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Kritik an Erdogan wächst : Türkei: Menschen leiden unter Rekordinflation

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Die Inflation in der Türkei steigt rasant - nach offiziellen Angaben im Dezember um 36 Prozent, der höchste Wert seit 2002. Die Bevölkerung leidet zunehmend unter der Teuerung.

Rund 18 Monate vor der Präsidentschaftswahl gerät die Inflation in der Türkei zunehmend außer Kontrolle. Im Dezember sprang die Inflationsrate über die Marke von 30 Prozent und erreicht im Jahresvergleich bei 36,08 Prozent den höchsten Stand seit rund zwei Jahrzehnten, wie das türkische Statistikamt in Ankara mitteilte. Allein von November auf Dezember betrug die Teuerungsrate 13,6 Prozent.

In Ankara und Istanbul wird Brot teils subventioniert

Getrieben wurde der Anstieg der Kosten für die Lebenshaltung zuletzt auch durch höhere Lebensmittelpreise. Nahrungsmittel wurden im Dezember im Schnitt um knapp 44 Prozent teurer.

Teuerungsrate für ausgewählte Lebensmittel:

  • Mehl, Hühnerfleisch - 86 Prozent
  • Sonnenblumenöl, Milch, Joghurt - 75 Prozent
  • Brot - 54 Prozent

Viele der rund 84 Millionen Einwohnerinnen und Einwohner der Türkei können nur noch mit Mühe Lebensmittel und andere wichtige Dinge bezahlen. In den von der Opposition regierten Großstädten Istanbul und Ankara bilden sich seit Wochen täglich lange Schlangen vor Ständen, wo subventioniertes Brot sehr viel billiger verkauft wird als in den Bäckereien.

Verfall der Lira verteuert Importe

Hauptgrund für die Teuerung ist der starke Verfall der Lira - der Wert der Landeswährung ist binnen eines Jahres um 45 Prozent gesunken. Dadurch verteuern sich die Einfuhren von Gütern sehr stark. Hinzu kommen vergleichsweise hohe Rohstoffpreise auf dem Weltmarkt. Das Land steckt auch deshalb in einer wirtschaftlich schwierigen Lage, die sich in hoher Arbeitslosigkeit niederschlägt.

Die Inflation ist mittlerweile eines der wichtigsten Themen der Politik geworden. Die Opposition und auch Teile der Bevölkerung werfen den Behörden vor, die Zahlen zu schönen.

Kritik an Erdogan wächst

Sie kritisieren Präsident Recep Tayyip Erdogan, der starr an seiner lange erfolgreichen Wirtschaftspolitik festhält. Er setzt auf - durch die niedrige Währung begünstigte - Exporte und auf ein hohes Wirtschaftswachstum. Mit niedrigen Zinsen will er die Kreditvergabe steigern und Investitionen ankurbeln.

Hohe Zinsen hält er für Gift. Am Montag sagte Erdogan, die "Eliten" profitierten von "unverdienten Zinseinnahmen". Auf seinen Druck hin senkte die türkische Zentralbank den Leitzins in den vergangenen Monaten schrittweise immer weiter ab; derzeit beträgt der Satz 14 Prozent.

Nach herrschender Ökonomenlehre sind die Leitzinsen ein wichtiges Instrument im Kampf gegen die hohe Inflation: Zentralbanken erhöhen in diesem Fall in der Regel den Leitzins, um die Geldmenge im Umlauf zu senken.

Verband: Mindestlohn-Erhöhung bald verpufft

Erdogan versucht mit anderen Mitteln gegenzusteuern: Zum 1. Januar stieg etwa der Mindestlohn um 50 Prozent auf umgerechnet 275 Euro im Monat. Der Chefvolkswirt des türkischen Unternehmerverbandes, Gizem Öztok Altinsac, kommentierte dies am Montag auf Twitter mit der Vorhersage, die Maßnahme werde binnen zwei Monaten verpuffen. Andere Ökonomen warnten, dies werde die Inflation zusätzlich treiben.

Mitte Dezember hatte der Präsident bereits den Schutz von Ersparnissen vor Wechselkursschwankungen verkündet sowie den Verkauf von Dollarreserven angeordnet. Der Kurs der Lira sank daraufhin leicht.

Am Montag waren für einen Dollar 13,66 Lira nötig - zu Beginn des Jahres 2021 lag das Verhältnis noch bei 7,4 Lira pro Dollar.

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