für gut drei Monate dicht macht. "Für Eisenach ist dies kein gutes Zeichen, auch deshalb, weil nur ein Fahrzeug, der Grandland X, dort montiert wird."
Das Werk Sochaux dürfte auch deshalb profitieren, da in Deutschland Kurzarbeitergeld bezahlt wird und die Schließung für Stellantis damit "preisgünstiger" werde, mutmaßte der Experte.
Fehlende Rohstoffe
Der globale Halbleitermangel belastet zahlreiche Wirtschaftsbereiche, besonders aber die Automobilindustrie. Ein Grund ist, dass die Geschäfte mit ihr wegen relativ niedriger Stückzahlen für die Chipkonzerne weniger lukrativ sind als beim Verkauf an große Elektronikkonzerne.
Viele Autohersteller hatten zu Beginn der Corona-Pandemie zudem selbst Nachfrageeinbrüche - in der Folge stornierten sie bereits zugesagte Mengen bei den Halbleiterfirmen. Jetzt, wo das Autogeschäft wieder besser läuft, fehlen diese Chips.
Chipkrise trifft alle
Wegen der Chipkrise mussten in Deutschland auch schon Volkswagen, Daimler und BMW ihre Produktion für Tage oder Wochen herunterfahren und die Beschäftigten in Kurzarbeit schicken. Auch beim Autobauer Ford gibt es weitere Einschränkungen im Werk Köln.
Die Beratungsgesellschaft Boston Consulting geht davon aus, dass zehn bis elf Millionen Fahrzeuge in diesem Jahr nicht gebaut werden können. Die Krise führt offensichtlich auch dazu, dass Hersteller Autos teilweise nur mit einer reduzierten elektronischen Ausstattung ausliefern.
Erst kürzlich hatte außerdem die Beratungsfirma Alix Partners geschätzt, dass der Autobranche infolge der Chipkrise in diesem Jahr Einnahmen von gut 210 Milliarden Dollar (179 Mrd Euro) entgehen.
Ifo-Barometer bricht weiter ein
Dass sich die Lage der deutschen Autohersteller weiter eintrübt, zeigt auch das entsprechende Ifo-Barometer im September. Es brach von 32,0 Punkten im Vormonat auf 13,2 Zähler ein, wie das Ifo-Institut am Montag zu seiner monatlichen Umfrage mitteilte. Im Juli lag der Wert sogar noch bei 52,9.
- Wo sich der Rohstoff-Mangel bemerkbar macht
Mittlerweile zwei Drittel der Industrieunternehmen klagen über einen Mangel an Rohstoffen und Vorprodukten. Diesen Mangel spüren zunehmend auch Verbraucher - an höheren Preisen.