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Mechanismus schwer umkehrbar : Wie den Strompreis senken?

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Der hohe Gaspreis lässt den Strompreis steil nach oben steigen. Die Regierung will den Strommarkt nun umstrukturieren. Doch so einfach ist das nicht.

Manstedten, 21.02.2022: Strommasten stehen auf einem Feld, im Hintergrund ist der Himmel bewölkt
Den Strommarkt umzustrukturieren ist nicht so einfach.
Quelle: dpa

Privatkunden zahlen oft doppelt so viel wie noch vor drei Jahren, und manche Industriefirmen ächzen schon angesichts der hohen Strompreise. Die Bundesregierung plant nun, den Strommarkt umzustrukturieren. Und steht damit vor großen Problemen.

Strommarkt funktioniert nach Merit Oder Prinzip

Bis 1998 war der Strommarkt in Deutschland strikt reguliert. Dann öffnete Deutschland auf Druck der EU den Markt, und seitdem ist Strom eine Ware geworden. Der Marktmechanismus scheint den Deutschen jetzt auf die Füße zu fallen. Denn der Strompreis bildet sich nach dem sogenannten Merit Order Prinzip.

Mehr Erneuerbare Energien in Markt nehmen

Als alle Stromerzeuger noch zu ähnlichen Kosten produzierten, hat das Prinzip gut funktioniert. Doch dann explodierte der Gaspreis. Und Gaskraftwerke werden fast immer benötigt, um die Nachfrage zu befriedigen. Das Ergebnis: Alle zahlen einen hohen Strompreis. Dennoch wäre eine Änderung dieses Prinzips nicht sofort eine Lösung, meinen Experten.

Eine 'Entkopplung des Gaspreises vom Strompreis' durch 'Anpassung der Merit Order' ist kurzfristig weder machbar noch sinnvoll. Aber: Man kann es durch den Markt erreichen, dass der Strompreis sinkt.
Dr. Claudia Kemfert Energieökonomin, DIW

Energie-Expertin Kemfert schlägt vor, mehr Erneuerbare Energien ins Angebot zu nehmen. Die Produktionskosten von Solar und Wind seien nahe Null und könnten die teureren Kraftwerke damit aus dem Markt drängen. Ein anderer Weg sei das Stromsparen.

Udo Sieverding von der Verbraucherzentrale NRW klärt auf.

Beitragslänge:
8 min
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Auch Dr. Mathias Mier, Energie-Experte des ifo-Instituts, möchte an der Merit Order nicht rütteln: "Man verschärft das Investitionsrisiko enorm und setzt mehr Fehlanreize als jetzt sowieso schon. Lieber mehr in Wind und Sonne investieren."

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Änderung des Mechanismus nur langfristig möglich

Laut Michael Claußner von der Energieberatungsagentur Brainpool Energy funktionieren die Strompreis-Mechanismen in allen Ländern mit liberalisierten Energiemärkten nahezu identisch nach der Merit Order.

Eine tiefgreifende Änderung des Mechanismus wäre deshalb auf EU-Ebene anzustreben und maximal mittelfristig umsetzbar.
Analyst Michael Claußner, Energieberatungsagentur Brainpool Energy,

Die mittlere Frist bedeutet eher Jahre statt Monate. Doch was tun? Der Gaspreis ließe sich nicht sinnvoll vom Strompreis entkoppeln, meint Dr. Mathias Mier. Der Wirtschaftswissenschaftler am ifo Zentrum für Energie, Klima und Ressourcen sieht das Problem in der Energiepolitik.

Besorgt Gas. Dann sinkt der Preis. Das Ergebnis jetzt ist Folge eines undifferenzierten Erdgasportfolios der letzten 20 Jahre.
Dr. Mathias Mier, Energie-Experte ifo-Institut

Zur Entlastung der Verbraucher und der Wirtschaft fordern die Expert*innen Entlastungen und Umverteilungen durch den Staat auf breiter Front. Diese Vorschläge ließen sich diskutieren und nach Kriterien wie z.B. ihrer Verteilungsgerechtigkeit priorisieren. Und wären innerhalb weniger Monate umsetzbar.

Kalt duschen und frösteln im Büro? Kommunen, Unternehmen und Privathaushalte sind schon jetzt aufgefordert Gas und Strom zu sparen, sonst könnte der Winter "dunkel und kalt" werden.

Beitragslänge:
29 min
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Gemein ist ihnen jedoch allesamt, dass sie das aktuelle Grundproblem der Energiekrise zielgerichteter lösen dürften als eine Abkehr vom Merit-Order-Mechanismus als solches, der nach wie vor aussagekräftige Ergebnisse liefert.
Analyst Michael Claußner, Energieberatungsagentur Brainpool Energy,

Auch eine Übergewinnsteuer könne helfen, heißt es. Günstige Stromproduzenten machen durch die Merit Order derzeit enorme Gewinne, da sie den Preis des letzten teuren Gaskraftwerks abrechnen können. Eine Übergewinnsteuer beträfe also eventuell vor allem die von der Politik vernachlässigten Erneuerbaren Energien.

Dennis Berger ist Redakteur in der ZDF-Redaktion Wirtschaft und Finanzen

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