Es begann mit US-Strafzöllen auf chinesische Produkte. Inzwischen ist daraus ein Streit um die Technologieführerschaft geworden - die USA und China im Handelskrieg.
Der Handelskrieg, der mit amerikanischen Strafzöllen auf chinesische Produkte begann, hat längst eine höhere Ebene erreicht. Amerika kämpft um seine Technologieführerschaft.
Seit Beginn seiner Amtszeit verschärft Präsident Donald Trump den Ton gegenüber China. Er macht die aufstrebende Macht für den Verlust von Arbeitsplätzen - besonders in der Industrie - und Amerikas Handelsbilanzdefizit verantwortlich:
Amerikanische Strafzölle auf chinesische Produkte
Die Folgen sind bekannt. In mehreren Eskalationsstufen hat die Trump-Administration Strafzölle im Volumen von 370 Mrd. Dollar auf chinesische Produkte erhoben, darunter Elektronik, Möbel und Stahl.
China schlug mir gleicher Münze zurück und importiert heute beispielsweise mehr Agrarprodukte aus Südamerika.
Die von den USA gegen China verhängte Strafzölle von bis zu 25 Prozent wurden von der Welthandelsorganisation für nicht rechtmäßig erklärt. Peking begrüßt diese Entscheidung.
Bilanz bisher: Das Handelsbilanzdefizit der USA mit China ist heute so hoch wie zu Beginn von Trumps Amtszeit, das mit der Welt insgesamt ist gestiegen. Die Rückkehr der Jobs in der Industieproduktion ist ausgeblieben.
Trumps Beraterteam: Globalisten gegen Nationalisten
Trumps Beraterteam war in Handelsfragen von Anfang an gespalten. Es kann sich nicht einigen, wie man den Spannungen mit China begegnen soll. Die zwei Lager: Globalisten und Nationalisten.
Wortführer im Camp der Nationalisten war Steve Bannon, Trumps wichtigster Berater zu Beginn seiner Amtszeit. Zwar haben sich Bannon und Trump seither total verkracht, Bannons Vorstellung vom Umgang mit China ist jedoch geblieben.
Bei der UN-Generaldebatte fordert UN-Generalsekretär Guterres die Welt auf, enger zusammenzuarbeiten. In einer aufgezeichneten Videobotschaft lobt US-Präsident Trump die USA für den Kampf gegen Corona – und macht China "für diese Plage" verantwortlich.
Es kann nur einen geben
"Eine Großmacht ist man nicht allein durch sein Militär, sondern auch durch die Wirtschaft. Und die beruht auf einer starken Produktion." Für die Nationalisten, so Bannon, sei das ein hegemonialer Machtkampf zwischen zwei Systemen, die verschiedener nicht sein könnten.
Damit formuliert Bannon den Kern der Spannung, die sich zwischen den USA und China aufbaut. Es geht um die Vorherrschaft - und damit um Technologieführerschaft. Die versucht China mit einer Doppelstrategie zu erringen.
China erzwingt Technologietransfer
Zum einen ist da der erzwungene Technologietransfer. "Es gibt aggressive Vorschriften", beschreibt Michael Wessel, Mitglied der US-China-Kommission, Pekings Bedingungen. "Die verlangen, dass ausländische Unternehmen nur über Joint-Ventures mit chinesischen Firmen an den Markt dürfen.
Häufig wird auch ein Technologietransfer gefordert. So entwickeln sich chinesische Firmen zu globalen Unternehmen."
Amerikas Technologieschmiede Silicon Valley
Für den zweiten Teil der Strategie nutzt China ganz bewusst den amerikanischen Finanzkapitalismus - und kauft sich mit großen Summen ins Silicon Valley ein. Nirgends entsteht soviel Zukunft wie hier.
Und so rückt Amerikas Technologieschmiede ins Zentrum des Handelskriegs.
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Wachsendes Interesse Chinas an Hightech-Firmen
Ken Wilcox ist Chairman Emeritus der Silicon Valley Bank. Sein Institut sammelt Investorengelder ein und finanziert damit Startups. Das wachsende Interesse aus China an Hightech-Firmen aus dem Valley kennt er aus eigener Erfahrung.
"China versucht alles, um sich technologisch unabhängig zu machen. Dazu muss China entweder selbst schneller entwickeln oder jede Menge Technologie aufkaufen." Wilcox beobachtet die Entwicklung mit einigem Unbehagen - sagt aber auch:
Wer auch immer am 3. November die Wahl gewinnt - Trump oder Biden - an der aufziehenden Rivalität zwischen den USA und China wird dies nichts ändern.