Konkurrenz für Netflix: Paramount+ startet in Deutschland

    Konkurrenz im Streaming-Geschäft:Wie Netflix mit neuem Konzept punkten will

    von Mischa Ehrhardt
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    Unter Video-Streaming-Anbietern herrscht ein harter Konkurrenzkampf. Um Kunden zu gewinnen, reagieren die Unternehmen mit neuen Abo-Formen und anderen Strategien.

    Eine Frau sitzt vor dem Fernseher und hält die Fernbedienung
    Netflix ist in Deutschland Marktführer unter den Streaming-Diensten. Doch neue Konkurrenten wie Paramount+ kommen hinzu. Und alte Platzhirsche der Branche wie "Amazon Prime Video" oder Disney+ mischen auch weiter mit.
    Quelle: dpa

    "Rocky" ist im Ruhestand, es lebe der "Tulsa King". Das ist Silvester Stallone in der Hauptrolle einer Gangster-Serien-Produktion von Paramount+. Paramount+? Gibt es hierzulande noch nicht.
    Das Streaming-Angebot des US-Filmproduktionsgiganten soll aber im Dezember nach Deutschland kommen. Der Vorstoß ist ein weiteres Kapitel in der Geschichte von Video-Streaming-Anbietern, die immer stärker um die Gunst von Nutzern werben.

    Konkurrenz durch Amazon, Disney oder HBO

    In diesem Kampf hat Marktführer Netflix in dieser Woche aufgeatmet: Nach Kundenschwund in der ersten Jahreshälfte ist es der Online-Videothek gelungen, unter dem Strich rund 2,4 Millionen neue Bezahlabonnenten und Nutzer an Land zu ziehen.

    Gott sei Dank haben wir die Quartale mit Rückgängen hinter uns.

    Reed Hastings, Netflix-Chef

    Ob das in Zukunft so weitergehen wird, steht allerdings nicht fest. Neue Konkurrenten wie Paramount+ in Deutschland kommen hinzu. Und alte Platzhirsche der Branche wie "Amazon Prime Video" oder Disney+ sind nach wie vor erfolgreich im Markt unterwegs.

    Disney+ auf Augenhöhe mit Netflix

    Zwar hat sich Disney erst vor wenigen Jahren dazu entschieden, seine Filme und Produktionen in Eigenregie über den Streamingdienst Disney+ auf die Mattscheiben rund um die Welt zu schicken. Doch geschieht das seither erfolgreich.
    Im August meldete das Unternehmen rund 15 Millionen Neukundinnen im dritten Quartal. Mit über 220 Millionen Kunden spielt Disney damit auf Augenhöhe mit Netflix. Auch HBO von WarnerMedia ist ein aufstrebender Stern am Streaming-Himmel. HBO ist die Geburtsstätte des serienmäßigen Erfolgsschlagers "Game of Thrones".
    Fernbedienung wird Richtung Fernseher gehalten. Unscharf ist auf dem TV eine Streamingdienstauswahl zu erkennen.
    Streaming-Portale analysieren das Nutzerverhalten und bieten dann Inhalte an, die den Vorlieben entsprechen. Kann dadurch eine gefährliche "Filterblase" entstehen? 14.04.2021 | 6:22 min

    Abo mit Werbung: Philosophiewechsel bei Netflix

    Deswegen versucht der Konzern mit neuen Konzepten gegenzusteuern. Zum einen will Netflix bald eine günstigere Version eines Abonnements einführen. In dem soll es zum Ausgleich auch Werbung geben. Das bringt potenziell zwar Werbegebühren ein und finanziert so die vergünstigten Konditionen. Allerdings hat das organisatorisch seinen Preis.
    "Kunden, die Werbung schalten, wollen bestimmte Zielgruppen erreichen", sagt Prof. Christian Schulze gegenüber ZDFheute. Er ist Experte für digitale Medien und Marketing. Netflix muss also im Unternehmen eine Infrastruktur aufbauen, um den Werbemarkt auf der eigenen Plattform zu analysieren und Daten über seine Nutzerinnen und Kunden zu sammeln.
    "Für Netflix bedeutet das einen Philosophiewechsel, weil sie sich in der Tradition quasi einer Videothek von Anbeginn gegen Werbung entschieden hatten". Auch Disney will in diesem Jahr in den USA eine werbefinanzierte Version eines Abonnements einführen.

    Kunden rechnen angesichts der Inflation genauer

    Zudem bereitet Netflix auch eine Zusatzgebühr für das Teilen von Nutzer-Konten vor. Die kommt dann etwa zum Tragen, wenn Haushaltsmitglieder ausziehen oder Paare sich trennen. Durch die Übertragung der Nutzerprofile eines Kontos auf ein Weiteres sollen die Nutzer dann bruchlos ihr Konto in neuer Eigenständigkeit mit den vorhandenen Daten weiter führen können.
    Dafür verlangt Netflix dann aber eine Gebühr und erweitert so die Einnahmemöglichkeiten. Schließlich bedeutet aktuell die hohe Inflation für alle Streaminganbieter Gegenwind. Denn im wirtschaftlich schwierigen Umfeld schauen Nutzerinnen nach, welchen der möglichen Streamingdienste sie sich noch leisten wollen oder können. In der Konkurrenz versuchen die großen Spieler natürlich, ihre Pfründe zu sichern oder womöglich sogar zu erweitern.

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    So hat in den vergangenen Jahren die Tendenz der Nutzer zugenommen, Abonnements nur für eine begrenzte Zeit abzuschließen. In der schauen sie die gewünschten Serien, kündigen – und wechseln dann zum nächsten Anbieter. Um das zu verhindern, sind Netflix & co. dazu übergegangen, Serien erst stückweise zu veröffentlichen – meist eine Folge pro Woche.
    "In der Fernsehwelt hat das natürlich Sinn gemacht, aber im Streaming-Umfeld ist das abstrus", sagt Christian Schulze. "Denn die Staffeln sind ja abgedreht. Der einzige Grund, warum man sie nicht komplett ins Netz stellt ist, dass man so die Leute daran zu hindern versucht, zu kündigen und zeitweise zu anderen Streaming-Anbietern zu wechseln".

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