Wie krisenfest ist Deutschland? – Das passiert bei ZDFheute live
Der Krieg hat die Politik verändert. Vor einem Jahr verkündete Kanzler Scholz die "Zeitenwende". Damals sagte er: "Wir erleben eine Zeitenwende. Das bedeutet: Die Welt danach ist nicht mehr dieselbe, wie die Welt davor." Heute zog er in seiner Regierungserklärung eine erste Bilanz. Er sieht die Bundeswehr und auch die Nato gestärkt.
Aus der Opposition kommt Kritik. CSU-Landesgruppenchef Dobrindt warf der Bundesregierung mangelndes Handeln vor. Er nannte als Beispiele ausgebliebene Materialbeschaffungen, die weiter mangelnde Ausstattung der Bundeswehr und unzureichende Verteidigungsausgaben im Haushalt.
Braucht die "Zeitenwende" mehr Zeit und Geld? Sollten Feiertage abgeschafft werden, um die Verteidigungsausgaben zu stemmen? Wie gut ist Deutschland insgesamt auf den Krisenfall vorbereitet? Wie sieht es aus mit Sabotage, Cyberangriffen, Blackouts, Unwetterkatastrophen oder Pandemien? Können wir von anderen Ländern lernen?
Darüber sprechen wir mit Katastrophenforscher Prof. Martin Voss und Serafine Dinkel von der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik.
Experte: Deutschland hat den Umgang mit Katastrophen verlernt
Wie anfällig Deutschland für Katastrophen ist, zeigte im Juni 2021 die Hochwasser-Katastrophe im rheinland-pfälzischen Ahrtal und in Nordrhein-Westfalen, bei der mehr als 180 Menschen starben und Tausende ihr Zuhause verloren. Viele Experten sind überzeugt, dass die Todesopfer vermeidbar gewesen wären. Denn statt frühzeitig Menschen zu evakuieren, unterschätzten Behörden und Politiker die Gefahr und machten Fehler bei der Kommunikation. Es zeigte sich zudem, dass bislang auch beim Wiederaufbau ein Plan fehlt, um die Region vor künftigen Hochwassern zu schützen.
Doch nicht nur die Behörden, auch die Gesellschaft, habe es verlernt, mit Katastrophen umzugehen, so der Katastrophenforscher Martin Voss: "Seit der Wiedervereinigung war der Krieg so weit weggerückt, dass wir meinten, wir könnten alles miteinander vernetzen und uns kritische Infrastrukturen so erlauben, als ob es niemanden gäbe, der Interesse hätte, sie zu manipulieren", sagt er. Erst der russische Angriffskrieg auf die Ukraine habe das erschüttert.
Voss fordert zivilgesellschaftliche Einrichtungen für die Kommunikation zwischen Bevölkerung und Behörden, die im Katastrophenfall als Mediatoren agieren: "Wenn wir so etwas zu Beginn der Corona-Pandemie gehabt hätten, wären uns viele Auswüchse wie die Talkshow-Experten und vielleicht sogar die Querdenker erspart geblieben."
Mit Material von ZDF und afp
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