Teurer Sommerurlaub: Preise steigen deutlich - eine Ausnahme
Teurer Urlaub :Preise steigen deutlich - mit einer Ausnahme
von Marcel Burkhardt
27.07.2022 | 14:55
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Große Reiselust, aber auch Inflation und Personalknappheit: Urlauber müssen in vielen Ländern Europas mit kräftigen Preissprüngen rechnen. Es gibt aber auch Ausnahmen.
Strand in Malaga - in Spanien sind die Preise für Unterkünfte um fast 30 Prozent gestiegen.
Quelle: Reuters
In fast allen Ländern Europas müssen Urlauber in diesem Sommer mit moderaten bis starken Preissteigerungen rechnen.
Vor allem auf der iberischen Halbinsel, einem Lieblingsreiseziel der Deutschen, sind die Preise extrem angestiegen.
Nur der Türkei-Urlaub ist durch den Verfall der Lira sehr günstig geworden, allerdings sind die Türkei-Flüge teuer.
Wer sich als Frühbucher einen Platz in einem Ferienhotel gesichert hat, ist jetzt fein raus. Alle anderen müssen in diesem Sommer an vielen beliebten europäischen Urlaubszielen mit gepfefferten Preisaufschlägen rechnen.
Extreme Preisanstiege im Tourismus sehen wir derzeit auf der iberischen Halbinsel, in Griechenland und Teilen Skandinaviens und Osteuropas.
Matthias Firgo, Tourismus-Experte an der Hochschule München
In Portugal etwa stiegen die Preise für Unterkünfte im Juni im Vergleich zu Juni 2021 um 42 Prozent, in Spanien und Griechenland um fast 30 Prozent. Ähnlich sieht es in Norwegen, Schweden und Tschechien aus.
Große Reiselust treibt Preise nach oben
Im gesamten Euro-Raum sind die Preise für Hotels und andere Unterkünfte binnen eines Jahres laut dem Statistischen Amt der Europäischen Union (Eurostat) im Schnitt um 17 Prozent gestiegen.
Professor Matthias Firgo, der sich mit Tourismusökonomie beschäftigt, sieht die teils stark gestiegenen Preise vor allem durch drei Dinge begründet: hohe Nachfrage, Unsicherheit und einen "Angebotsschock".
Experte: Urlauber zahlen auch hohe Preise
Doch der Reihe nach: "Wir haben im Tourismus nach zwei Jahren Pandemie eine extrem hohe Nachfragedynamik", sagt Firgo.
Die Leute sind, was das Reisen betrifft, ausgehungert, sie haben Nachholbedarf und sind bereit, viel für ihre Reisen zu zahlen.
Matthias Firgo, Tourismus-Experte an der Hochschule München
Hinzu kommt Firgo zufolge der "Unsicherheitsfaktor". Viele Menschen fragten sich angesichts der weltpolitischen Lage wie dem Ukraine-Krieg und der drohenden Energiekrise: Wer weiß, was im nächsten Jahr noch möglich ist und sind auch deshalb bereit, sich jetzt etwas mehr zu gönnen. "Die hohe Zahlungsbereitschaft ist sicherlich ein Preistreiber", so Firgo.
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Hohe Personal-, Lebensmittel- und Energiepreise treiben Reisepreise nach oben
Den "Angebotsschock" schließlich umschreibt Matthias Firgo so:
Wir haben höhere Lohnkosten durch Personalknappheit, höhere Lebensmittelpreise, höhere Energiepreise. Auch das sorgt für überdurchschnittliche Preissteigerungen in der Tourismusbranche.
Matthias Firgo, Tourismus-Experte an der Hochschule München
Mit Blick auf die Eurostat-Zahlen lassen sich aber auch noch Reiseziele mit nur moderat gestiegenen Preisen ausmachen. Dazu zählen etwa Rumänien, die Slowakei, Slowenien, Ungarn und Frankreich.
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Schweiz und Malta preisstabil
In Deutschland sind die Preise für Hotels binnen eines Jahres um sieben Prozent gestiegen, in der Schweiz und Malta sogar nur um zwei Prozent.
Insbesondere bei Ferienhäusern, die bei vielen Urlaubern während der Corona-Zeit als "kontaktarme Unterkunft" stark an Beliebtheit gewonnen haben, bleiben die Preissteigerungen vielerorts in Europa moderat.
Es sei zwar in keinem Land Europas günstiger geworden, "in vielen Ländern ist die Teuerung jedoch nicht allzu hoch", sagt Heike Müller von der Ferienhaus-Suchmaschine "holidu" mit Blick auf eine aktuelle Anbieter-Umfrage.
Demnach sind die Ferienhauspreise im Vergleich zum Vorjahr in den Niederlanden nur um drei Prozent gestiegen, in Belgien, Frankreich und Luxemburg unter zehn Prozent.
Im Vergleich zum Vorjahr am meisten draufzahlen müssen Ferienhaus-Fans in folgenden europäischen Urlaubsregionen:
Gran Canaria: circa 17 Prozent mehr
Teneriffa, Kreta und kroatische Küste: circa 16 Prozent mehr
Andalusien: circa 15 Prozent mehr
Tirol, Venetien und Sardinien: circa 14 Prozent mehr
Auch die Preise für Mietwagen, Fähren, Flüge, Lebensmittel und Restaurantbesuche sind unter anderem inflationsbedingt in vielen Urlaubsregionen deutlich teurer geworden.
Preisverfall in der Türkei
Türkei-Urlauber wundern sich dieser Tage auch nicht schlecht über stark gestiegene Flugticketpreise. Erstmal dort angekommen, lässt sich in der Türkei aber sehr günstig Urlaub machen. Tourismus-Experte Firgo benennt den "extremen Verfall der Landeswährung" als Hauptgrund dafür.
Ein Beispiel: Die heutigen Hotelpreise in der Türkei haben sich - in Euro umgerechnet - im Vergleich zu 2015 in etwa halbiert.
Die Pandemie wirkt sich auch in diesem Sommer noch auf den Urlaub aus. Mit diesen Tipps können Sie Ihren Reisestress reduzieren - trotz Chaos an den Flughäfen und Corona.