Analyse
Wirtschaftlicher Niedergang?:Abrissbirne Trump: Rezessionsängste in den USA
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Die größte Volkswirtschaft des Planeten ist unter Trump unberechenbarer denn je. Der Präsident versprach ein goldenes Zeitalter, doch nun droht ein wirtschaftlicher Niedergang.
Die Politik des US-Präsidenten Donald Trump sorgt für Durcheinander: Trump entlässt massenhaft Staatsbedienstete und Gegner, erlässt neue Zölle und nimmt sie kurz darauf wieder zurück.
Quelle: picture alliance / empics
Die Chaostheorie besagt, dass nur kleinste Veränderungen der Ausgangssituation dramatische Auswirkungen auf den weiteren Verlauf von Ereignissen haben können. So gesehen wäre es zu kurz gesprungen, die Politik von Donald Trump und seinem Team als Chaos zu bezeichnen. Es ist viel mehr als das. Hier wird die Ausgangslage nicht nur geringfügig verändert, sondern zerstört.
Trumps Zollpolitik sorgt für Durcheinander
Aus Handelspartnern werden plötzlich Gegner und Staatsbedienstete massenweise entlassen. Alles begleitet von Tamtam auf den Social-Media-Plattformen von Trump selbst und seinem größten Buddy Elon Musk. Konstant dabei nur: ein völliges Durcheinander.
Keiner weiß, was als nächstes passiert. Vor allem abzulesen am Thema Zölle: Sie werden erlassen, um kurz darauf wieder zurückgenommen zu werden. Gegen Trumps alltäglichen Wirrwarr waren selbst die letzten Wochen der Ampelregierung ein Hort hocheffizienter und stabiler Wirtschaftspolitik.
Kapitalmarktexperte: US-Vorgehen überschattet Börsen-Optimismus
Zuletzt war der zu Beginn der zweiten Amtszeit Trumps noch so positiv gestimmte Aktienmarkt der Seismograf für den drohenden wirtschaftlichen Absturz der USA. Unsicherheit ist nämlich nicht nur Gift für die Wirtschaft, sondern ganz besonders für die Börsen. "Die Märkte lassen sich selbst von einem möglichen Frieden in der Ukraine nicht beruhigen", sagt dazu Kapitalmarktexperte Jürgen Molnar von RoboMarkets.
Der in die nächste Runde gehende Zoll-Wahnsinn eines US-Präsidenten Trump überschattet jeglichen Optimismus, der von einer möglichen Waffenruhe in der seit drei Jahren mit einem Krieg überzogenen Ukraine ausgehen könnte.
Jürgen Molnar, Kapitalmarktexperte
Er glaubt zudem dass, ohne die Angst vor einem globalen Handelskrieg, eine solche Aussicht "sicherlich zu einem Kursfeuerwerk an der Wall Street, vor allem aber an Europas Börsen geführt hätte".
Schwache Wirtschaftsdaten
Von Kursfeuerwerken war man an den US-Börsen zuletzt ganz weit entfernt. Im Gegenteil. Gerade die erfolgsverwöhnten Tech-Aktien rauschten in den Keller. Die Kapitalmärkte sind in ihrer Bewertung gnadenlos. Wenn die Stimmung kippt, geht es ganz schnell. Die Entwicklung zuletzt könnte ein Vorbote dafür sein, dass es für den Präsidenten ungemütlicher wird. Denn auch der US-Arbeitsmarkt entwickelt sich schwach. Und dabei ist die Entlassungswelle durch die DOGE-Behörde von Elon Musk noch gar nicht richtig eingerechnet.
Zudem hat sich die Stimmung unter US-Verbrauchern seit Anfang des Jahres deutlich eingetrübt. Sie fiel auf den tiefsten Stand seit Juni 2024. Dabei macht der Konsum immerhin zwei Drittel der US-Wirtschaft aus. Die Inflation, auch wenn zuletzt bessere Zahlen kamen, ist ebenfalls noch nicht besiegt und die Befürchtung von Märkten und Ökonomen lautet: durch Trumps Zollpolitik wird sie eher noch steigen. All das führt dazu, dass Trump nun sogar selbst nicht mehr ausschließt, dass die USA in eine Rezession schlittern.
Finanzberater: Riesiger Vertrauensverlust
"Der Grund für den Vertrauensverlust auf breiter Front, von Unternehmen verschiedenster Sektoren bis zu Haushalten aller Einkommensschichten, liegt darin, dass die neue Regierung an zahlreiche bewährte, vertraute Regelungen und Institutionen die Axt gelegt hat. Beziehungsweise, um im Bild zu bleiben, die Kettensäge", sagt dazu Martin Lück, von der unabhängigen Beratungsgesellschaft Macro Monkey.
Tatsächlich ist es aber noch nicht ausgemacht, dass die Vereinigten Staaten in einer Rezession landen. Das hängt auch davon ab, ob Trump seinen erratischen Kurs weiter fährt oder doch ein offenes Ohr für eine Art von Beratung hat. Sollte es aber wirklich wirtschaftlich bergab gehen, oder die Kurse an den Finanzmärkten länger einbrechen, könnte es auch für Trump eng werden. Viele Amerikaner besitzen Aktien oder Aktiensparpläne, die ihr Alter absichern sollen.
Wenn die Menschen sehen, dass die Regierung sie ärmer macht, wird es zu einer Gegenreaktion kommen und ich glaube, es ist nicht mehr fern.
Martin Lück, Beratungsgesellschaft Macro Monkey
Quelle: dpa
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