Strack-Zimmermann bei "Lanz": "Es gibt keinen Übergewinn"

    Krisengewinner extra besteuern?:FDP-Politikerin: "Es gibt keinen Übergewinn"

    von Felix Rappsilber
    18.08.2022 | 00:38
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    FDP-Politikerin Marie-Agnes Strack-Zimmermann sperrt sich bei "Lanz" gegen die Übergewinnsteuer. In Krisen werde es immer Unternehmen geben, die plötzlich viel verdienen.

    FDP-Politikerin Strack-Zimmermann bei Markus Lanz zur Übergewinnsteuer18.08.2022 | 2:14 min
    Musste eine vierköpfige Familie 2021 im Schnitt 1.280 Euro für Gas bezahlen, so liegt deren aktueller Gaspreis - je nach Anbieter - bei 4.200 Euro. Sowohl SPD, als auch Grüne sprechen sich verstärkt für eine Übergewinnsteuer für Unternehmen aus, die aufgrund der Energiekrise Gewinne machen.
    Markus Lanz fragte die Politikerin Marie-Agnes Strack-Zimmermann von der FDP: "Warum ist es für Ihre Partei an dem Punkt nicht möglich, die Großkonzerne zu besteuern, die richtig Kasse gemacht haben?" Strack-Zimmermann antwortet:

    Es gibt keinen Übergewinn. Es gibt einen Gewinn oder es gibt keinen. Auf den Gewinn zahlen sie Steuern.

    Marie-Agnes Strack-Zimmermann, FDP-Politikerin

    Strack-Zimmermann zieht Parallelen zur Corona-Krise

    In der Steuerprogression resultiere daraus, dass die, die besonders hohe Gewinne erzielen, "auch entsprechend mehr Steuern zahlen", so Strack-Zimmermann. Um dem Argument für eine Übergewinnsteuer zu widersprechen, verweist die FDP-Politikerin auf die Corona-Krise.
    Ein analoges Beispiel zu den Energiekonzernen sei hierbei ein Pharmaunternehmen, das einen Impfstoff entwickelt. Mit erhobener Stimme sagt sie zu Lanz: "Ihre Argumentation wäre, dass dieses pharmazeutische Unternehmen, was (…) unglaublich viel Geld verdient hat, weil plötzlich dieser Virus uns alle erfasst, [eine Übergewinnsteuer zahlen müsste]." Markus Lanz verneint.

    Energieeinnahmen mit Gewinnen durch Impfstoff vergleichbar?

    Er verweist auf Wichtigkeit und Nutzen eines Impfstoffs für die Menschen während der Corona-Pandemie. Zusätzlich seien Firmen, die an solchen Impfstoffen geforscht hätten, noch ein Risiko eingegangen. Beispielsweise habe Dietmar Hopp "viele Millionen in die Hand genommen", um letztlich mit Curevac das Rennen um einen mRNA-Corona-Impfstoff zu verlieren.
    Lanz betont, dass Hopp so mutmaßlich Millionen verloren habe und fragt: "Welche Mineralölfirma hat welches Risiko auf sich genommen, um jetzt an der Zapfsäule abzukassieren?"

    Energiekosten
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    Blick auf die Zapfsäulen einer Tankstelle
    FAQ
    "Wenn wir diese Diskussion führen (…), wer entscheidet denn dann, wann wer was verdienen kann?", erwidert Strack-Zimmermann und stellt klar:

    In Krisen, selbst bei Corona, selbst beim Ukraine-Krieg, werden Sie immer auch Unternehmen haben, die relativ viel plötzlich an dieser Krise verdienen.

    Marie-Agnes Strack-Zimmermann, FDP-Politikerin

    Dann würde die Runde hier "jedes Mal darüber diskutieren, wann welches Unternehmen (…) besonders zur Kasse gebeten wird, weil Sie als Markus Lanz sagen: 'Das ist doch gar kein Risiko eingegangen'", so die FDP-Politikerin.
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    Astrophysiker und Wissenschaftsjournalist Harald Lesch, der das Gespräch teils kopfschüttelnd verfolgt hatte, merkt an, dass er "sprachlos" sei. Denn die Gewinne von Biontech und anderen Impfstoff-Entwicklern seien "unabhängig von dem Risiko gezielt erzielt worden".
    Es sei eine Firma gegründet worden "mit dem ausdrücklichen Ziel, einen bestimmten Impfstoff zu erzeugen, der nun wirklich ziemlich positive Wirkungen hatte". Lesch weiter:

    Die Erdölkonzerne haben ihre Gewinne ver-x-facht. Sie sind selbst für einen ausgemachten Kapitalisten eigentlich unanständig.

    Harald Lesch, Astrophysiker und ZDF-Moderator

    "Sie sind (…) schlechte Gewinne, weil sie Gewinne aus fossilen Ressourcen sind." Demnach gebe es "noch ganz andere Gründe, zu sagen: (…) Für drei oder vier oder fünf oder sechs Monate (…) müssen wir an das Geld ran, weil wir es woanders brauchen", appelliert der Naturphilosoph.

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    Der Tankrabatt erweist sich als Flop. Daher wird über eine Übergewinnsteuer und eine Verschärfung des Kartellrechts diskutiert. Beide Vorschläge stehen auf wackeligen Beinen.
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