Deutliches Plus bei Produktion - aber Warnung vor "Zollhammer"

Ordentliches Plus bei Produktion:"Durchschnaufen vor dem Zollhammer"

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Die deutsche Wirtschaft verbucht bei der Produktion das stärkste Wachstum seit dreieinhalb Jahren - doch Experten warnen: Das "dicke Ende" von Trumps Zollpolitik kommt noch.

Arbeiter in der Produktion von Stahlspulen der Thyssenkrupp Steel Europe AG.
Die Produktion in Deutschland wächst - das zeigen Zahlen des Statistischen Bundesamts zur Industrie.
Quelle: epa

In der deutschen Wirtschaft ist die Produktion so stark gestiegen wie seit mehr als drei Jahren nicht mehr. Im März stellten Industrie, Bau und Energieversorger 3,0 Prozent mehr her als im Vormonat Februar, wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden mitteilte. In die USA exportierten deutsche Unternehmen Waren im Wert von 14,6 Milliarden Euro, das waren 2,4 Prozent mehr als im Februar. Grund sind laut Experten aber vor allem kurzfristige, zollbedingte Vorzieheffekte.

Effekte aufgrund von "Beschaffungskäufen"

Hintergrund: Um höhere Preise infolge der Zölle zu vermeiden, haben viele Unternehmen ihre Bestellungen vorgezogen. "Es gab sie wirklich, die vorgezogenen Beschaffungskäufe der US-Importeure in Deutschland", sagte DekaBank-Ökonom Andreas Scheuerle. Nicht nur das US-Exportgeschäft habe spürbar zugenommen. "In Deutschland wurden im März auch die Exportschlager für die USA - Autos, Maschinen und Pharmazeutika - in besonderem Umfang produziert."
Allerdings seien die Aussichten gedämpft, meint Scheuerle, denn: "In die Gegenwart vorgezogene Käufe fehlen in der Zukunft." Wirtschaftsexperten rechnen entsprechend nicht damit, dass die Anstiege bei Exporten und Produktion die Wirtschaft nachhaltig ankurbeln werden. Auch die Deutsche Industrie- und Handelskammer (DIHK) schränkt die guten Zahlen ein:

Ein leichtes Durchschnaufen, bevor der Zollhammer wirklich kommt.

Volker Treier, DIHK-Außenwirtschaftschef

Auch der Außenhandelsverband BGA erkennt keinen echten Aufwärtstrend. "Ganz im Gegenteil, wir sehen hier im März die Sorge vor den im April drohenden Zollankündigungen und die Tendenz, viele Geschäfte noch vor dieser abzuschließen", sagte BGA-Präsident Dirk Jandura. "Das dicke Ende kommt noch überall auf der Welt."
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Die Industrie allein produzierte im März 3,6 Prozent mehr als im Vormonat, so das Statistische Bundesamt. Anstiege gab es in wichtigen Branchen wie Autobau (plus 8,1 Prozent), Pharma (plus 19,6 Prozent) und Maschinenbau (plus 4,4 Prozent). In den energieintensiven Industriezweigen, zu denen etwa die Chemie zählt, wuchs die Produktion um 1,5 Prozent. Die Bauproduktion stieg um 2,1 Prozent.
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Mittelfristig nur "schwache Erholung"

Das Plus bei der Industrie im Quartalsvergleich sei das größte seit vor dem Beginn der russischen Invasion in der Ukraine 2022, bestätigt auch Ökonom Sebastian Dullien vom Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung der Hans-Böckler-Stiftung. Er schätzt die Lage etwas optimistischer ein:

Diese Entwicklung deutet darauf hin, dass der zyklische Abschwung in der deutschen Industrie einem Ende entgegen geht.

Sebastian Dullien, Ökonom Hans-Böckler-Stiftung

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Grund für das kräftige Plus der Industrieproduktion dürften nicht nur Vorzieheffekte wegen der US-Zölle sein, meint auch Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer. Die Erholung des Ifo-Geschäftsklimas und der Auftragseingänge legten nahe, dass die Industrieproduktion weiter steige. "Aber Trumps Zollschock sowie der ausbleibende Neustart der deutschen Wirtschaftspolitik sprechen mittelfristig nur für eine schwache Erholung", sagt Krämer.
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Quelle: dpa, Reuters, AFP

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