Bonify-App: Mehr Schufa-Einblick oder Augenwischerei?

    Bonify-App erweitert:Mehr Schufa-Einblick oder Augenwischerei?

    von Gregor Lischka
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    Schufa-Daten können die Kreditwürdigkeit von Verbrauchern beeinflussen. Mit neuen Funktionen der Bonify-App verspricht die Schufa "maximale Transparenz". Das sehen nicht alle so.

    Typical: Ein Screenshot der App Bonify ist auf dem Bildschirm eines Mobiltelefon vor einem Mietvertrag zu sehen.
    In der Bonify-App können sich Nutzer kostenlos ihre Schufa-Auskunft anzeigen lassen.
    Quelle: dpa

    Gut zwei Jahre ist es her, dass die Wirtschaftsauskunftei Schufa das Start-Up-Unternehmen Bonify samt deren App übernahm. Seitdem wurden dort Schritt für Schritt neue Features in die App integriert.
    So können registrierte Nutzerinnen und Nutzer bei Bonify jederzeit und digital ihren Schufa-Basis-Score einsehen und werden dort auch über Negativeinträge auf dem Laufenden gehalten - beispielsweise, wenn ein Unternehmen die Schufa darüber informiert, dass der Nutzer auch nach mehrmaliger Mahnung eine Rechnung nicht beglichen habe.
    Claudia Krafczyk und Carsten Rüger im Gespräch.
    Claudia Krafczyk erklärt, wie die Schufa-Auskunft per Bonify-App funktioniert.18.07.2023 | 6:24 min

    Neue digitale Auskunftsmöglichkeiten

    "Nun schaffen wir maximale Transparenz", erklärt Andreas Bermig, Geschäftsführer der Schufa-Tochter Bonify. Ab sofort können Nutzer der App nämlich ebenfalls überprüfen, welche Unternehmen genau ihre Bonität abgefragt haben, auch gemeldete Verträge sind nun online einsehbar.
    Heißt für Verbraucher konkret: In der App können sie beispielsweise sehen, welche Kreditkarten- oder Leasingverträge, Raten- oder Immobilienkredite von ihnen bei der Schufa gespeichert sind.
    Bonify zeigt sich überzeugt: Verbrauchern, die ihre Bonität digital einschätzen und unkompliziert Auskunft über ihre Schufa-Daten erhalten möchten, werde so geholfen.

    Die Wirtschaftsauskunftei Schufa hat Daten von rund 68 Million Menschen gespeichert. Das passiert oft unbemerkt. Denn bei vielen Verträgen mit einer Bank, einem Mobilfunkanbieter oder einem Energieversorger, muss zusätzlich auch die Schufa-Klausel unterschrieben werden.

    Damit erhält die Schufa die Erlaubnis, Auskünfte an das Unternehmen weiterzuleiten. Sie erfährt so, wie es um Ihre Zahlungsmoral bestellt ist, ob Sie Kredite pünktlich abbezahlt haben und wie gut Sie Rechnungen begleichen. Ein Algorithmus ermittelt daraus eine Zahl, den Schufa-Score.   

    Maximale Transparenz oder Augenwischerei?

    Michael Möller von der NGO Finanzwende lässt diese Argumente nicht gelten. "Schufa-Bewertungen bleiben eine Blackbox", kritisiert Möller. Welche Merkmale in welcher Gewichtung genau in die Score-Berechnungen einfließen, sei für Verbraucherinnen und Verbraucher weiterhin völlig unklar.

    Hier jetzt von 'maximaler Transparenz' zu sprechen, ist aus unserer Sicht eher Augenwischerei.

    Michael Möller, NGO Finanzwende

    Ein weiteres Feature, das heute von Bonify präsentiert wurde: Sollten Nutzer beim Check ihrer Schufa-Daten in der App etwaige Unstimmigkeiten feststellen, können sie über einen "Fehler melden"-Button direkt einen Korrekturvorgang anstoßen. "Das ist auf jeden Fall erstmal eine gute Entwicklung", meint Michael Möller von Finanzwende. Es zeige aber eben auch: "Die Schufa sammelt viele Daten - kann aber gar nicht selbst sicherstellen, ob diese auch korrekt sind".
    Hermann-Josef Tenhagen  | Chefredakteur Verbraucherportal „Finanztip“
    Die Daten der Schufa-App "Bonify" sollte man "unbedingt kontrollieren, weil manchmal passieren Fehler", sagt Hermann-Josef Tenhagen, Chefredakteur Verbraucherportal „Finanztip“.25.07.2023 | 9:14 min

    Kritiker: Schufa sieht Verbraucher in der Bringschuld

    Statt die zum Teil hochsensiblen Informationen, die über Menschen bei ihnen eingehen, also selber auf Fehlerhaftigkeit zu überprüfen, schiebe man bei der Schufa und Bonify die Verantwortung auf den Verbraucher ab - indem er sich beispielsweise über die App selber um die Reklamation fehlerhafter Einträge kümmern müsse.

    Die Schufa sammelt Daten, ob man das will oder nicht. Und nun gibt sie Verbrauchern auch noch die Bringschuld, ob die Daten auch korrekt sind - das ist schon allerhand.

    Michael Möller, NGO Finanzwende

    Bonify-Chef Andreas Bermig glaubt hingegen, die App biete nun eine große Hilfe für Verbraucherinnen und Verbraucher, die sich über ihre Bonität und finanzielle Situation schnell und unkompliziert informieren wollen.
    Für ihn sei in Zukunft die Frage: "Wie kriegen wir es hin, möglichst viele Hilfestellungen und Hebel unseren Nutzerinnen und Nutzern anzubieten, um ihre Bonität zu verbessern?". Aktuell verzeichnet Bonify zwei Millionen Nutzer, bis 2030 will die Schufa-Tochter auf zehn Millionen Nutzer anwachsen.
    Die NGO Finanzwende fordert unterdessen, die Schufa sollte ihr Scoring-Verfahren für Aufsichtsbehörden, Gerichte und Expertengremien vollständig transparent machen. Und: Die Öffentlichkeit müsse zumindest nachvollziehen können, welche Merkmale in die Score-Berechnung einfließen.

    Neues Schufa-Angebot
    :Das sollten Sie über die Bonify-App wissen

    Wie kreditwürdig bin ich? Die Schufa bietet jetzt eine App an, mit der Verbraucher ihre Bonität kostenlos und jederzeit abrufen können.
    von Claudia Krafczyk
    Symbolbild: Bonitätsauskunft - SCHUFA
    FAQ

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