Wer durch das ländliche Amerika reist, kommt in Orte mit deutlichen Anzeichen von Niedergang. Doch es gibt Ausnahmen. Etwa Blackwell in Texas. Windkraft sorgt hier für Wohlstand.
Das Zentrum der amerikanischen Windenergie liegt nicht, wie viele meinen, im liberalen Kalifornien, sondern im konservativen Texas. Der Bundesstaat produziert über 30.000 Megawatt Strom aus Windkraft. Wenn Texas ein Land wäre, läge es mit seinen Windparks hinter China, den USA, Deutschland und Indien auf Rang 5.
Hier erleben Amerikaner, dass der Umstieg auf erneuerbare Energien ein gutes Geschäft ist:
Die USA haben sich mit Präsident Biden beim Klimaschutz zurückgemeldet.
Gute bezahlte Jobs locken nach Texas
Wegen der guten Wirtschaftsaussichten sei es der Stadt gelungen - entgegen des Trends im Land - wieder mehr Menschen in die Region zu locken, "weil es hier gutbezahlte Jobs gibt", erklärt Ken Becker von der texanischen Handelskammer Sweetwater. "Nicht nur Jobs, Karrieren für ein ganzes Leben", wie er sagt.
Die Begeisterung spürt man auch im benachbarten State College. Hier werden Windtechniker ausgebildet. Der Studiengang ist heiß begehrt, denn die Nachfrage nach Absolventen ist groß. Bis zu 30 Dollar pro Stunde Einstiegsgehalt, fast doppelt so viel wie in anderen Technikbereichen.
Windenergie: Rettung auch für viele Rancher
Auch für alteingesessene Rancher garantiert die Windenergie eine sichere Zukunft. Rinder und Baumwollanbau gäbe es ohne sie längst nicht mehr auf der R&R Ranch. Es gibt 150 Angusrinder. Bis zur Dürrekrise im Jahr 2011 waren es 650. Da wurde es knapp - auch für die Rancher Rolan und Randy Petty.
Sie bekamen Geld für die Entwicklung des Landes, für unterirdische Kabel, für Verdienstausfälle. Die Einnahmen für die Standorte der 35 Turbinen plus Beteiligung an den Einkünften aus der Stromproduktion können eine Viertelmillion Dollar pro Jahr übersteigen.
Dabei sehen sich die Petty-Brüder nicht als Klimaretter. Es geht vor allem ums gute Geschäft. Immer wieder begegnet man in Texas Menschen, die beim Kampf gegen den Klimawandel mitmachen, wenn es sich für sie rechnet. Selbst die großen Öl- und Gaskonzerne investieren Milliarden in die erneuerbaren Energien.
Die USA zurück beim Klimaschutz
Genau das braucht der neue Mann im Weißen Haus. Kurz nach Amtsantritt hatte US-Präsident Joe Biden sein Land wieder auf die Klimaziele von Paris verpflichtet: die Erderwärmung auf unter 2 Grad begrenzen, eine neutrale CO-2-Bilanz bis 2050: Net-Zero America, so nennt sich das hier.
Es kann klappen, glaubt Eric Larson, Professor am Energie- und Umweltzentrum der Princeton-Universität. Gemeinsam mit Wissenschaftlern aus unterschiedlichen Bereichen hat er mögliche Wege beschrieben, wie die USA Klimaneutralität bis 2050 erreichen können:
- Wind-, Solar-, Wasser-, aber auch Kernenergie
- weniger bis keine fossile Brennstoffe
- eine weitgehende Elektrifizierung von Fahrzeugen und Gebäuden
- neue Technologien zur CO-2-Reduzierung
-
Die Wissenschaftler behaupten, dass am Ende fast überall mehr neue Jobs entstehen, als durch die Abkehr von Öl, Gas und Kohle in einigen Bundesstaaten wegfallen:
Die Petty-Brüder auf der R&R Ranch können sich den kompletten Abschied von Öl- und Gas zwar noch nicht vorstellen. Aber sie sind fest überzeugt: Was gut fürs Klima ist, ist am Ende meist auch gut fürs Geschäft.
FAQ- Klima-Comeback mit Chancen und Pflichten
Ab heute sind die USA wieder zurück im Klimavertrag von Paris. Dass es der neue US-Präsident ernst meint, hat er schon gezeigt. Noch ist aber viel zu tun. Und es gibt Gegenwind.
von Mark Hugo