Inflation steigt wohl auf 10 Prozent

    Statistisches Bundesamt:Inflation steigt wohl auf 10 Prozent

    29.09.2022 | 14:40
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    Die Inflationsrate ist im September noch einmal deutlich gestiegen. Nach vorläufigen Daten des Statistischen Bundesamtes liegt sie nun bei 10 Prozent.

    Die Inflation in Deutschland hat sich im September massiv erhöht und ist auf den höchsten Stand seit Anfang der 1950er Jahre geklettert. Nach dem Wegfall des 9-Euro-Tickets und des Tankrabatts kosteten Waren und Dienstleistungen durchschnittlich 10,0 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Das hat das Statistische Bundesamt in einer ersten Schätzung mitgeteilt. Ökonomen hatten nur mit einem Anstieg auf 9,4 Prozent gerechnet.

    Höchstes Niveau seit den 50er Jahren

    Im Dezember 1951 lag die Jahresteuerung - auf weitgehend vergleichbaren Daten - bei 10,5 Prozent. Der Ukraine-Krieg hat die Preise vor allem für Energie, aber auch von Rohstoffen und Lebensmitteln enorm in die Höhe getrieben.
    Höhere Teuerungsraten schmälern die Kaufkraft von Verbraucherinnen und Verbrauchern, diese können sich für einen Euro weniger leisten. Der finanzielle Spielraum der Menschen schrumpft. Nach einer Umfrage des Handelsverbandes Deutschland (HDE) schränken sich bereits 60 Prozent der Verbraucher beim Einkaufen ein.
    Für die kommenden Monate richten sich demnach sogar 76 Prozent der Befragten darauf ein, sparsamer einzukaufen.

    Viele Haushalte sind momentan gezwungen, deutlich mehr Geld für Energie auszugeben beziehungsweise für deutlich höhere Heizkostenabrechnungen zurückzulegen. Entsprechend müssen sie bei anderen Ausgaben, wie zum Beispiel neuen Anschaffungen, sparen.

    Rolf Bürkl, GFK-Experte

    Das hat Folgen für Europas größte Volkswirtschaft, denn der Privatkonsum ist eine wichtige Konjunkturstütze. Seit Monaten sind Energie und Lebensmittel die größten Preistreiber.
    Der russische Angriff auf die Ukraine sowie Lieferengpässe haben die bereits angespannte Lage verschärft. Im September kostete Energie 43,9 Prozent mehr als ein Jahr zuvor, Nahrungsmittel verteuerten sich um 18,7 Prozent.
    Zum Vormonat August waren die Verbraucherpreise im September insgesamt um 1,9 Prozent gestiegen. Für etwas Entlastung sorgten in den vergangenen Monaten der von der Bundesregierung auf den Weg gebrachte Tankrabatt sowie das 9-Euro-Ticket für den öffentlichen Personennahverkehr. Beide Maßnahmen liefen Ende August aus.
    Inflation in Deutschland (inkl. Nahrung und Energie)
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    "Abwehrschirm" soll Bürgern und Unternehmen helfen

    Unterdessen hatte die Bundesregierung am Donnerstag weitere Entlastungen angekündigt - der Wirtschafts- und Stabilisierungsfonds werde aufgestockt. Mit einem neuen "Abschwehrschirm" von bis zu 200 Milliarden Euro sollen Verbraucher und Unternehmen wegen der stark steigenden Energiepreise gestützt werden.
    Statt der Gasumlage soll es eine Gaspreisbremse geben, zudem werden unter anderem Laufzeiten von Kraftwerken verlängert, weitere wirtschaftliche und Stützungsmaßnahmen für belastete Unternehmen getroffen. Das soll auch die Bürgerinnen und Bürger unterstützen, damit die gestiegenen Preise sie nicht so hart treffen.
    Die "ökonomische und soziale Balance in Deutschland" sollte gewahrt bleiben, hatte Wirtschaftsminister Habeck bei der Vorstellung des Pakets erläutert. Deutschland zeige jetzt "seine wirtschaftliche Schlagkraft in einem Energiekrieg", betonte Finanziminister Christian Lindner. Die Dauer der Hilfen sei zunächst bis Ende März 2024 terminiert.

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