Dieses Jahr treiben die Reben nur langsam aus. Wegen der kühlen Witterung rechnen die Winzer mit einer Rebblüte im Juni. Vieles deutet auf eine spätere Weinlese hin.
Nach einem ungewöhnlich kühlen April sind die Weinreben in ihrer Entwicklung etwa drei Wochen später dran als im vergangenen Jahr. "Die Tendenz zu einer immer früheren Rebblüte und Weinlese wird sich in diesem Jahr nicht fortsetzen", sagte Frank Schulz vom Deutschen Weininstitut in Bodenheim bei Mainz.
In den sechs Anbaugebieten von Rheinland-Pfalz blieben die meisten Winzer aber von Frostschäden verschont - im Unterschied zu einigen Kollegen in Franken, Württemberg oder Baden.
Jahrgang wie 2018 "nicht zu erwarten"
"In der ersten Maiwoche mit Nachttemperaturen zwischen null und fünf Grad sind wir im Vergleich zum langjährigen Mittel drei vier Tage hinten dran", sagt Ingo Steitz, der Präsident des größten deutschen Anbaugebiets Rheinhessen.
Ein Jahrgang wie 2018 sei daher in diesem Jahr nicht zu erwarten, sagt Steitz. Bei Weißweinen könne dies aber auch günstig sein, um beim 2021er die gewünschte Stilistik von leichten Weinen mit feiner Raffinesse und einem vom Boden geprägten Aroma zu erreichen.
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Die Lokale sind wegen Corona seit Monaten zu, deswegen steigt der Weinabsatz im Lebensmittelhandel. Die Verbraucher griffen auch häufiger zu teureren Weinen.
Nach dem späten Austrieb erwarten viele Winzer, dass sich die Rebblüte bis etwa Mitte Juni verzögern könnte. Die Rebblüte beeinflusst direkt den Zeitpunkt der Weinlese - die Trauben sind ungefähr 100 Tage nach der Blüte reif.
Frostschäden in Baden
Im vergangenen Jahr trieben die Reben bereits Mitte April aus. Damals erlebten einige Winzer in der Pfalz zum ersten Mal, dass die Reben vor den Kastanien zu blühen begannen. "In diesem Jahr sind wir wieder eher im langjährigen Mittel", sagte der Geschäftsführer der genossenschaftlichen Weinbiet Manufaktur in Neustadt an der Weinstraße, Bastian Klohr.
Dank des späten Austriebs konnten aber auch die in südlichen Anbaugebieten oder auch in Frankreich aufgetretenen Frostschäden vermieden werden. "Wir sind in Rheinland-Pfalz mit einem blauen Auge davongekommen", sagte Schulz. Im südlichen Baden seien zahlreiche Weinberge geschädigt worden, bis zu einem Viertel der Flächen.
Späte Fröste seien die große Gefahr bei einem frühen Austrieb als Folge des Klimawandels, sagte Klohr. Auch wenn die Pflanzen bei günstiger Witterung die Verzögerung der Vegetation aufholen könnten, spreche vieles dafür, dass die Weinlese im Herbst diesmal später sei als 2020 oder 2018. Für die nächsten Wochen im Mai hoffen die Winzer auf höhere Temperaturen über einen längeren Zeitraum und ausreichend Regen in den Weinbergen.