Wegen der hohen Inflation verabschiedet sich die US-Notenbank Fed von ihrer ultralockeren Geldpolitik - und ebnet den Weg für Leitzins-Erhöhungen im kommenden Jahr.
Wegen der hohen Inflation beschleunigt die US-Notenbank Fed ihre Abkehr vom Krisenmodus und fasst mehrere Zinserhöhungen für 2022 ins Auge. Sie entschied am Mittwoch, die als Corona-Konjunkturstütze eingesetzten Anleihekäufe schneller abzuschmelzen. Waren im November noch Papiere im Wert von 105 Milliarden US-Dollar angekauft worden, soll das Niveau im Dezember um 30 Milliarden Dollar reduziert werden. Im Januar sollen es nur noch 60 Milliarden Dollar sein. Damit könnte das Programm bereits im Frühjahr auslaufen.
Mit den Wertpapierkäufen pumpt die Fed zusätzliches Geld in die Finanzmärkte, um die Kreditzinsen niedrig zu halten und die Wirtschaft anzukurbeln. Vom Beginn der Corona-Krise bis zum Oktober hatte die Fed monatlich Papiere im Wert von 120 Milliarden Dollar gekauft.
Auf dem Freiburger Wochenmarkt wird deutlich: Tomaten, Kartoffeln, Zwiebeln, Eier – alles teurer. Dazu ständig steigende Sprit-, Strom- und Heizkosten. Die Inflationsrate liegt über 5 Prozent, viele sind überrascht. Steigen die Preise weiter?
Fed signalisiert Zinsanhebung
Der sukzessive Ausstieg aus den Anleihekäufen gilt als Vorstufe für mögliche Erhöhungen des Leitzinses. Wie aus dem Ausblick der Währungshüter um Fed-Chef Jerome Powell hervorgeht, halten sie drei Zinsschritte nach oben im kommenden Jahr für angebracht: Ende 2022 würde das Niveau dann bei 0,9 Prozent liegen. Einstweilen beließen die Währungshüter den Leitzins aber in der Spanne von null bis 0,25 Prozent.
Die Aussicht auf eine straffere US-Geldpolitik ermunterte Anleger zum Kauf von Dollar. Mit US-Aktien deckten sich Investoren ebenfalls ein. "Drei Anhebungen bedeuten einen Anstieg um 0,75 Prozentpunkte, deutlich mehr als der Markt erwartet hatte", sagte Naeem Aslam, Chef-Marktanalyst des Brokerhauses AvaTrade.
"Ihnen gefällt, dass die Fed endlich gegen die Inflation vorgeht, die außer Kontrolle geraten ist", so Aslam.
Auch Randy Frederick vom Brokerhaus Charles Schwab erklärte: "Es ist etwas aggressiv. Ich hatte erwartet, dass es eine oder zwei Zinserhöhungen geben und die erste nicht vor Mitte des Jahres kommen wird. Dies zementiert die Tatsache, dass sie die Inflation nicht als vorübergehend betrachten.
Konjunkturpaket überdimensioniert?
Die Fed sieht sich mit dem stärksten Inflationsdruck seit Anfang der 80er Jahre konfrontiert. Die Verbraucherpreise stiegen im November um 6,8 Prozent. Die Teuerungsrate ist damit sehr weit über das Ziel der Notenbank von 2,0 Prozent hinausgeschossen. In ihrer nun aktualisierten Inflationsprognose geht die Fed davon aus, dass die Teuerungsrate auch 2022 mit 2,6 Prozent erhöht bleiben wird.
ZEW-Experte Friedrich Heinemann sieht auch die massiven Konjunkturspritzen der Regierung von Präsident Joe Biden als Treiber der Teuerung: "Die sehr hohe US-Inflationsrate von über sechs Prozent zeigt inzwischen deutlich, dass das Biden-Konjunkturpaket überdimensioniert war und über das Ziel hinausgeschossen ist." Eine durch historisch hohe Staatsschulden angefachte Nachfrage treffe auf ein durch Lieferengpässe eingeschränktes Angebot. "Dieser Mix ist hochinflationär, so dass die Geldpolitik nun gegensteuern muss."