In Deutschland erreichen Spritpreise Höchstwerte, in Polen sinken sie nach einer Steuersenkung deutlich. Das beflügelt den Tanktourismus - die deutschen Pächter schlagen Alarm.
Seit Anfang Februar ist das Tanken in Polen besonders günstig. Im Schnitt zahlt man dort pro Liter knapp 60 Cent weniger als in Deutschland. Grund dafür ist die Mehrwertsteuersenkung der polnischen Regierung. Durch sie sank die Steuer auf Treibstoff von 23 auf 8 Prozent.
Mit großen Kanistern an die billigere Zapfsäule
Das zieht jedoch nicht nur die einheimische Bevölkerung an. Bis aus dem rund 100 Kilometer entfernten Berlin machen sich die Autofahrer auf den Weg zu den günstigen Zapfsäulen über der Grenze. Einige von ihnen nehmen den Weg wöchentlich auf sich, andere sind mit großen Kanistern ausgestattet.
Das sagt ein junger Mann aus Frankfurt (Oder), während er seinen Kombi betankt.
Viele deutsche Betreiber vor dem Aus
Die Schlangen, die sich an den polnischen Grenztankstellen bilden, sind lang. Die Mehrheit der Fahrzeuge hat ein deutsches Kennzeichen.
Der Streit um den Benzinpreis läuft schon länger.
In Deutschland sieht es dagegen anders aus. An vielen Tankstellen im Grenzgebiet zeigt sich ein tristes Bild. Einen Kundenansturm gab es hier schon lange nicht mehr, viele Betreiber stehen kurz vor dem Aus.
Hans-Joachim Rühlemann, Vorstand des Garagen- und Tankstellengewerbes Nord Ost, schlägt nun Alarm.
"Wenn dieser massive Unterschied bestehen bleibt, wird der Tanktourismus deutlich weiter ins Inland geführt. Das werden nicht nur die grenznahen Tankstellen merken. Das wird dann auch in Berlin zu spüren sein", sagt Rühlemann.
Auch das Nebengeschäft bricht weg
Mit den ausbleibenden Tankkunden fällt nicht nur ein großer Teil des Treibstoffabsatzes weg. Auch Nebengeschäfte wie das Imbissangebot oder der Zeitungsverkauf verzeichnen große Einbußen. Wie es weitergeht, wisse man nicht.
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Rühleman sieht hier die die Mineralölgesellschaften in der Pflicht. Die bezahlen den Tankstellen eine Provision von durchschnittlich einem Cent pro Liter. Das sei nicht genug, um den betroffenen Tankstellen zu helfen. "Da muss mindestens eine Zwei vor dem Komma stehen“ sagt Rühlemann.
Ob sich die Lage für die deutschen Tankstellen in naher Zukunft ändert? Fraglich. Solange die Mehrwertsteuer in Polen niedrig bleibt, werden die Autofahrer zum Tanken über die Grenze fahren.