Große Reiselust, aber auch Inflation und Personalknappheit: Urlauber müssen in vielen Ländern Europas mit kräftigen Preissprüngen rechnen. Es gibt aber auch Ausnahmen.
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Wer sich als Frühbucher einen Platz in einem Ferienhotel gesichert hat, ist jetzt fein raus. Alle anderen müssen in diesem Sommer an vielen beliebten europäischen Urlaubszielen mit gepfefferten Preisaufschlägen rechnen.
In Portugal etwa stiegen die Preise für Unterkünfte im Juni im Vergleich zu Juni 2021 um 42 Prozent, in Spanien und Griechenland um fast 30 Prozent. Ähnlich sieht es in Norwegen, Schweden und Tschechien aus.
Große Reiselust treibt Preise nach oben
Im gesamten Euro-Raum sind die Preise für Hotels und andere Unterkünfte binnen eines Jahres laut dem Statistischen Amt der Europäischen Union (Eurostat) im Schnitt um 17 Prozent gestiegen.
Professor Matthias Firgo, der sich mit Tourismusökonomie beschäftigt, sieht die teils stark gestiegenen Preise vor allem durch drei Dinge begründet: hohe Nachfrage, Unsicherheit und einen "Angebotsschock".
Experte: Urlauber zahlen auch hohe Preise
Doch der Reihe nach: "Wir haben im Tourismus nach zwei Jahren Pandemie eine extrem hohe Nachfragedynamik", sagt Firgo.
Hinzu kommt Firgo zufolge der "Unsicherheitsfaktor". Viele Menschen fragten sich angesichts der weltpolitischen Lage wie dem Ukraine-Krieg und der drohenden Energiekrise: Wer weiß, was im nächsten Jahr noch möglich ist und sind auch deshalb bereit, sich jetzt etwas mehr zu gönnen. "Die hohe Zahlungsbereitschaft ist sicherlich ein Preistreiber", so Firgo.
Lautlos und ohne Emissionen in den Urlaub. Lothar Becker wagt den Selbstversuch: Von Düsseldorf geht es ins Allgäu und das ausschließlich elektrisch.
Hohe Personal-, Lebensmittel- und Energiepreise treiben Reisepreise nach oben
Den "Angebotsschock" schließlich umschreibt Matthias Firgo so:
Mit Blick auf die Eurostat-Zahlen lassen sich aber auch noch Reiseziele mit nur moderat gestiegenen Preisen ausmachen. Dazu zählen etwa Rumänien, die Slowakei, Slowenien, Ungarn und Frankreich.
Flüge verspäten sich oder werden gecancelt, am Urlaubsort fehlt der Koffer - welche Rechte können Fluggäste in solchen Fällen geltend machen?
Schweiz und Malta preisstabil
In Deutschland sind die Preise für Hotels binnen eines Jahres um sieben Prozent gestiegen, in der Schweiz und Malta sogar nur um zwei Prozent.
Insbesondere bei Ferienhäusern, die bei vielen Urlaubern während der Corona-Zeit als "kontaktarme Unterkunft" stark an Beliebtheit gewonnen haben, bleiben die Preissteigerungen vielerorts in Europa moderat.
Ferienhaus-Preisanstieg vielerorts "nicht allzu hoch"
Es sei zwar in keinem Land Europas günstiger geworden, "in vielen Ländern ist die Teuerung jedoch nicht allzu hoch", sagt Heike Müller von der Ferienhaus-Suchmaschine "holidu" mit Blick auf eine aktuelle Anbieter-Umfrage.
Demnach sind die Ferienhauspreise im Vergleich zum Vorjahr in den Niederlanden nur um drei Prozent gestiegen, in Belgien, Frankreich und Luxemburg unter zehn Prozent.
Im Vergleich zum Vorjahr am meisten draufzahlen müssen Ferienhaus-Fans in folgenden europäischen Urlaubsregionen:
- Gran Canaria: circa 17 Prozent mehr
- Teneriffa, Kreta und kroatische Küste: circa 16 Prozent mehr
- Andalusien: circa 15 Prozent mehr
- Tirol, Venetien und Sardinien: circa 14 Prozent mehr
Auch die Preise für Mietwagen, Fähren, Flüge, Lebensmittel und Restaurantbesuche sind unter anderem inflationsbedingt in vielen Urlaubsregionen deutlich teurer geworden.
Preisverfall in der Türkei
Türkei-Urlauber wundern sich dieser Tage auch nicht schlecht über stark gestiegene Flugticketpreise. Erstmal dort angekommen, lässt sich in der Türkei aber sehr günstig Urlaub machen. Tourismus-Experte Firgo benennt den "extremen Verfall der Landeswährung" als Hauptgrund dafür.
Ein Beispiel: Die heutigen Hotelpreise in der Türkei haben sich - in Euro umgerechnet - im Vergleich zu 2015 in etwa halbiert.
Grafiken- So umgehen Sie die Fallen dieser Sommerferien
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von Nadine Braun