Ändert Putin die Strategie? - Das passiert bei ZDFheute live
Hohe Verluste und eine stagnierende Frontlinie – Putins Angriffskrieg in der Ukraine läuft offenbar schleppend. Mancherorts gelang es ukrainischen Truppen wohl eine Gegenoffensive zu starten. Die bislang nur geringen militärischen Erfolge werden für den russischen Präsidenten immer mehr zum Problem. Vor allem logistische Schwierigkeiten verhinderten zuletzt den Vormarsch der russischen Streitkräfte.
Russlands Vize-Generalstabschef Sergej Rudskoj hatte am Freitag überraschend angekündigt, dass sich die russische Armee künftig auf die Donbass-Region in der Ostukraine konzentrieren werde. Die Regierung in Kiew befürchtet daher eine Zuspitzung der humanitären Lage in Mariupol im Osten der Ukraine.
Verfolgen die russischen Streitkräfte mit der Konzentration auf die Donbass-Region nun einen Plan B? Bisher lautete das erklärte Kriegsziel des Kremls, die gesamte Ukraine zu "entnazifizieren", die Demilitarisierung des Landes und Staatschef Wolodymyr Selenskyj zu stürzen. Sicherheitsexperte Dr. Christian Mölling glaubt nicht an eine Planänderung Russlands. Er befürchtet eine neue russische Angriffswelle. Es sei nicht plausibel, dass sich der Kreml jetzt nur noch auf den Donbass konzentriere, weil die Eroberung von Kiew bislang gescheitert ist.
Befindet sich der Krieg in der Ukraine nun an einem Wendepunkt? Sieht sich Präsident Putin nun zu einem Strategiewechsel gezwungen, oder handelt es sich um eine weitere Täuschung des Kremls? Darüber spricht ZDFheute live mit dem regierungskritischen russischen Geheimdienstexperten und Investigativjournalist Andrej Soldatov und der Militärexpertin Dr. Margarete Klein.
Chance auf Durchbruch bei Friedensverhandlungen?
Nach Angaben Russlands dürften die neuen Verhandlungen mit der Ukraine am Dienstag beginnen. Der türkische Präsident Erdogan und Präsident Putin hatten sich in einem Telefonat am Sonntag darauf verständigt, dass die neue Runde der Verhandlungen, die zuletzt per Videokonferenz geführt wurden, in Istanbul stattfinden soll. Die Ukraine hat im Vorfeld angekündigt, die russische Forderung nach Neutralität des Landes „gründlich“ prüfen zu wollen.
Ein persönliches Gespräch erlaube inhaltsreichere Verhandlungen als eine Video-Schalte, so Kremlsprecher Peskow. Er betonte aber auch, dass die beiden Kriegsparteien von einer Einigung noch weit entfernt sind.
Bereits in den vergangenen Wochen gestalteten sich die Verhandlungen zwischen der ukrainischen und der russischen Delegation als äußerst schwierig. Kiew fordert etwa einen Abzug der russischen Truppen, territoriale Integrität und Sicherheitsgarantien. Moskau will einen Nato-Verzicht der Ukraine erreichen sowie eine Anerkennung der abtrünnigen Separatistengebiete im Osten der Ukraine als eigene Staaten. Außerdem fordert der Kreml die Anerkennung der 2014 annektierten Halbinsel Krim als Teil Russlands.
Mit Material von AFP, AP, Reuters und DPA.
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