Angst vor Pleitewelle: Zahl der Firmeninsolvenzen gesunken
Angst vor der Pleitewelle:Weniger Firmenpleiten im ersten Halbjahr 2022
12.09.2022 | 11:09
|
Im ersten Halbjahr 2022 gab es laut Statistischem Bundesamt weniger Insolvenzen als im Vorjahreszeitraum. Im August stieg die Zahl aber an. Liegt das an Pandemie und Energie-Krise?
Viele Unternehmen treibt die Sorge vor steigenden Energiepreisen um. Merkt man das schon in der Insolvenzstatistik?
Quelle: dpa
Die Zahl der Unternehmensinsolvenzen in Deutschland ist im ersten Halbjahr 2022 zurückgegangen: Den Amtsgerichten wurden 7.113 Geschäftsaufgaben gemeldet, das waren 4,0 Prozent weniger als im ersten Halbjahr 2021, wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden am Montag mitteilte.
Die meisten Insolvenzen gab es demnach im Baugewerbe - 1.330 Fälle wurden den Gerichten gemeldet, 9,1 Prozent mehr als im Vorjahresvergleich. An zweiter Stelle folgte der Handel mit 1.058 Geschäftsaufgaben.
Die enorm gestiegenen Energiepreise stellen viele Unternehmen vor erhebliche Probleme - teils bis hin zur Insolvenz.07.09.2022 | 3:11 min
Deutlicher Anstieg von Juli zu August
Zuletzt stieg die Zahl der Firmenpleiten jedoch wieder deutlich an. Im August wurden nach vorläufigen Angaben des Statistischen Bundesamtes 6,6 Prozent mehr Regelinsolvenzen beantragt als im Juli. Die Statistiker wiesen am Montag darauf hin, dass die Insolvenzanträge oft erst mit Zeitverzug in die Statistik einfließen - der tatsächliche Zeitpunkt des Insolvenzantrags liegt in vielen Fällen annähernd drei Monate davor.
Statistisches Bundesamt auf Twitter
Ein Klick für den Datenschutz
Erst wenn Sie hier klicken, werden Bilder und andere Daten von Twitter nachgeladen. Ihre IP-Adresse wird dabei an externe Server von Twitter übertragen. Über den Datenschutz dieses Social Media-Anbieters können Sie sich auf der Seite von Twitter informieren. Um Ihre künftigen Besuche zu erleichtern, speichern wir Ihre Zustimmung in den Datenschutzeinstellungen. Ihre Zustimmung können Sie im Bereich „Meine News“ jederzeit widerrufen.
Einen möglichen Effekt der Energie-Krise in Folge des Ukraine-Kriegs kann man womöglich noch nicht voll in den Daten ablesen. Auch das Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) geht anhand jüngster Daten von steigenden Zahlen aus.
Nach lange Zeit niedrigen Insolvenzzahlen hat nun eine Trendwende eingesetzt.
Steffen Müller, IWH-Forscher
Verantwortlich seien in erster Linie stark steigende Preise zum Beispiel für Energie und Probleme in den Lieferketten. Von einer drohenden Pleitewelle könne jedoch trotz steigender Zahlen derzeit nicht gesprochen werden, so das IWH.
Schutzmaßnahmen der Politik teils ausgelaufen
Die voraussichtlichen Forderungen der Gläubiger bezifferten die zuständigen Gerichte auf knapp 8,2 Milliarden Euro für das erste Halbjahr 2022. Im ersten Halbjahr 2021 waren sie mit rund 31,8 Milliarden Euro deutlich höher, weil es mehr Fälle bei größeren Unternehmen gab.
Um eine Pleitewelle infolge der Pandemie abzuwenden, hatte der Staat die Pflicht zum Insolvenzantrag bei Eintritt von Überschuldung oder Zahlungsunfähigkeit zeitweise ausgesetzt. Seit dem 1. Mai 2021 gilt die Insolvenzantragspflicht wieder in vollem Umfang.
Ausnahmen gab es noch bis 31. Januar 2022 für Betriebe, die im vergangenen Sommer Schäden durch Starkregen oder Überflutungen erlitten. Im vergangenen Jahr hatte es so wenige Firmenpleiten wie noch nie seit Einführung der aktuellen Insolvenzordnung 1999 gegeben.
Hohe Energiekosten machen der Industrie zunehmend Sorgen. Laut BDI bangt jeder dritte Betrieb um seine Existenz. Die Lage sei schlimmer als zu Corona-Zeiten, meldet das Handwerk.