Der Boom bei Baufinanzierungen geht weiter. Im kommenden Jahr müssen sich Immobilienkäufer aber auf steigende Zinsen einstellen - wenn auch auf niedrigem Niveau.
Der Boom bei Baufinanzierungen setzt sich in Deutschland fort, wie eine am Montag veröffentlichte Studie der Beratungsgesellschaft PwC zeigt. Bei Immobilienkrediten stehe ein weiteres Rekordjahr bevor, heißt es darin.
Demnach ist das Neugeschäft von Banken und Sparkassen mit Baufinanzierungen von Januar bis Oktober auf 235 Milliarden Euro gestiegen. Im Vorjahreszeitraum waren es 228 Milliarden Euro.
Der Bestand der Baufinanzierungen legte in den ersten zehn Monaten auf 1,47 Billionen Euro zu und übertrifft laut Angaben damit bereits das Volumen im gesamten Jahr 2020 (1,39 Billionen).
Die Baukonjunktur ist der Gewinner der IW-Konjunkturprognose. Der deutsche Wohnungsmarkt boomt auch 2022 weiter. Weil aber das Angebot mit der Nachfrage nicht mithalten kann, steigen vor allem die Preise.
Kredite dürften bald teurer werden
Immobilienkäufer müssen sich allerdings nach Einschätzung von Experten im neuen Jahr auf etwas höhere Kreditkosten einstellen. Denn mit dem Anstieg der Inflation dürften die Bauzinsen steigen - wenn auch von niedrigem Niveau. Experten raten Immobilienkäufern, sich günstige Konditionen lange zu sichern.
Doch selbst bei einem Anstieg der Bauzinsen in diesem Bereich seien die Konditionen "traumhaft", sagt Max Herbst, Gründer der Frankfurter FMH-Finanzberatung. Zinsen von mehr als drei Prozent sieht Herbst auf lange Sicht nicht kommen.
Zentralbanken unter Druck
Kaum jemand glaube an stark steigende Zinsen an den Kapitalmärkten, doch mit der hohen Inflation stünden Zentralbanken unter Druck, ihre Geldpolitik zumindest zu straffen, sagt Herbst. Damit dürfte auch das allgemeine Zinsniveau steigen.
Die US-Notenbank Fed hat zuletzt schon mehrere Zinserhöhungen für 2022 signalisiert. Und die EZB will ihr Corona-Notkaufprogramm für Anleihen Ende März auslaufen lassen. Sie rechnet im neuen Jahr mit einer deutlich höheren Inflation.
Langjährige Finanzierungen sinnvoll für Eigenheim
Nach Angaben von FMH liegen die Zinsen für zehnjährige Baufinanzierungen derzeit im Schnitt bei knapp einem Prozent pro Jahr. Hausbauern rät Herbst lange Finanzierungen mit 15 bis 20 Jahren Laufzeit. "Weshalb das Risiko eingehen und die heute noch sehr guten Zinsen für langfristige Zinsbindungen nicht mitnehmen?", meint er.
Wer Immobilien dagegen nicht zum Eigennutz, sondern zur Kapitalanlage kaufe, könne auch zehnjährige Zinsbindungen wählen und so flexibler bleiben.
Ein Baugrundstück ist für junge Familien fast wie ein Sechser im Lotto. In Gemeinden stapeln sich die Anfragen und die Preise wachsen in den Himmel. Geht das auch anders?
Steigende Zinsen können Finanzierung erschweren
Steigende Zinsen treffen Käufer, wenn ihre Finanzierung ausläuft, die Immobilie aber noch nicht abbezahlt ist. Dann können die Zinsen für die Restschuld klettern. Bei schnellen Zinsanstiegen oder auf Kante genähten Finanzierungen kann das gefährlich werden.
Bei einem Anstieg der Bauzinsen um 0,2 Prozentpunkte würde die Monatsrate bei einer Finanzierung über 400.000 Euro um 67 Euro im Monat steigen, rechnet Herbst vor. "Wenn die Finanzierung daran scheitert, sollte man es lieber gleich bleiben lassen."
Immobilienkäufer, die schon eine laufende Finanzierung haben und steigende Zinsen fürchten, können Forward-Darlehen nutzen. Diese schreiben das aktuelle Zinsniveau bei Anschlussfinanzierungen gegen Gebühr fort.
- Achtung Immobilienfalle!
In Immobilien zu investieren, ist eine scheinbar sichere Geldanlage. Weder Zinsschwankungen noch Börsencrashs entwerten das Eigenheim. Trotzdem kann ein Immobilienkauf zu Verlusten führen.