Ines Henkel ist mit 55 Jahren die Klassenälteste. Sie bringt schon 15 Jahre Berufserfahrung als Altenpflegehelferin mit. Für die dreijährige Umschulung zur Fachkraft hat sie gute Gründe: Ines verdient dann rund 600 Euro mehr im Monat – und übernimmt auch mehr Verantwortung. Wieder für die Schule zu lernen, fällt ihr zwar manchmal schwer, aber ihr Lebenspartner unterstützt sie dabei.

Lea Kramer hatte von Anfang an eine Vertraute in der Klasse: Ihre Zwillingsschwester Ria. Die beiden kennen den Beruf der Altenpflegerin seit vielen Jahren, denn auch ihre Mutter arbeitet in der Branche – und besucht sogar dieselbe Pflegeschule wie ihre Töchter, nur zwei Klassenstufen höher. Lea hat das erste halbe Jahr in einer Einrichtung gearbeitet, in der sie pflegebedürftige Menschen in Wohngemeinschaften betreut hat. Dann wurde ihr gekündigt. Sie hat aber schnell einen neuen Ausbildungsbetrieb gefunden.

Patricia Kramer ist schon als Kind mit ihrer Mutter von Ort zu Ort gefahren und hat so gelernt, wie Menschen zuhause versorgt  werden – in der ambulanten Pflege. In die Ausbildung bringt sie jahrelange Erfahrung mit: Erst als Beobachterin und später als Pflegehelferin in ihrer Einrichtung in Falkensee, in der sie bis heute arbeitet. “Hier will ich alt werden”, sagt Patricia. Gleichzeitig weiß sie schon jetzt, dass der Beruf der Altenpflegerin nicht ihre letzte Station sein soll: Sie will auch nach den drei Jahren Ausbildung weiter lernen und später ins Pflege-Management wechseln.

Ria Kramer besucht die Pflegeschule in Paulinenaue zusammen mit ihrer Zwillingsschwester Lea – und mit ihrer Mutter, die im dritten Lehrjahr ist. Ria kommt aus der Kleinstadt Rathenow und wusste durch ihre Mutter schon früh, dass sie Altenpflegerin werden möchte. Ihre ersten Praktika hat sie in der achten und neunten Klasse gemacht. Nach einem halben Jahr in ihrem ersten Ausbildungsbetrieb hat sie, zeitgleich mit ihrer Schwester Lea, die Stelle gewechselt.

Martin Lehmann hat elf Jahre in den Vereinigten Arabischen Emiraten gelebt und dort Feuerwehren beraten. Zurück in Deutschland war er zu alt für einen Neustart bei der Berufsfeuerwehr. Martin wusste aber: Er will weiterhin im sozialen Bereich arbeiten und wagt jetzt den Sprung zum Altenpfleger – als Einziger in der Klasse, der keinerlei Vorerfahrungen mitbringt. Für Martin ist das kein Hindernis: Er fühlt sich bislang genau richtig in dieser Ausbildung.

Nadine Oltersdorf hatte schon viele Jobs: Sie ist gelernte Industriebuchbinderin, hat in einer Änderungsschneiderei gearbeitet und ist vor zweieinhalb Jahren über eine Freundin in der Pflege gelandet: Erst als Hauswirtschaftshilfe, dann als Pflegehelferin und nun als angehende Altenpflegerin im ambulanten Bereich.
Nadines Leben ist streng getaktet: Neben ihren Schichtdiensten und der Pflegeschule ist sie auch alleinerziehende Mutter. So hilft sie am Nachmittag ihrer sechsjährigen Tochter bei den Hausaufgaben und lernt dann abends für ihre eigene Ausbildung. Und die soll nicht die letzte Etappe sein: Nadine will sich später auch zur Wundexpertin ausbilden lassen.

Didier Happy Sikleu ist vor zwei Jahren aus Kamerun nach Deutschland geflohen. Seine ersten pflegerischen Erfahrungen hat er während zwei Praktika in Rathenow gesammelt. Danach legten ihm Kollegen und Vorgesetzte die Ausbildung nahe. Ein Wagnis, denn Happy ist der erste Geflüchtete, der in der Pflegeschule in Paulinenaue und in seinem Betrieb zum Altenpfleger ausgebildet wird. Mit vielen Hürden: Neben der Ausbildung muss er Deutsch lernen, seine Zeugnisse waren bis zuletzt nicht anerkannt.
Seit dem 1. April 2019 ist die Ausbildung für Happy beendet: Mehrere Wochen kam er nicht zur Arbeit, war nicht mehr erreichbar. Schließlich wurde ihm von seinem Betrieb gekündigt. Auch zu uns hat Happy den Kontakt abgebrochen.

• Kimberly Stiller wollte unbedingt Altenpflegerin werden; der Wunsch kam auf, als sie ihre eigene Uroma zuhause gepflegt hat. Es folgten erste Praktika, der Ausbildungsbeginn im Oktober 2018 – und schnell die Ernüchterung: Weil Kimberly kleinwüchsig ist, schafft sie manche pflegerischen Tätigkeiten rein körperlich nicht. Und so wurde ihr von ihrer ersten Ausbildungsstätte gekündigt. Daraufhin sucht sie wochenlang nach einem neuen Betrieb – und gibt schließlich Ende Januar auf. Die Brandenburgerin hat die Klasse im Februar verlassen und sucht jetzt nach einem anderen Weg, voraussichtlich über den Bundesfreiwilligendienst.

Laura kommt aus dem kleinen Dorf Haagen in Brandenburg. Auch sie hat schon Monate vor Ausbildungsbeginn erste Erfahrungen als Assistentin bei ihrer heutigen Einrichtung gesammelt. Nach ihrem Abitur hätte Laura auch studieren können – sie entscheidet sich aber bewusst für die Arbeit mit alten Menschen: “Alles, was ich mache, mache ich mit Leidenschaft und engagiere mich da sehr.”

• Brit Zirnite bringt viel Erfahrung mit in die Ausbildung: Sie hat bereits sechs Jahre als Altenpflegehelferin gearbeitet. In dieser Zeit hat sie viel erlebt – nicht nur Gutes. Brit wurde von ihrem früheren Arbeitgeber gekündigt und entschließt sich mit Mitte 40 auf eigenen Beinen stehen zu wollen: “Ich möchte die Leute gerne so pflegen, wie ich auch gepflegt werden will.” Weil das in vielen Einrichtungen nicht möglich ist, will Brit sich nach der Ausbildung selbstständig machen, um so ihre Ideen eines würdevollen Alterns umzusetzen. Bis dahin muss Brit erst einmal die dreijährige Ausbildung schaffen – ein Ziel, bei dem sie von ihrem Mann unterstützt wird.

Sylvia Klingelhöfer war selbst als Kinderkrankenschwester in der Pflege tätig, bevor sie an die Pflegeschule in Paulinenaue kam. Sie begleitet die Auszubildenden als Klassenlehrerin durch die dreijährige Ausbildung – mit Herz und Professionalität. Sylvia Klingelhöfers Anspruch ist, niemanden zu unter- oder zu überfordern und dabei ihren Unterricht so zu gestalten, dass er Spaß macht und verständlich ist.