Energiespar-Regeln: Sind 19 Grad im Büro zu kalt?

    Energiespar-Regeln:Sind 19 Grad im Büro zu kalt?

    von Charlotte Bauer
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    Wegen der Gaskrise dürfen öffentliche Gebäude nur noch auf 19 Grad beheizt werden. Das kann Folgen für Vorerkrankte haben und die Leistungsfähigkeit beeinträchtigen.

    Frieren im Büro
    19 Grad können ganz schön kalt sein. Vor allem dann, wenn man einer sitzenden Tätigkeit nachgeht. Mit welchen Hilfsmitteln kann man sich warmhalten?01.11.2022 | 3:13 min
    Viele Arbeitnehmende müssen sich zurzeit warm anziehen: Wegen der Energiekrise sind in "öffentlichen Nichtwohngebäuden" nur noch maximal 19 Grad erlaubt. Das sieht die "Verordnung zur Sicherung der Energieversorgung über kurzfristig wirksame Maßnahmen" vor und betrifft zum Beispiel Büros von öffentlichen Arbeitgebern.  
    Für private Unternehmen gelten die Regeln zwar nicht, aber sie sind auch zum Energiesparen aufgerufen - und müssen niedrigere Mindesttemperaturen in Arbeitsräumen einhalten als vergangenen Winter. Sind 19 Grad im Büro zu kalt - oder sind manche zu empfindlich?

    19 Grad ist sicherlich keine Wohlfühltemperatur.

    Wolfgang Panter, Präsident Verband Deutscher Betriebs- und Werksärzte

    In den meisten Bereichen liege die Wohlfühltemperatur zwischen 21 und 22 Grad, sagt Wolfgang Panter, Präsident des Verbands Deutscher Betriebs- und Werksärzte. Es hänge jedoch auch davon ab, ob man körperlich arbeite. "Wenn Sie eine Tätigkeit haben mit viel körperlicher Bewegung dabei, dann werden Sie auch tiefere Temperaturen klaglos akzeptieren können", so Panter.

    Probleme bei Arbeit am Bildschirm und mit Feinmotorik

    Vor allem für Berufe, die an den Bildschirm gebunden sind, etwa Fluglots*innen, seien solch kühle Temperaturen problematisch, sagt er. Aber auch für Tätigkeiten, bei denen feinmotorische oder feinmechanische Fähigkeiten eine wesentliche Rolle spielen, seien 19 Grad zu kühl. 
    Wolfgang Panter, Präsident Verband Deutscher Betriebs- und Werksärzte
    Wolfgang Panter hält 19 Grad im Büro für manche Tätigkeiten für zu kühl.
    Quelle: Guido Kollmeier

    Laut dem Arbeitsmediziner sind 19 Grad grundsätzlich keine akute Gefahr für die Gesundheit. Es komme aber auch darauf an, ob jemand Vorerkrankungen habe. Menschen mit Rheuma oder auch Schwangere sollten speziell berücksichtigt werden. Für sie könnten kühle Temperaturen eine zusätzliche Belastung sein. 
    Vor allem aber beeinflussen kühle Temperaturen laut Panter das Wohlbefinden und die Leistungsfähigkeit negativ. Wem kalt ist, der sei nicht so leistungsfähig. Auch eine finnisch-amerikanische Studie hat gezeigt, dass die Leistungsfähigkeit bis zu einer Temperatur von 21 bis 22 Grad zunimmt - und ab einer Temperatur von 24 Grad statistisch signifikant zurückgeht.
    Die Grafik zeigt: Bei 21 bis 22 Grad im Büro ist die Leistungsfähigkeit am höchsten.

    Homeoffice oder dicke Kleidung

    Die Karriereberaterin Petra Barsch rät allen Arbeitnehmenden, denen 19 Grad zu kalt zum Arbeiten sind, den Dialog mit ihren Vorgesetzten zu suchen und eine Homeoffice-Regelung auszuhandeln - sofern möglich. Wer nicht gleich zum Chef gehen will, könne auch den Betriebsrat um Hilfe bitten, so Barsch.  
    Karriereberaterin Petra Barsch
    Karriereberaterin Petra Barsch rät, mit Vorgesetzten eine Homeoffice-Regelung auszuhandeln.
    Quelle: privat

    [Was bedeutet mehr Homeoffice fürs Energiesparen? Unter dem Link lesen Sie, was Experten dazu sagen.]

    Tipps gegen das Frieren im Büro

     Wer ins Büro muss, kann sich so warmhalten:   
    • warme Getränke
    • dicke Kleidung
    • Wärmflasche
    • regelmäßig zwischendurch bewegen
    • Füße warmhalten  
    Der Mediziner Wolfgang Panter betont, dass warme Kleidung einen wesentlichen Faktor darstelle. Besonders jetzt in der kalten Jahreszeit sei es von Mitarbeitenden zu erwarten, dass sie sich den Temperaturen angemessen anziehen. Also: Lieber noch eine Schicht mehr aus dem Schrank holen. 
    [Und zu Hause? Unter dem Link lesen Sie, ab wann man heizen sollte und wie man dabei möglichst wenig Energie verbraucht.]
    Redaktion: Kathrin Wolff
    Grafik im Auftrag des ZDF: Mischa Biekehoer

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