Stromnetzbetreiber müssen die Netzstabilität um jeden Preis aufrechterhalten, um einen Blackout zu verhindern. Das klappt gut, wurde aber auch schon mal eng. So wappnen sie sich.
Die Mehrheit der Deutschen hat Angst vor einem großen Stromausfall: 53 Prozent äußerten in einer Umfrage des Civey-Instituts große Sorgen, dass es wegen der Energiekrise im Winter zu Stromausfällen kommt. Auch das Wirtschaftsministerium kann eine "krisenhafte Situation im Stromsystem im Winter" nicht vollständig ausschließen, hält sie jedoch für sehr unwahrscheinlich - das ist das Ergebnis des Stresstests, der Anfang September vorgestellt wurde.
Experten rechnen für diesen Winter nicht mit einem unkontrollierten, großflächigen Stromausfall, einem sogenannten Blackout. Viele halten ihn aber nicht für unmöglich. Doch wie würde ein solcher Blackout ausgelöst? Und was tun Stromnetzbetreiber, um ein solches Szenario zu verhindern?
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Wie entsteht ein Blackout?
Stabilität ist der entscheidende Faktor: Die Frequenz im Netz muss stabil bei 50 Hertz liegen. Sinkt oder steigt diese Frequenz zu stark, können elektrische Geräte oder gar die angeschlossenen Kraftwerke Schaden nehmen. Und da das Netz keine Elektrizität speichern kann, muss immer genau so viel Strom eingespeist werden, wie aktuell verbraucht wird.
Der Experte für Energieversorgung, Professor Harald Schwarz von der Technischen Universität Cottbus-Senftenberg, erklärt, wie sensibel das Stromnetz selbst auf kleine Schwankungen der Hertz-Frequenz reagiert: Schon bei einem Abfall auf 49,8 Hertz würden alle verfügbaren Reserven aktiviert, um einen weiteren Abfall zu verhindern. "Fallen wir auf 49 Hertz, werden die ersten Verbraucher abgeschaltet und gehen in einen regionalen Blackout", so Schwarz.
Deutschland will aussteigen: keine Kohle, kein Gas, keine Atomkraftwerke. Stattdessen wollen wir voll auf erneuerbare Energien umsteigen. Droht ein großer Strom-Blackout?
Beinahe-Blackout bereits vor zwei Jahren
Im Januar 2021 habe es bereits eine kritische Situation gegeben, erklärt Schwarz. Weil zu viel Strom durch den Balkan nach Nordwest-Europa transportiert werden sollte, kam das System in massive Schwierigkeiten: "Es gab erst eine Überlastung in einer Schaltanlage in Kroatien und diese Anlage fiel aus. Damit musste der Strom, der bislang da durchgeflossen ist, durch die Nachbarleitungen und trieb diese in die Überlastung." Innerhalb kürzester Zeit seien alle Leitungen zwischen der Adria und dem Schwarzen Meer gekappt gewesen, so Schwarz. Dadurch kam es im Süden zu einem Stromüberfluss, im Nordwesten zu einem Strommangel - die Netzfrequenz sackte dort laut Netzbetreiber Amprion auf 49,74 Hertz ab.
In diesem Winter könnte es laut Schwarz wieder kritisch werden: Bei einer längeren "Dunkel-Flaute", wenn also wenig Strom durch Wind- oder Solarkraft produziert wird, müsse viel Strom im Ausland zugekauft werden. Möglicherweise gäbe es erneut eine regionale Überlastung der Netze, die eine fatale Kettenreaktion in Gang setzen könnte. "Und wenn das passiert, werden wir sehen, ob der Frequenzeinbruch so heftig wird, dass wir die 49 Hertz unterschreiten", so Schwarz.
Dass es so weit kommt, hält auch Energie-Fachmann Niko Paech von der Universität Siegen für möglich, schränkt jedoch ein: Das sei "unwahrscheinlich - außer ein besonders strenger Winter träte ein".
- Wie wahrscheinlich sind Blackouts wirklich?
Europaweit geht aufgrund der Energiekrise die Sorge vor großflächigen Stromausfällen um. Wie wahrscheinlich sind Blackouts in Deutschland und wie bereitet man sich darauf vor?
Wie wird das Stromnetz stabil gehalten?
Für die Stabilität verantwortlich sind die Übertragungsnetzbetreiber. Vier große gibt es davon in Deutschland: 50Hertz, Amprion, TenneT und TransnetBW. Laut Laura Witzenhausen, Elektroingenieurin und Referentin der Systemführung bei Amprion, haben die Netzbetreiber verschiedene Sicherungsmechanismen aufgebaut, um Schwankungen beim Stromverbrauch auszugleichen:
Dabei werden selbst Prognosen zur Stärke des Windes einbezogen, Sonnenstunden, Kraftwerkkapazitäten im In- und Ausland oder auch planbare Anstiege im Verbrauch - etwa durch sinkende Temperaturen und dadurch mehr Energiebedarf beim Heizen.
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von H. Koberstein, R. Meyer, N. Niedermeier, M. ZajonzReservekraftwerke springen ein, wenn Strom nicht reicht
Sollte in dieser Planung deutlich werden, dass zu wenig Strom verfügbar ist, muss mit Reservekraftwerken gegengesteuert werden: Das sind Kraftwerke, die schnell hochgefahren werden können, um die nötige Energie zu erzeugen. In der Regel handelt es sich dabei um Gas- oder Wasserkraftwerke, Batteriespeicher können aber auch eine Rolle spielen.
Gerade in Bezug auf die Gaskraftwerke entspannt es die Lage aktuell sehr, dass die Gasspeicher komplett gefüllt sind. Und sollte das alles nicht reichen, gibt es noch Notreserveverträge mit dem Ausland. Das sei zwar dann teurer, aber "die Solidarität" zwischen den europäischen Systemführungen ist groß, meint Witzenhausen.
Durch die steigenden Gaspreise wollen viele auf elektrische Heizlüfter umsteigen. Sie sind derzeit ausverkauft. Einige Stadtwerke sind besorgt, dass eine hohe Nutzung von Heizlüftern das Stromnetz lahmlegt.
Heizlüfter-Horror-Szenario?
Und wenn es doch - trotz all der Bemühungen - nicht reicht? Dazu wird häufig das Szenario eines sehr plötzlichen Temperatursturzes in Europa beschrieben. Wenn es von einem auf den anderen Tag wesentlich kälter wird, braucht das Netz mehr Strom. Gerade in Frankreich wird viel mit Strom geheizt, das Land könnte also weniger Strom exportieren. Und auch in Deutschland wurden zuletzt viele Elektro-Heizlüfter verkauft.
Ist das Netz also unmittelbar in Gefahr, wenn viele plötzlich ihre Heizlüfter anwerfen? Nein, sagt Christoph Maurer von der Energieberatung Consentec und stützt damit auch die Einschätzung der Netzbetreiber. Zum einen ist die Strommenge, die Heizlüfter insgesamt verbrauchen, noch zu gering. Es könne sein, dass in manchen Gebieten die Sicherung rausfliegt, weil die Infrastruktur nicht auf die Strommenge vorbereitet sei. Einen Zusammenbruch könne das aber nicht verursachen.
Aktuelle Nachrichten zur Energiekrise
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