Es soll eine "einvernehmliche" Einigung sein: Herbert Diess räumt seinen Posten als Vorstandschef von VW. ZDF-Korrespondent Peter Kunz erklärt, was dahinter steckt.
Herbert Diess tritt als Vorstandschef von Volkswagen ab. Der 63-Jährige habe sich mit dem Aufsichtsrat darauf verständigt, zum 1. September auszuscheiden, teilte das Unternehmen am Freitagabend überraschend mit.
Nachfolger soll Porsche-Chef Oliver Blume werden. Die Entscheidung sei "einvernehmlich" gefallen, hieß es in Wolfsburg. Fragen und Antworten zu dem überraschenden Aus des VW-Chefs:
Warum muss Diess gehen?
Peter Kunz, Leiter des ZDF-Studios Niedersachsen, sieht Diess' als "Reizfigur" im Unternehmen:
"Herbert Diess hatte sich nach dem Diesel-Skandal die Spitze beim größten deutschen Arbeitgeber erobert, aber er ist dabei einsam geblieben. Seine Ideen beim Umbau zur Elektromobilität zum Beispiel, das hatte schon visionären Charakter, aber er hat es auch immer wieder geschafft, alle gegen sich aufzubringen: Den Betriebsrat, den Aufsichtsrat, den er regelrecht beleidigt hat, das Land Niedersachsen als Anteilseigner."
Herbert Diess, der Vorstandschef von Volkswagen wird zum 01. September gehen. Dazu eine Einschätzung von ZDF-Korrespondent Peter Kunz.
Sogar den gesamten Konzern, erklärt Kunz: "Wenn er den Abbau von zigtausend Arbeitsplätzen ins Spiel brachte, ohne das mit jemand abgesprochen zu haben."
ZDF-Korrespondent Kunz: "Zuletzt waren es eigentlich nur noch die Familien Porsche und Piech, die größten Anteilseigner bei Volkswagen, die ihm aus Profitinteresse die Stange hielten. Jetzt strauchelt der Konzern beim Aufbau einer Software-Plattform. Und das war der Moment, wo dann auch von diesen Familien die Reißleine gerissen wurde, nun muss er gehen."
Wie reagieren die Mitarbeiter auf die Nachricht?
Bei den Arbeitnehmervertretern stößt der Schritt auf Zustimmung. Volkswagen müsse neben seiner technologischen Favoritenrolle auch der sozialen Vorbildrolle gerecht werden, erklärte IG-Metall-Chef und Volkswagen-Aufsichtsratsvize Jörg Hofmann.
Betriebsratschefin Daniela Cavallo erklärte, Beschäftigungssicherung und Wirtschaftlichkeit müssten gleichrangige Unternehmensziele bleiben. "Alle Kolleginnen und Kollegen müssen mitgenommen werden. Die heutigen Entscheidungen zahlen darauf ein."
Welche Verdienste werden Diess zugeschrieben?
Diess war seit April 2018 Vorstandsvorsitzender von Volkswagen. Er habe "sowohl in seiner Zeit als Vorstandsvorsitzender der Marke Volkswagen als auch des Konzerns die Transformation des Unternehmens maßgeblich vorangetrieben", sagte Aufsichtsratschef Hans Dieter Pötsch zum Abschied. Diess habe den Umbau von VW in der E-Mobilität maßgeblich vorangetrieben.
Wer ist Nachfolger Blume?
Nachfolger Blume will parallel seine Funktion als Porsche-Chef fortführen. Darauf könne sich das Porsche-Team verlassen, sagte Blume laut einer Mitteilung. Das gelte auch nach einem möglichen Börsengang. "Wir haben Porsche technologisch, wirtschaftlich und kulturell erfolgreich aufgestellt", sagte Blume. Er freue sich sehr, die Porsche AG und den Volkswagen-Konzern gemeinsam zu führen.
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Peter Kunz leitet das ZDF-Studio Niedersachsen.