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Analyse
Trump verhängt hohe Zölle:Statt "Win-Win" am Ende nur "Lose-Lose"
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Zölle bremsen den freien Warenverkehr aus. Seit der zweiten Amtszeit von Präsident Donald Trump muss die Weltwirtschaft täglich damit umgehen - droht ein weltweiter Handelskrieg?
25 Prozent Zoll werden auf Waren aus den Nachbarstaaten Amerikas fällig, bestehende Zölle auf chinesische Waren haben sich von zehn auf 20 Prozent erhöht. Mexiko und Kanada haben Gegenzölle angekündigt. Der Ton wird schärfer, von "Handelskrieg" und "Vergeltung" ist die Rede.
Auch der Europäischen Union droht US-Präsident Donald Trump. Etwas Konkretes gibt es noch nicht. Bisher sagte er:
Es werden 25 Prozent sein, allgemein gesprochen, und zwar für Autos und alle anderen Dinge.
Donald Trump, US-Präsident
Trump will einen Deal
Für Donald Trump zählt nur, was ein "Deal" ist. So war er (es) immer und so wird er (es) wohl immer sein. Was die Geschäfte mit der EU angeht, könnte einiges für die USA in den Augen Trumps besser laufen. Ein Dorn im Auge ist ihm, dass die EU viel mehr Waren in die USA exportiert, als umgekehrt Europa aus den Vereinigten Staaten importiert.
Beide Seiten profitieren allerdings vom Handel in unterschiedlicher Form. Das von Trump immer wieder angesprochene Handelsdefizit muss man einordnen. Bei Dienstleistungen zum Beispiel haben die USA einen deutlichen Überschuss. Bei Autos haben die Europäer die Nase vorn. Mit aktuell 2,5 Prozent Zoll für europäische Fahrzeuge in Richtung USA und zehn Prozent Zoll für US-Autos Richtung Europa, kann man Trumps Unmut gegenüber der EU jedoch nachvollziehen.
Gegenüber dem ZDF sagte Oliver Blume, Chef von Volkswagen, er wolle mit Donald Trump reden, eventuell auch zusammen mit den Konzernchefs von Mercedes und BMW. Gemeinsam wollten sie versuchen, mit Donald Trump zumindest einen ausgeglichenen Handel zu finden.
Zölle treiben die Preise
25 Prozent Zölle auf deutsche Autos sollen fällig werden. Das bedeutet vor allem für Verbraucher, dass ihr Auto plötzlich rein rechnerisch zum Beispiel nicht mehr 20.000, sondern 25.000 Euro kosten könnte, je nach Preisgestaltung der Händler. Die Teuerung betrifft aber alle Bereiche und damit Waren, für die Zölle in Kraft treten.
Hierzulande sind unter anderem die Bereiche Autobauer, Zulieferer, Maschinenbau, Stahlindustrie, Pharma, Chemie betroffen. Für den Umschlagplatz Hamburger Hafen bedeuten die Zölle womöglich verringerte Zuwachsraten oder ein geringeres Handelsvolumen, heißt es aus dem Norden.
Weltweit Arbeitsplätze betroffen
Der US-Präsident bietet europäischen Firmen immerhin an, mehr in den USA zu produzieren. Dann käme er ihnen mit Steuererleichterungen entgegen und auch die angedrohten Zölle seien vom Tisch, heißt es. Momentan fertigt zum Beispiel Volkswagen in Mexiko und den USA. In den Vereinigten Staaten arbeiten 20.000 Menschen für Volkswagen. Eine Verlagerung der Produktion würde vermutlich auf beiden Seiten Arbeitsplätze kosten.
Wirtschaftsabschwung droht
Sollten die angedrohten Zölle tatsächlich in die EU kommen, würde die ohnehin angeschlagene deutsche Wirtschaft weiter leiden. Momentan stottert der Wachstumsmotor in der Bundesrepublik bei 0,2 Prozent Wachstum, laut Bundesbank-Chef Joachim Nagel würde es mit Zöllen in den Minusbereich abdriften.
Neue Märkte erschließen
Was kann die EU also tun? Sie kann gegen die USA mit Gegenzöllen Druck aufbauen, US-Patente einfrieren oder US-Firmen den Zugang zum europäischen Markt erschweren. Das alles wäre möglich. Oder sie wählt einen weiteren und sanfteren Weg, der sich wirtschaftlich auszahlen könnte. Zum Beispiel, indem sie sich neue, vielversprechende Märkte in Ost und West erschließt.
So soll noch diese Woche ein Freihandelsabkommen mit Indien seitens der EU unterzeichnet werden. Mit den Ländern Süd- und Mittelamerikas ist das mit "Mercosur" bereits geschehen. Wie heißt es so schön: "Wenn zwei sich streiten, freut sich der Dritte." Die lachenden Dritten könnten bei dem ganzen Zollstreit die wirtschaftlich aufstrebenden Länder sein, fernab von den "üblichen Verdächtigen" China und den USA.
Die amerikanische Presseagentur AP mit Sitz in New York schreibt: "Die US-Regierung hat ihr Land in einem Zollkampf gestürzt." Das Ausmaß und Ende sind derzeit völlig offen.
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