Der Unterschied beim Verdienst bleibt unverändert: Frauen verdienen im Durchschnitt pro Stunde vier Euro weniger als Männer.
Frauen in Deutschland haben im Jahr 2021 nach Angaben des Statistischen Bundesamts pro Stunde durchschnittlich 18 Prozent weniger verdient als Männer. Damit blieb der Verdienstunterschied zwischen Frauen und Männern - der sogenannte unbereinigte Gender Pay Gap - im Vergleich zum Vorjahr unverändert.
Frauen bekamen demnach im vergangenen Jahr mit durchschnittlich 19,12 Euro einen um 4,08 Euro geringeren Bruttostundenverdienst als Männer (23,20 Euro). Im Vorjahr hatte diese Differenz bei 4,16 Euro gelegen.
Equal Pay Day erstmals vor Frauentag am 8. März
Anlass für die Veröffentlichung der Zahlen ist der Equal Pay Day. Der bundesweite Aktionstag findet jedes Jahr an dem Tag statt, bis zu dem Frauen angesichts der Lohnlücke von 18 Prozent im Schnitt theoretisch umsonst arbeiten.
Immerhin: Nach dem 10. März im Jahr 2021 findet er 2022 drei Tage früher statt - und damit zum ersten Mal vor dem Internationalen Frauentag am 8. März.
Im Osten ist der Unterschied geringer
In Ostdeutschland fiel der unbereinigte Gender Pay Gap 2021 wie in den Vorjahren mit sechs Prozent deutlich geringer aus als in Westdeutschland (2021: 19 Prozent, 2020: 20 Prozent).
Allerdings wurde der Verdienstabstand in Westdeutschland mit Blick auf die vergangenen 15 Jahre deutlich kleiner: Seit 2006 sank der unbereinigte Gender Pay Gap hier um fünf Prozentpunkte von 24 Prozent auf 19 Prozent im vergangenen Jahr.
Frauen häufiger in schlechter bezahlten Berufen
Der Gender Pay Gap ist die Differenz der durchschnittlichen Bruttostundenverdienste. Unbereinigt vergleicht er allgemein den Durchschnittsverdienst aller Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen. Gut 70 Prozent des Verdienstunterschieds sind nach Angaben der Statistiker dabei auf "strukturbedingte Faktoren" zurückzuführen - etwa darauf, dass Frauen häufiger in schlechter bezahlten Branchen und Berufen und seltener in Führungspositionen arbeiten. Auch arbeiten sie häufiger als Männer in Teilzeit und in Minijobs und verdienen deshalb im Durchschnitt pro Stunde weniger.
Werden Frauen und Männer mit vergleichbarer Qualifikation und Tätigkeit verglichen, ist der Lohnunterschied niedriger. Dieser bereinigte Gender Pay Gap wird alle vier Jahre erhoben. 2018 verharrte er mit sechs Prozent auf dem Wert des Jahres 2014. Im Jahr 2010 hatte der Unterschied sieben Prozent betragen und 2006 acht Prozent.
Schlüsselrolle für Gesundheitsberufe
Der Sozialverband Deutschland (SoVD) forderte mehr Einsatz der Politik für eine gerechtere Bezahlung. Eine Schlüsselrolle sieht der Verband dabei in den Gesundheits- und Pflegeberufen: "Gerade während der Corona-Pandemie haben wir alle gesehen, wie existenziell wichtig diese Jobs für die Gesellschaft sind", erklärte SoVD-Sprecherin Jutta König.
Ein wichtiges politisches Instrument sei das Entgelttransparenzgesetz: "Es ist immer noch so, dass der Auskunftsanspruch darüber, was Kollegen verdienen, erst ab einem Betrieb ab 200 Beschäftigten gilt", kritisierte König. "Frauen arbeiten aber eher in mittleren und kleineren Betrieben - also kommt bei ihnen dieser Auskunftsanspruch nicht zum Tragen."