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Kakaobauern in Armut : Schokolade bleibt ein bitteres Geschäft

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Während wir uns (nicht nur) in der Weihnachtszeit mit Schokolade verwöhnen, leben Kakaobauern am anderen Ende der Kette noch immer in Armut. Und das, obwohl der Umsatz steigt.

Schokolade
Quelle: dpa

Ob Weihnachtsmann, Schokokranz oder schlicht eine Tafel: Schokolade versüßt vielen Menschen das Weihnachtsfest und ist gerade in der Pandemie für viele ein Trost. Nach einem kleinen Einbruch zu Beginn der Corona-Zeit stiegen Produktion und Umsatz im vergangenen Jahr wieder. Dagegen bleibt die Realität für die Kakaobauern bitter.

Kakaopreis müsste 50 Prozent höher sein

Pro Jahr werden weltweit Schokoladenprodukte für schätzungsweise 122 Milliarden Euro verkauft. Etwa 7,3 Prozent davon bekommen die Bauern und verdienen immer weniger. Im Oktober sank in Westafrika der Kakaopreis um 18,5 Prozent. Um den Lebensunterhalt zu bestreiten, müsste er eigentlich 50 Prozent höher sein.

Die Preise würden weiter sinken und die Armut zunehmen, sagt das "Cacao-Barometer" voraus, der Trendbericht des Verbandes von nichtstaatlichen Organisationen und Gewerkschaften auf dem Kakaomarkt mit Sitz in den Niederlanden. Amsterdam hat den weltweit größten Kakaohafen: Etwa 25 Prozent der Weltproduktion wird hier umgeschlagen.

Fairtrade alleine bringt Kakaobauern wenig

Seit 20 Jahren wird international viel getan, um die Lage der Bauern zu verbessern sowie Entwaldung und Kinderarbeit zu bekämpfen. Es gibt Gütezeichen, Zertifikate, Fairtrade-Produzenten und in mehreren Ländern Kakaoplattformen, die sich für nachhaltige Produktion einsetzen. Mit wenig Erfolg.

Yuca Waarts ist Autorin einer neuen Studie über die Einkommen der Kakaobauern. Sie sagt:

Die herkömmlichen Hilfsprogramme helfen nicht.
Wissenschaftlerin Yuca Waarts, Landwirtschaftliche Universität Wageningen

Wieviel Fairness steckt wirklich in den Produkten und wer erkennt die Unterschiede bei so vielen Siegeln?

Beitragslänge:
6 min
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Mehr als 60 Prozent der gesamten Kakaoproduktion von knapp fünf Millionen Tonnen im Jahr stammt aus den westafrikanischen Ländern Ghana und der Elfenbeinküste. Doch 75 Prozent der Kakaobauern in diesen Ländern verdient kein existenzsicherndes Einkommen. Das heißt: Nicht genug für Nahrung, Wohnung, Bildung und Gesundheit.

Kakao-Opec gefordert

In den vergangen 30 Jahren hat sich die Kakaoproduktion mehr als verdoppelt. Durch Überproduktion, so Waarts, sanken Preis und Einkommen. Doch nur die Preise zu erhöhen bringe nichts, ergab ihre Studie. Die Regierungen der Elfenbeinküste und Ghanas zahlen den Bauern bereits einen Zuschlag zur Einkommenssicherung. Doch das reicht nicht. Selbst wenn man die Preise verdoppelte, würden nur etwa 41 Prozent der Bauern genug verdienen, um zum Beispiel ihre Kinder in die Schule schicken zu können und nicht auf die Kakaofelder.

Fairtrade-Produzenten bezahlen ihren Bauern zwar einen angemessenen Preis. Doch das hilft auch nur denen, die über genug Anbaufläche verfügen. Und der Fairtrade-Anteil am Welthandel ist noch klein. In Deutschland sind es etwa 17 Prozent.

Die Erhöhung des Marktpreises ist nur ein Teil der Lösung.
Yuca Waarts

Der Markt müsse reguliert werden. Das Beispiel der Ölproduktion liegt nahe. Also eine Art Kakao-Opec, wo Produktion und Preis reguliert werden. Die Anbauflächen müssten groß genug sein, und es müsse ein soziales Fangnetz geben.

Amsterdamer Schokoproduzent macht es vor

Der Amsterdamer Schokoproduzent Tony's Chocolonely hat sich mit der Botschaft vom fairen Handel und einer sklavenfreien Schokolade bis an die Spitze des niederländischen Marktes katapultiert und ist mit etwa 17 Prozent Marktanteil die Nummer 2. Das Fairtrade-Unternehmen zahlt seinen rund 9.000 Bauern zwischen 30 und 40 Prozent mehr als herkömmliche Händler. Aber auch die Rolle des Produzenten ist in Hersteller-Kreisen umstritten.

Wer beim Schokoladenkauf auf Nummer sicher gehen will, sollte sich in der neuen handwerklichen Szene umschauen, die sich zunehmend auch in Deutschland etabliert. "Bean-To-bar oder Craft-Schokolade sind die Stichwörter, auf die man achten sollte", sagt der Münsteraner Schokoriegel-Hersteller Reto Brunner. Sein Tipp: Eine kleine Manufaktur suchen, mit den Herstellern sprechen, sich informieren.

Im industriellen Maßstab fair zu produzieren, ist kaum möglich.
Reto Brunner, Café Schoko

Wer auf die Schnelle im Supermarkt zur Schokolade greifen will, sollte aber zumindest auf Siegel wie Fairtrade oder Gepa achten. "Da haben Sie zwar keine hundertprozentige Garantie, aber die Produkte sind besser als herkömmliche Schokolade", sagt Brunner.

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