Laut einer Studie der Unternehmensberatung Capgemini hat die Zahl von Reichen weltweit im Pandemiejahr 2021 weiter zugenommen. Für 2022 sind die Aussichten allerdings getrübt.
Die Reichen sind auch im vergangenen Jahr noch reicher geworden. Gut 1,6 Millionen Dollar-Millionär*innen gibt es inzwischen allein in Deutschland. Das zeigt der globale Reichtumsbericht (World Wealth Report) der Unternehmensberatung Capgemini.
Im Jahr 2021 ist die Zahl der Dollar-Millionär*innen demnach weltweit um 7,8 Prozent gestiegen. Für den Bericht zählt Capgemini die sogenannten "High Net Worth Individuals" (HNWIs) - als solche "Person mit hohem Nettovermögen" gilt, wer ein investierbares Vermögen von mehr als einer Million Dollar besitzt.
Reichtumsbericht: 2021 "kein Rekordjahr"
Dabei werden Vermögensanlagen wie Aktien, festverzinsliche Wertpapiere, alternative Investments wie privates Beteiligungskapital mit eingerechnet, ebenfalls Bargeld sowie Immobilien, sofern sie nicht selbst genutzt werden.
Deshalb war das vergangene Jahr zwar "außerordentlich", sagt deren Leiter Business Technology Innovation, Klaus-Georg Meyer, aber in dieser Berechnung war es kein Rekordjahr. Davon hatte die Boston Consulting Group in der vergangenen Woche gesprochen - sie rechnet jedoch etwas anders als Capgemini, indem sie sämtliche Vermögenswerte abzüglich der Schulden einbezieht.
1,6 Millionen Millionäre in Deutschland
Capgemini zufolge legte das weltweite Vermögen um 8 Prozent auf 86 Billionen Dollar zu. Fast zwei Drittel (63,6 Prozent) aller Dollar-Millionär*innen kommen aus nur vier Ländern. Mit 7,5 Millionen (13,5 Prozent Zunahme) gibt es die meisten Dollar-Millionär*nnen weiterhin in den USA, gefolgt von Japan (mit 3,65 Millionen) und Deutschland vor China.
Genau 1.633.000 Millionär*innen zählte die Unternehmensberatung in Deutschland, das waren 6,4 Prozent oder fast 100.000 mehr als noch im Vorjahr. Deren Vermögen stieg in dieser Zeit um 7,4 Prozent auf knapp 6,3 Billionen Dollar. Schließlich erholte sich die deutsche Wirtschaft 2021, die Immobilienpreise blieben hoch und die Sparquote kletterte weiter.
- Mehr Einkommensmillionäre - viele in Hamburg
Die Zahl der Einkommensmillionäre steigt weiter - das meldet das Statistische Bundesamt. Die Millionärsdichte blieb demnach wie in den Vorjahren in Hamburg am höchsten.
Aktien mit deutlichen Zuwächsen
Nur die Asien-Pazifik-Region schwächelte anders als üblich etwas mit einem Plus von "nur" 4,2 Prozent - hier hatte es in den Jahren zuvor immer die stärksten Zuwächse bei den Dollar-Millionär*innen gegeben.
Sie alle konnten sich über deutliche Zuwächse am Aktienmarkt des vergangenen Jahres freuen. Die gab es vor allem bei den Technologiewerten. Außerdem halfen die lockere Geldpolitik und die staatlichen Hilfen weltweit.
Getrübte Aussichten für 2022
Ein so positives Umfeld ist für das laufende Jahr an den Finanzmärkten nicht zu erwarten. Bis Ende April ist nach einer aktuellen Umfrage von Capgemini das weltweite Vermögen um vier Prozent gegenüber dem Jahresende gesunken. Denn die Aktienkurse wachsen wegen der hohen Inflation und den Zinsanhebungen der Notenbanken weltweit nicht mehr so stark wie noch im vergangenen Jahr.
"Darauf reagieren die Anleger schon", sagt Meyer. Denn wenn die einen neuen Trend zu erkennen glaubten, seien die Reaktionen meist nachhaltiger. Anders als im Frühjahr 2020, als sich die Kurse nach dem Tief des Frühjahrs schnell wieder erholten, dürfte es dieses Jahr eben nicht so glimpflich abgehen. Schließlich drückt der Krieg in der Ukraine vor allem in Europa die wirtschaftliche Entwicklung.
Mehr Diversität bei Reichen und Ultrareichen
Es liegt aber nicht nur an den aktuellen Herausforderungen, dass die Reichen und Ultrareichen - zu ihnen zählt Capgemini diejenigen, die mehr als 30 Millionen Dollar frei investieren können - inzwischen ihren Vermögensberater*innen kritischer gegenübertreten. Denn sie werden immer diverser.
Zum einen werden in den nächsten beiden Generationen 70 Prozent des weltweiten Vermögens an Frauen aller Vermögensklassen vererbt, und die haben andere Anforderungen. Vor allem fordern sie mehr Informationen und mehr Transparenz etwa über Gebühren.
Nachhaltige Anlageformen und Kryptowährungen gefragt
Zum anderen wächst mit reichen "Millenials" eine neue Generation heran. Zwei Fünftel der jungen Millionär*innen aus dieser Gruppe haben im vergangenen Jahr ihren Vermögensberater gewechselt, weil sie sich mehr digitale Interaktion, Aufklärung und Komfort wünschen.
Die traditionellen Anbieter haben offenbar auch kaum Erfahrung bei anderen Anlageformen wie nachhaltigen Investments und Kryptowährungen: Knapp zwei Drittel der "HNWIs" fragten nach Investitionen in Projekte mit positiven Nachhaltigkeitseffekten. Das könnten aber zwei Fünftel der Vermögensverwalter nicht darstellen, zeigt die Umfrage von Capgemini.