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Debatte zu deutscher Politik : Idee in Polen: Deutsche Alt-AKW pachten?

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Der Vorschlag aus Warschau klingt verrückt: Polen könnte alte deutsche AKW pachten. Die Idee ist unrealistisch, verrät aber viel über die Sicht des Nachbarn auf deutsche Politik.

Wasserdampf steigt aus dem Kühlturm vom Atomkraftwerk (AKW) Isar 2.
Das AKW Isar 2 soll bis Ende des Jahres abgeschaltet werden.
Quelle: dpa

Wenn Deutschland seine letzten drei Atomkraftwerke abschaltet, könnte Polen diese Meiler dann nicht pachten? Mit dieser unorthodoxen Idee mischt sich die polnische Politik in die deutsche Debatte über eine Laufzeitverlängerung ein.

Das östliche Nachbarland befürchtet, dass die durch Russlands Krieg gegen die Ukraine verursachte Energiekrise in Europa ohne deutsche Kernenergie noch schlimmer werden könnte.

Vorstoß hat keine Chance

Zunächst kam die Idee von der kleinen Linkspartei Lewica Razem, dann debattierte am Donnerstag auch der Europa-Ausschuss des polnischen Parlaments in Warschau darüber - und das obwohl ziemlich klar ist, dass der Vorstoß keine Chance hat.

Kommt es zu einer Laufzeitverlängerung der Atomkraftwerke? Das Nein zur Atomkraft gehöre eigentlich "zur DNA der Grünen", so Hauptstadt-Korrespondentin Patricia Wiedemeyer.

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2 min
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Die Razem-Abgeordnete Paulina Matysiak forderte nach einem Besuch in Berlin, dass die polnische Regierung der Bundesregierung einen entsprechenden Vorschlag machen solle:

Wenn die Deutschen ihre Kernenergie nicht selbst nutzen wollen, sollten sie sie verpachten.
Paulina Matysiak, Lewica Razem

Deutsche AKWs sollten weiterlaufen "zum Wohle der Sicherheit Europas und des Klimas", schrieb Parteichef Adrian Zandberg auf Twitter. Zum Jahresende sollen die drei noch verbliebenen Kraftwerke in Deutschland - Isar 2, Emsland und Neckarwestheim 2 - vom Netz gehen. 

Keine Atomkraft in Polen

Polen wiederum hat kein Atomkraftwerk. Ein erster Anlauf zur eigenen Kernenergie mit sowjetischer Technik wurde 1989 abgebrochen. Neue Pläne sehen vor, dass 2033 nördlich von Danzig ein Kraftwerk ans Netz gehen soll.

"Die Pacht ist nur ein Schlagwort", sagte der Experte Aleksander Sniegocki der Zeitung "Gazeta Wyborcza". Sie solle die Aufmerksamkeit auf ein Problem lenken.

Natürlich gibt es nicht die kleinste Chance, dass Polen ein Kernkraftwerk pachten oder irgendwie nutzen könnte.
Aleksander Sniegocki, Energie-Experte

Es sei nur schwierig, die deutsche Politik zu verstehen. Die Zeitung kommentierte, derzeit sei "jedes Megawatt Gold wert". Doch unbeirrt hielten die Deutschen an alten Beschlüssen fest, auch wenn sich die Umstände geändert hätten.

Habeck: Nicht Strom- sondern Gasversorgung ist das Problem

Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) weist dagegen immer wieder darauf hin, dass der hauptsächliche Mangel nicht beim Strom droht, sondern bei Gas und Wärme für die Industrie - und Atomkraftwerke dafür keine Abhilfe schaffen.

Energieminister Habeck nimmt im Umgang mit der Gaskrise die EU in die Pflicht. Man könne nicht mehr "national denken", sagte Habeck im ZDF-Interview.

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In den polnischen Ärger, der sich in der Ausschuss-Debatte zeigte, mischt sich vieles: der Unmut über den deutschen Alleingang bei der Gasversorgung aus Russland mit den Ostsee-Pipelines Nord Stream 1 und 2; die polnische Sorge um die eigene Stromversorgung auf dem europäischen Markt - und auch Lust an Provokation in Richtung Berlin.

Abgeordneter: Lage in Deutschland absurd

Natürlich sei der Vorschlag einer AKW-Pacht ungewöhnlich, sagte der Razem-Abgeordnete Maciej Konieczny. Er solle die in seiner Sicht absurde Lage in Deutschland veranschaulichen.

Zugleich sprach der Oppositionspolitiker von einem "attraktiven Angebot an die Regierungspartei", die nationalkonservative PiS: "Polen sollte sich bereit erklären, diese Anlagen zu übernehmen, um das Klima und die Energiesolidarität zu retten."

Aus dem deutschland-kritischen Regierungslager befürwortete der Abgeordnete Janusz Kowalski (Solidarna Polska) den Vorschlag:

Das Problem der deutschen politischen Debatte ist ganz einfach: Sie sind unfähig, ihren Fehler einzugestehen und einen Rückzieher zu machen.
Janusz Kowalski, Solidarna Polska
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