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Swift, Embargos und Blockaden : Beispiel Iran: Umgeht Moskau die Sanktionen?

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Wem schaden Wirtschaftssanktionen? Im Iran zeigt sich das Regime unbeeindruckt, umgeht die Bestrafungen. Unter den Wirtschaftssanktionen leidet dort vor allem das Volk.

Iran, Buschehr: Atomkraftwerk Buschehr
Hauptgrund für die Sanktionen gegen Iran: Das Atomprogramm des Landes.
Quelle: epa

"Die Hauptverlierer sind unsere Arbeiter," sagt Mohammad Shirjafari. Er ist Geschäftsführer einer Kartonfabrik in Robat Karim, 50 Kilometer südlich der Hauptstadt Teheran. Shirjafari lenkt sein Unternehmen seit Jahren im Krisenmodus. Als US-Präsident Donald Trump 2018 aus dem Atomabkommen ausstieg und erneut harte Sanktionen gegen Iran verhängte, ging es wieder los.

Wie schon vor Unterzeichnung des Abkommens im Jahr 2015 flogen Irans Banken erneut aus dem Swift-Überweisungssystem, Handelspartner zogen sich zurück, Rohstoffe und Maschinenersatzteile aus dem Ausland waren kaum noch zu bekommen. Die Preise schossen in die Höhe. Auch für Papier. Und so stiegen auch die Produktionskosten für Shirjafaris Kartons.

Wirtschaftssanktionen treffen das Volk

"Alle Kunden, die ihre Produkte in Kartons packen und bei uns einkaufen mussten, haben ihrerseits die Preise erhöht", meint Shirjafari. Die Kunden gaben die Preiserhöhungen an die Verbraucher weiter, und zu denen gehörten auch seine Arbeiter.

Doch wir konnten ihnen keine höheren Löhne zahlen. Wir waren ja froh, dass wir sie nicht entlassen mussten.
Mohammad Shirjafari, Leiter einer Kartonfabrik

Sanktionen, die ein Regime treffen sollen, so musste es auch Mohammad Shirjafari erfahren, treffen am Ende vor allem das Volk.

Russische Wirtschaft wird Alternativen suchen

Irans Wirtschaft hat gelernt, seit der islamischen Revolution vor 43 Jahren mit Sanktionen zu leben. Man lernte, die Sanktionen zu umgehen, alternative Wege der Beschaffung, der Bezahlung, des Handels zu suchen und viele Produkte im eigenen Land herzustellen. Not macht bekanntlich erfinderisch, und in Sachen Improvisation steht Russland Iran in nichts nach. Im Gegenteil.

So ist davon auszugehen, dass auch die russische Wirtschaft Alternativen suchen und finden wird. Was die Abhängigkeit vom Swift-Bezahlsystem betrifft, so hatte sich Russland bereits auf einen solchen Fall vorbereitet und selbst zwei eigene Systeme entwickelt. Freilich wird sich nun erst zeigen müssen, inwieweit die Haupthandelspartner, allen voran China, von diesen Systemen auch Gebrauch machen werden.

China wickelt die meisten seiner Geschäfte über Swift ab und wird kaum ein Interesse haben, daran vorerst etwas zu ändern.

Sanktionen unterbinden Handel nicht

Irans Führung hat seit Beginn des neuen US-Sanktionsregimes vor knapp vier Jahren versucht, die Wirtschaftsbeziehungen zu China und Russland auszubauen. Trotz des Embargos gelang es, den Ölhandel auf niedrigerem Niveau aufrecht zu erhalten. Bezahlt wurde über verdeckte ausländische Devisendepots, aber auch in Landwirtschaftsprodukten oder Gold.

Dass Sanktionen Handel nicht unterbinden können, gibt der Vorsitzende des iranischen Parlamentsausschusses für nationale Sicherheit und Auswärtige Politik, Mahmoud Abbaszadeh, ganz offen zu. Russland sei ein starkes Land mit großen Potenzialen, von denen andere Länder abhängig seien, meint Abbaszadeh.

Wenn ein Land wie Russland "solche Sanktionen und Beschränkungen erfährt, wird es nach anderen Wegen suchen, um seine Probleme zu lösen".

Russische Rubel. Archivbild

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Korruption und Geldwäsche blühen unter Sanktionsmaßnahmen auf

Letztlich richtet sich auch eine Volkswirtschaft auf das Leben unter Sanktionen ein. Korruption, Schmuggel und Geldwäsche blühen unter dem Druck von außen auf. So geschehen auch in Iran. Eine Umstellung auf die alten Verhältnisse brauche dann seine Zeit. Davon ist Firmenchef Shirjafari überzeugt.

Sollten die Sanktionen gegen sein Land nach einer Einigung bei den zurzeit in Wien laufenden Atomverhandlungen aufgehoben werden, rechnet er nicht so schnell mit einer Besserung. "Die Inflation wird hoch bleiben," ist er überzeugt.

Es wird Jahre brauchen, um unsere Wirtschaft wieder auf die Beine zu stellen. Das wird lange dauern.
Mohammad Shirjafari, Leiter einer Kartonfabrik

Trotzdem werden viele Leute recht bald nach Aufhebung der Sanktionen noch mehr Geld verdienen. Doch das werden vermutlich nicht Mohammad Shirjafari und seine Arbeiter sein.

Jörg-Hendrik Brase ist ZDF-Studioleiter in Istanbul.

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