Deutsche Wirtschaft macht Pläne für Wiederaufbau der Ukraine

    Wiederaufbau des Landes:Scholz und EU: "Marshallplan" für Ukraine

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    Weite Teile der Ukraine sind seit dem russischen Angriffskrieg zerstört. Im Dossier "Rebuild Ukraine" präsentieren Wirtschaftsverbände Strategien zum Wiederaufbau des Landes.

    Die deutsche Wirtschaft macht vor dem fünften Deutsch-Ukrainischen Wirtschaftsforum, das am Montag stattfindet, bereits konkrete Pläne für den Wiederaufbau der Ukraine. "Wir müssen Soforthilfe leisten, etwa bei der Infrastruktur oder der Energieversorgung, aber die Zukunft gleich mitdenken", sagte der Geschäftsführer des Ost-Ausschusses der Deutschen Wirtschaft (OA), Michael Harms, dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND).
    50 Experten haben auf Initiative des Ost-Ausschusses der Deutschen Wirtschaft das Dossier "Rebuild Ukraine" mit detaillierten Vorschlägen zum Wiederaufbau erarbeitet, wie das RND berichtete. In dem Papier wird demnach vorgeschlagen, dass die am Wiederaufbau beteiligten europäischen Länder und die EU jeweils einen hochrangigen Koordinator ernennen. Die Koordinatoren sollen einen Rat bilden, der sich mit Kiew über Erfordernisse und Projekte austauscht.

    Digitalisierung, Agrarwirtschaft und grüne Energien

    Jedes Geberland solle die Aufsicht über eigene Projektmittel behalten, um Transparenz und Rechenschaftspflicht zu gewährleisten, heißt es laut RND. Harms sagte, es sei zweierlei zu leisten:

    Die Bevölkerung muss schnelle Ergebnisse beim Wiederaufbau zerstörter Infrastruktur sehen.

    Michael Harms

    Gleichzeitig sollten "Grundlagen für nachhaltiges Wachstum" geschaffen werden.
    Eine ältere Dame steht vor ihrem zerstörten Haus und umarmt eine freiwillige Helferin
    In der Ukraine beteiligen sich junge Freiwillige am Wiederaufbau zerstörter Häuser. 16.10.2022 | 2:29 min
    Dies bedeute vor allem, die "riesigen Wachstumspotenziale der Ukraine auf den Feldern Digitalisierung, Agrarwirtschaft und grüne Energien auszuschöpfen und konsequent auf den Aufbau einer kohlenstoffarmen Wirtschaft zu setzen", erläuterte der OA-Geschäftsführer.
    Solange Krieg herrsche, sei natürlich nicht mit einer riesigen Investitionswelle deutscher Unternehmen zu rechnen, sagte Harms. Das werde eher ein schleichender Prozess, den es aber vorzubereiten gelte.

    "Marshallplan des 21. Jahrhunderts"

    Bundeskanzler Olaf Scholz und EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen plädieren für einen internationalen "Marshallplan des 21. Jahrhunderts" zum Wiederaufbau. In einem gemeinsamen Beitrag für die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" schrieben sie, dabei handle es sich um "eine Generationenaufgabe, die jetzt beginnen muss".
    "Den Aufbau zerstörter Wohngebäude, Schulen, Straßen, Brücken, der Infrastruktur und der Energieversorgung, all das müssen wir jetzt angehen, damit das Land rasch wieder auf die Beine kommt." Schließlich benötige die Ukraine die Perspektive, dass sie wirtschaftlich nach Kriegsende wieder durchstarten könne.

    Auch Privatinvestitionen von Bedeutung

    Langfristig werde es wichtig sein, "dass private Geldgeber und Unternehmen in den Wiederaufbau der Ukraine investieren", betonten von der Leyen und Scholz. Der EU falle dabei eine besondere Rolle zu, weil die Ukraine Beitrittskandidat sei:

    Der Weg des Wiederaufbaus ist daher auch der Pfad der Ukraine in die Europäische Union.

    Kanzler Scholz und EU-Ratspräsidentin von der Leyen

    "Seit Sommer ist die Ukraine ein EU-Beitrittskandidat. Der Weg des Wiederaufbaus ist daher auch der Pfad der Ukraine in die Europäische Union." Die Wirtschaft solle nachhaltiger und digitaler gestaltet werden.

    Es geht darum, höchste Standards in Sachen Rechtsstaatlichkeit zu setzen und effektive Stellen zu etablieren, um Korruption zu bekämpfen.

    Kanzler Scholz und EU-Ratspräsidentin von der Leyen

    Das seien die Werte, für die Europa stehe und die dabei helfen würden, das Vertrauen der Investoren und Geber zu gewinnen.
    Scholz hatte bereits beim Gipfel der G7-Gruppe führender Industriestaaten im Juni auf Schloss Elmau einen Marshallplan für die Ukraine vorgeschlagen. Der Kanzler zog dabei eine Parallele zu dem unter US-Regie umgesetzten Marshallplan, der nach dem Zweiten Weltkrieg den Wiederaufbau des kriegszerstörten Westeuropas finanziert hatte. Die Weltbank beziffert die bisherigen Schäden des Krieges auf 350 Milliarden Euro.
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    Quelle: Reuters
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