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Hohe Preise, wenig Wachstum : Stagflation - das neue Sorgenkind

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Krieg in der Ukraine, Corona-Pandemie, Lieferengpässe und Inflation. Alles zusammen ist ein schlechter Mix für Europas Wirtschaft. Das weiß auch die Europäische Zentralbank.

Archiv: Die Euro-Skulptur vor der Europäischen Zentralbank am 27.10.2014 in Frankfurt
Eindämmen der Stagflation: Die EZB steht vor einem Spagat
Quelle: AP

"Alles in allem gehen wir davon aus, dass es zu einer Frühjahrsbelebung kommt und es mit der Wirtschaft dann auch wieder bergauf geht." Ich höre die Ökonomen noch diesen oder ähnliche Sätze sagen, bevor vor einer Woche eine neue Zeitrechnung begonnen hat.

Die Angriffe auf die Ukraine bringen menschliches Leid ungeahnten Ausmaßes hervor. Inzwischen werden auch die wirtschaftlichen Folgen dieses Krieges spürbar.

Ein Industriemechaniker arbeitet an einer Dampfturbine.

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Ständig steigende Preise belasten - sei es nun im Supermarkt oder an der Zapfsäule. Das Problem: die Wirtschaft wächst nicht in dem Maße, in dem die Preise anziehen. Ökonomen sprechen hier von Stagflation - einer Phase, in der hohe Preissteigerungen und ausbleibendes Wirtschaftswachstum zusammentreffen.

EZB warnt vor Stagflation - drei Zutaten dafür

Heute nun warnt EZB-Ratsmitglied Mario Centeno vor einer drohenden Stagflation in Europa. Die Zutaten dafür sind vorhanden.

  • Den Anfang machte die Corona-Pandemie. Es wurden weniger Güter gebraucht und nachgefragt. Die Notenbanken der jeweiligen Regierungen pumpten Milliarden in die Märkte, damit die Krise gestemmt werden kann. Der Preis dafür ist eine hohe Inflation.
  • Hinzu kommen die Lieferkettenprobleme. Nach wie vor stockt die Produktion in vielen Bereichen der Elektro- oder Autoindustrie, weil Teile für die Fertigung fehlen. Das verzögert die sonst reibungslosen Abläufe der Industrie - trotz voller Auftragsbücher.
  • Auch die anhaltend hohen Energiepreise sind ein treibender Faktor für eine mögliche Stagflation. Öl der Nordseesorte Brent kostet heute so viel wie seit zehn Jahren nicht mehr. Öl ist der Schmierstoff der Weltwirtschaft. Teure Rohstoffe belasten Unternehmen und Verbraucher. Anleger gehen in Deckung. Längst hat der Dax an der Frankfurter Börse die 14.000-Punkte-Marke verlassen.

Stagflation - eine alte Bekannte kehrt zurück

Eine schwächelnde Konjunktur bei gleichzeitig steigenden Preisen - das mag manchem aus alten Zeiten bekannt vorkommen. Bereits rund um den Ölschock aus dem Jahre 1973 wurde eine Stagflation beobachtet. Damals wirkte sich die Geldentwertung von der Energiebranche auf die gesamte Wirtschaft aus. Was lernen wir daraus?

Die Europäische Zentralbank steht für Stabilität in der Eurozone. Nun muss sie die steigenden Preise mit der schwächeren Konjunktur in Einklang bringen. Normalerweise wird steigender Inflation mit steigenden Zinsen begegnet. Doch diese würden die Konjunktur noch mehr abwürgen.

Die EZB wird sich immer für die Konjunktur entscheiden.
Robert Halver, Baader Bank

Höhere Zinsen oder Konjunktur schonen?

Ein Spagat wird nötig sein, um eine Stagflation einzudämmen. Entweder die hohen Preise werden relativ früh bekämpft, durch steigende Zinsen - die Folge wäre eine mehrmonatige Rezession als Folge schwacher Konjunktur - oder die EZB schont die Konjunktur. Der Preis wäre eine sich beschleunigende Inflation. Wie sollen die steigenden Preise gestemmt werden?

Eine mögliche Lohnsteigerung übt zusätzlichen Druck auf die EZB aus.
Ulrich Kater, Deka Bank

Im Normalfall durch höhere Löhne. Doch was ist schon normal in diesen Zeiten?

Wenn die Lohnerhöhungen über den Produktivitätssteigerungen liegen, werden die höheren Preise wieder an die Verbraucher weitergegeben. Eine Lohn-Preis-Spirale entsteht. Auch ein Dilemma der EZB.

Ende der lockeren Geldpolitik?

Ein Ende der ultra-lockeren Geldpolitik der Notenbank zum Ende des Jahres ist wahrscheinlich. Dann dürfte vielleicht erstmals an der Zinsschraube gedreht werden. Diesem Schritt ist die EZB nun durch das "Schreckgespenst" Stagflation einen entscheidenden Schritt näher gekommen.

Sina Mainitz ist Redakteurin im ZDF-Börsenstudio.

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